Orts- und Heimatgeschichte: Unterschied zwischen den Versionen

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==='''Chronik Friedrich Hilgendorf'''===
==='''Chronik Friedrich Hilgendorf'''===


Im Kreisarchiv von Potsdam-Mittelmark in Belzig liegt eine Ortschronik vom Lehrer Friedrich Hilgendorf vor. Diese Chronik betrifft die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Sie enthielt so einige Aufzeichnungen aus der nationalsozialistischen Zeit. Der Lehrer galt als linientreu in der Nazizeit. Nach der Niederlage Nazi-Deutschlands sind mehrere Blätter aus der Chronik entfernt worden.
In Belzig im Kreisarchiv von Potsdam-Mittelmark liegt eine Ortschronik vom Lehrer Friedrich Hilgendorf vor. Diese Chronik betrifft in erster Linie die Zeit des 19. Jahrhunderts und davor, sowie die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Sie soll auch einige Aufzeichnungen aus der nationalsozialistischen Zeit enthalten haben. (Der Lehrer galt als linientreu in der Nazizeit.) Nach der Niederlage Nazi-Deutschlands sind mehrere Blätter aus der Chronik entfernt worden, so die mündliche Überlieferung. Es folgt die Abschrift einer Abschrift der Chronik aus dem Nachlass Eberhard und Ilse Nitzschke, die aber nicht dem Original der im Kreisarchiv liegenden entspricht. Es ist davon auszugehen, dass die vorliegende Kopie von einer Vorlage zu Unterrichtszwecken entstammt.
 
'''''Dorfgeschichte von Groß Kreutz''''' ''(zusammengestellt von F. Hilgendorf)''
 
''Entstehung und Name des Ortes: Der Name des Ortes entstand nach einer alten Sage zur Zeit der ersten Ausbreitung des Christentums in hiesiger Gegend. Karl der Große soll bei seinem Kreuzzug gegen die Wenden bis zu der Stelle, wo heute die Post steht, vorgedrungen sein, und dann den Rückzug befohlen haben. Vor seiner Umkehr aber ließ er dort ein großes Holzkreuz errichten. Danach nannte man den Ort "crusis locus" (Ort des Kreuzes)Später änderte sich der Name: Krutzewitz, Kreuzwitz, Großenkreuzewitz, Großenkreutz. Neuere Forscher sind der Ansicht, daß Kreutz eigentlich Gereut?<ref>eventuell stammt das Wort aus dem Mhd., und bedeutet so netwas wie gerodeter Wald, urbar gemacht. Die Herkunft ist noch nicht geklärt</ref> (Siedlung) bedeutet. Franken sollen die Gründer des Ortes gewesen sein und zuerst etwas südlich vom heutigen Dorf eine Siedlung gegründet haben. (Steinmatenberg). Später bauten sie auch nördlich an der heutigen Dorfstraße an. In der frühesten Zeit bestand die hiesige Gegend aus Morästen und Bruchland, das wohl mit Elsen, Weiden und Gesträuch bewachsen war, aber für das Vieh unzugänglich war, weil die Havelüberschwemmungen bis an die Nordgrenze des Lehniner Höhenlandesreichten. Daher standen hier nur vereinzelte Weidenhütten, deren Bewohner sich hauptsächlich von der Jagd ernährten. ''
 
'''''Großkruzewitz'''. Zu Albrecht des Bären Zeiten ist unser Ort ein kleines wendisches Dorf, wie schon der Name bekundet. Die Bewohner treiben neben der Jagd Ackerbau und Viehzucht. Das Dorf ist mit Wald und tiefen Wassergräben umgeben gewesen. Wahrscheinlich haben die Wenden das Dorf verlassen, als Albrecht der Bär Zauche und Havelland bekam. Ein Herr von Rochow, zu dessen Lehen das Dorf gehörte, wies deutschen Ansiedlern hier Wohnsitze an und baute sich an der Stelle, wo heute das Schloß steht, eine kleine Wasserburg. So wurde der Ort ein deutsches Dorf. ''
 
''Die''' Schloßherren.''' In ältester Zeit gehörte Groß Kreutz den Herren von Rochow. Später wurde es an Herrn von Streithorst verkauft, dann an Wolf-Dietrich von Haken. Um 1800 geht es durch Heirat in den Besitz der Herren von Arnstedt über. Durch Erbschaft kommt das Rittergut an die Familie von der Marwitz. Das heutige Schloß wurde im Jahre 1765 gebaut und 1886 durch einen Anbau vergrößert, der von den jeweiligen Pächtern bewohnt wurde.''
 
''Die''' Kirche.''' Die Kirche ist ein alter Feldsteinbau, der nach dem 30jährigen Kriege errichtet sein soll. Sie war viel kleiner als jetzt. Die kleinen zugemauerten Rundbogenfenster sind noch zu sehen,ebenso am Ostgiebel die alte umgebaute Ostwand. Das Dach trug einen kleinen Holzturm (Dachreiter) mit einer Glocke. 1755 und 1855 wurde die Kirche vergrößert. Zuerst wurde der 30m hohe Kirchturm angebaut, 1855 dann die Seitenflügel. der turm enthielt zwei Glocken, der Sage nach aus dem Nahmitzer See stammend. Die Inschrift der großen Glocke lautet: O König der Ehren, komme inFrieden "1409"; die der kleineren: "Ave Maria, 1500". Der Altar ist eine Nachbildung dessen der Potsdamer Garnisonkirche. Auf dem Altar stehen ein Kruzifix und 2 Leuchter aus schwarzem Eisen. Die erste Orgel stand hinter dem Altar. Die schöne Ausstattung und Bemalung, die neue Orgel und den großen Kronleuter erhielt die Kirche 1907. Unter dem Altarraum ist ein Grabgewölbe, in dem 14 Särgen der Geschlechter v. Haken und v. Arnstedt stehen. Im Altarraum hängen große gußeisernen Gedenktafeln  der hier beigesetzten, auf dem Herrschaftschor hängen einige Bilder der Verstorbenen und sämtliche Wappen. Auf dem Kirchhof stand in alter Zeit eine sehr hohe Spitzpappel, die der Blitz 1825 zerschmetterte. Am Ostgiebel steht noch eine über 200 Jahre alte Linde, um die sich bis 1709 ein Weinstock bis in den Gipfel rankte und jeden Herbst die schönsten Trauben trug, er ist dann erfroren. Dort befindet sich auch die Ruhestätte v.d. Marwitz. ''
 
''Die''' Schule.''' Auf dem Platze an der Friedenseiche, wo damals noch ein Pfuhl war, stand um 1650 ein kleines strohgedecktes Haus aus Fachwerk mit dem Giebel nach der Dorfstraße. Die Wände waren aus Lehmstaken. Die Viehställe waren mit im Haus. Nach den Freiheitskriegen wurde eine Wohnstube angebaut. Die alten Lehrer?? waren zugleich auch Küster von Kemnitz, waren Schneider oder Weber. 1855 wurde dann auf demselben Platze das jetzige alte Schulhaus errichtet. Während der Bauzeit unterrichtete der damalige Lehrer im Kartoffelkeller hinter den Bergscheunen. In diesem Schulhause wurde bis zum Jahre 1913 unterrichtet. Als 1890 die Kinderzahl auf 150 gestiegen war,wurde ein neues zweites Schulhaus an der Chaussee erbaut. 1910 wurde es durch einen Anbau vergrößert und nun alleiniges Schulhaus. Das alte diente nur noch als Wohnung (Kantor).''
 
'''''Groß Kreutz um das Jahr 1800.''' Vor der Regierungszeit Friedrich II. bestand unsere Gegend meist aus für's Vieh unzugänglichen Bruchen und Morästen, wo wenig Heu gewonnen, das Haltevieh hatte wenig Nahrung, und da es an Dünger fehlte, wurde der Acker vernachlässigt (Dreifelderwirtschaft). Erst als Friedrich II. auf Staatskosten den Hauptgraben und die Nebengräben zur Entwässerung durch Feldmark legen ließ, kam für die Landwirtschaft eine bessere Zeit. Der König schenkte der Gemeinde 1 Dtz. Rindvieh und erließ ein paar Jahre die Steuern. Jetzt wurden die felder gedüngt und die Ernten reicher. Das Gut umfaßte 3000 Morgen. Die Dorfgemeinde zählte 10 Bauern und 9 Kossäthen. Der Ort bestand nur aus der heutigen alten Dorfstraße und den Gutshäusern am Kreuzdamm. Östlich vom Dorf lag ein sandiger mit Kiefern und Gestrüpp bewachsener Hügel, der Wolfsberg. In den Winternächten sollen öfter Wölfe ins Dorf gekommen sein und die Knechte sich ihrer beim Abfüttern mit Mistgabeln erwehrt haben. Zur Zeit der Viehseuche trieb man die erkrankten Tiere dorthin und vergrub dort die verendeten. ''
 
''Die '''Bewohner''' waren fast durchweg Ackerbauern, die ihren Dienst auf dem Gute zu verrichten hatten und denen bis zur Ablösung der Dienste wenig Zeit für die eigene Wirtschaft blieb. Sie gingen damals ganz anders gekleidet. Die Männer trugen lederne, dunkle Kniehosen, weiße Strümpfe, schwarze Halbschuhe, eine blaue Tuchjacke und eine schwarze hutartige Mütze. Frauen und Mädchen waren mit halblangen, grünen Tuchröcken bekleidet, kurzen, grüne, lose Jacken mit langen Ärmeln und kleinem Schoß. Am Halse waren die Jacken ausgeschnitten. Den Kopf bedeckte eine schwarze oder bunte Kappe mit langen Nackenbändern. Zu Festen und zum Abendmahl wurde auf die Kappe eine weiße, storchachnabelartige Haube gesetzt, um die Schultern ein weißes dreieckiges Tuch mit Spitzen gelegt. Dazu wurde eine weiße Schürze umgebunden. Frauen und Mädchen trugen Halbschuhe und blaue Strümpfe. - Sollte der Fastelabend<ref>Aus dem Wörterbuch der Gebrüder Grimm: fastelabend, m.für fastenabend, gleicht dem kindelbett, wünschelding u. s. w. auch dän. fastelavn nach dem nd. allermannsfastelabend ist der dienstag, die '''fastnacht'''.</ref> gefeiert werden oder einmal Tanz? sein, dann gab der Bauer, der im Dorfe die größte Stube hatte, diese dazu frei. Die von der Herrschaft und den Bauern geschenkten Brote, Eier, Würste und Schinken wurden dann dort gemeinsam verzehrt, dazu dünnes Braunbier getrunken. Nach dem Tanz gab es Kaffee und Kuchen. Um 10 Uhr war Ende. Bei Hochzeiten lud der Hochzeitbitter, an der Brust mit bunten Bändern geschmückt, das ganze Dorf ein. Jeder lieferte dazu Fleisch, Brot, Kuchen und sandte auch Geschenke. Die Herrschaft spendete meist Wein. Die Braut ging mit schwazem Kleid weißem Brusttuch und weißer Schürze, auf dem Haupt den Myrtenkranz ohne Schleier zur Kirche. Das ganze Dorf zog mit, voran die Musik. Pfarrer und Lehrer erhielten ein seidenes Halstuch auf den Altar in der Kirche gelegt; auch dem Bräutigam steckte die Braut solch weißes Tuch an die Jacke. Bauernhochzeiten dauerten drei Tage. Wer noch zum Frühstück nicht wieder anwesend war, wurde durch die jungen Männer mit einem Vorderwagen auf dem ein Trompeter saß, ins Hochzeitshaus geholt. Die Hochzeit der Gutsdienstleute wurde bei gutem Wetter im Schloßpark gefeiert und die Hochzeit wurde von der Herrschaft ausgerichtet. - Im Winter wurden die Spinnabende abgehalten. 6 - 8 Frauen bildeten einen Spinnkranz. Die Mädchen mußten erst ihr Pflichtstück für die herrschaft spinnen. Gesang, Geschichten erzählen, Wockenxxxx und allerlei Neckereien verkürzten die Zeit. Männer und junge Burschen saßen dabei und beteiligten sich an der Unterhaltung. 1676 gab es schon Weinmeister in Groß Kreutz.''
 
''Die ''' Schäferei.''' Am Wege nach Bochow liegt noch heute die alte Schäferei, denn bei der Dreiwirtschaft blühte die Schafzucht. Zeitweise waren 600 Schafe in der Schäferei. Die Schäfer waren damals die Dorfärzte. Alte Leute erzählten vom Schäfer Rietz und seinen Prophezeiungen. Den Übertritt der Preußen zu Russen (1812), den Sieg über die Franzosen, sowie die steinernen und eisernen Straßen und die Wagen ohne Pferde soll er geweißsagt haben (Vater Wartenberg mit Kopfperücke).''
 
''Das '''Pferdegrab.''' Als beim Zuge Napoleon I. nach Rußland auch die Preußen ein Hilfsheer stellen mußten, folgte auch ein Leutnant von Arnstedt mit seinem Freunde v. Lepinskiden französischen Fahnen. Beim Rückzug wurden die beiden Offiziere durch ihre flinken Pferde Ajax und Alin vor der russischen Gefangenschaft bewahrt. Sie kehrten gesund heim, und die Pferde erhielten im herrschaftlichen Stall ihr Gnadenbrot. Im Wäldchen an der Bahn, die Schweiz genannt, mußten sie altersschwach und blind erschossen werden. Auf dem Grabe der beiden Pferde stand eine Holztafel mit folgender Inschrift: "Grab zweier Pferde Ajax und Alin, die im Jahre 1812 beim damaligen III. Ulanen-Regiment die Campagne nach Rußland mitgemacht haben, Ajax unter Leutnant von Arnstedt, Alin unter Leutnant von Lepinski. Beide Pferde erhielten hier das Gnadenbrot und wurden dann hier erschossen." ''
 
'''''Kriegszeiten - 1815''' Schon während des 30jährigen Kriegeserlebte das Dorf böse Zeiten. Ungarn, Tartaren, Schweden und viel anderes Kreigsvolk zog durch den Ort. Es wurde Vieh geraubt, geplündert und gebrandschatzt. In der Nachbarschaft hausten die Feinde noch schlimmer. Drei Dörfer wurden damals zerstört und sind seit der Zeit vom Erdboden verschwunden. Links vom Wege nach Deetz an den Butzelbergen lagen Bützow. In der Gegend des heutigen Neu Bochow Oberzlow. Links von der Brandenburger Chaussee um Kablers Pfuhl lag das Dorf Hathenow. Jetzt geht schon der Pflug über das Land, nr an den dunklen Streifen und Stellen des frisch gepflügten Ackers sind noch die alten Herdstellen zu erkennen. Schwere Tage und Stunden erlebte Groß Kreutz auch während der Franzosenzeit (1806). Am 28. Okt. 1806 machten die Franzosen auf ihrem Durchmarsch auch hier Halt.Als die Feinde gemeldet wurden, trieb man das Vieh schnell in die Deetzer Heide. der Lehrer Hantsche leitete die Rettung des Viehs. Vom 28. - 31. Okt. haben die Franzosen Groß Kreutz gebrandschatzt. Als sich der Feind dem Dorfe näherte, fuhr gerade der damalige Pfarrer Müller Dunk auf seinen Acker. Die Franzosen hielten ihn an, spannten ihm das Pferd aus und nahmen es ihm weg. Als sich der Pfarrer verteidigen wollte, erhielt er einen Gewehrkolben über den Kopf, daß er besinnungslos und blutüberströmt in den Chausseegraben taumelte. Erst nach einigen Stunden fand man den Verletzten und brachte ihn heim, wo er noch längere Zeit krank lag. Die Gemeinde mußte 100 Thaleraufbringen, das Gut 300. Da das Geld nicht schnell genug beisammen war, sollte der Schulze Thiele erschossen werden. Man hatte ihn schon an die große Rüster am Kirchpfuhl gebunden, aber kam noch mit Stockschlägen davon. Die französische Einquartierung und die Lieferungen von Brot, Heu, Hafer, Stroh und Geld dauerten noch bis 1812. Dann kamen die Freiheitskriege. Allerlei Kriegsvolk, besonders Russen, zogen durchs Dorf. Am 18. Jan. 1816 durfte endlich Frau Major von Arnstedt das ganze Dorf bei sich zum Friedensfeste einladen und erfreute Jung und Alt durch festliche Bewirtung, Musik und Tanz.''
 
''Die '''Posthalterei.''' Bevor in Deutschland die Eisenbahnen gebaut wurden, reiste man sehr selten. Wollte man aber reisen und hatte das geld dazu, so benutzte man die Postkutsche. Weil Groß Kreutz an der alten Heerstraße lag, die von Westen nach Osten über Berlin führte, so lag unser Ort auch an einer Postlinie. In Groß Kreutz lag eine große Posthalterei, hier standen 50 Pferde, außerdem 6 Staffetten. Täglich kamen dreimal von Brandenburg die mit vier Pferden bespannten , schwerfälligen, gelben Postkutschen in unserem Ort an, wechselten die Pferde, luden Reisende und Gepäckstücke, sowie Briefschaften aus und ein und fuhren nach kurzem Aufenthalt weiter. Der Weg führte nicht die heutige Chaussee nach Werder entlang, sondern es ging über Göhlsdorf nach Werder. Öfter passierten Fürstlichkeiten den Ort. Friedrich der Große wurde hier hier vom Gutsherren? von der Gemeinde und den Schülern beim Pferdewechsel begrüßt. Nach 1845 fuhr noch bis zum Bau der Kleinbahn eine Postkutsche täglich dreimal von Gr. Kreutz nach Lehnin. Die letzten Postillione waren der Briefträger Dichte? und der Altsitzer Schönefeld. Die erste Posthalterei wurde 1812 von einem gewissen Horst eingeäschert.''
 
''Die '''Verkehrsstraßen.''' Noch um das Jahr 1800 war Gr. Kreutz mit den Nachbarorten durch sandige , im Winter fast nicht fahrbahre Landwege verbunden. Erst 1805 wurde die Potsdam-Magdeburger Chaussee gebaut?. Der Gottesberg bei Derwitz mußte zur Hälfte abgetragen und ? die Wiesen aufgeschüttet werden. So entstand bis Derwitz eine gerade Strecke. durch diesen Straßenbau fiel eine große Zahl kleinerer Nebenwege, die über wiesen und äcker führten und bisher von den Reisenden benutzt worden waren, fort. In Gr. Kreutz wurde ein Chausseehaus gebaut und die Chaussee bei Dunkelwerden durch eine Schranke gesperrt. Am Fenster? des Hauses saß der Chausseegeldeinnehmer, der den Kutschen das Chausseegeld abnahm und ihnen bei Dunkelheit die Schranke öffnete. 1825 und 26 wurden die Alleen nach Krielow, Bochow und Kloster Lehnin gezogen. 1871 wurde die Chaussee nach Lehnin gebaut, die Strecke nach der Havel erst 1892. Zwischen Gr. Kreutz und Krielow wurde ein Kreischausseehaus errichtet. Die Dorfstraßen wurden in neuerer Zeit mit Kopfsteinen z.T. gepflastert und erhielten elektrische Beleuchtung.''
 
'''''Bahnhof Groß Kreutz.''' Als 1845 die Bahn gebaut wurde, setzte es Herr von Arnstedt durch, das Groß Kreutz ein Haltepunkt wurde. Der erste Bahnhof bestand nur aus einer Bretterbude und einem kleinen Schuppen am Weinberg. Auf derselben Stelle wurde 1860 ein Bahnhofsgebäude errichtet, das heute noch steht und als Wohnhaus der Reichsbahnbediensteten dient. Der Weg zum Bahnhof führte gleich hinter dem Hauptgraben links nach dem Weinberg, rechts führte der Weg nach Krielow und Schmergow. Der alte Wegstein liegt noch an der früheren Stelle. Der linke Bahnhofsweg war mit sehr alten, hohen Eichen eingefaßt, einige stehen noch hinter der Brücke und zeigen, wo die alten Wege sich abzweigten. Da der Verkehr mit den Jahren immer stärker wurde, genügte das Bahnhofsgebäude nicht mehr. Es wurde 1890 ein neuer, größerer Bahnhof gebaut, der nach dem Bau der Chaussee nach Krielow rechts von derselben seinen Platz fand. 1898 wurde die Kleinbahn nach Kloster Lehnin gebaut. Da der Verkehr von Jahr zu Jahr größer wird, ist auch eine Vergrößerung unseres Bahnhofs in Aussicht genommen.''
 
'''''Naturdenkmäler.'''
* '''''Friedenseiche''', gepflanzt 1871 von August von Arnstedt und seiner Gemahlin auf dem Platz vor Kioks und Kühne's''
* '''''Luisenlinde''', gepflanzt am 19. Juli 1910, wurde schon abgeholzt.''
* '''''Luthereiche''', im Weinberg, unter der Luther gepredigt haben soll. ''
* ''Der ehemalige '''Weinkeller''' im Weinberg , heute schon ganz zerfallen, nur ein Sandloch und einige Steine zeugen noch von seinem Bestehen.''
* '''''Alte Linde''', am Ostgiebel der Kirche (über 250 Jahre alt)''
 
'''''Die Bürgermeister''' Dorfschulzen und Bürgermeister waren seit 1815 nur Bauern aus den Familien Rottstock und Kühne. ''
''* bis 1914 Albert Kühne''
''* bis 1920 Albert Krüger''
''* bis 1933 Karl Beck''
''* bis 1940 Müllermeister Neumann''
''* 1945 Tischlermeister G. Schmidt und Gärtner E. Urmetzer''
''* 1945 Bezirksbürgermeister Buller''
''* 1946 E. Ruthenberg''
''* 1947 Leder''
''* E. Becker''
 
Da dies die Abschrift einer Kopie ist, bei der nicht alle Begriffe eindeutig geklärt werden konnte, bedarf es einiger nachträglicher Korrekturen. Auch der Wahrheitsgehalt einiger Aussagen ist umstritten und sollte verifiziert werden. Anmerkung des Ortschronisten W. Hübner j.


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==='''Aufzeichnungen von Bauernfamilie Stoof'''===
==='''Aufzeichnungen von Bauernfamilie Stoof'''===
Diese Aufzeichnungen wurden Mitte der 30ziger gemacht. Sie beinhalten Informationen zur bäuerlichen Wirtschaft und zur Historie des Ortes aus anderen bekannten Quellen. Da sich die geschichtlichen Angaben mit denen an anderen Seiten des Wiki überschneiden, werden in erster Linie die Angaben zur eigenen Wirtschaft und bäuerliche Weisheiten auszugsweise wiedergegeben. Aus dem Originaltext:
Diese Aufzeichnungen wurden Mitte der 30ziger gemacht. Sie beinhalten Informationen zur bäuerlichen Wirtschaft und zur Historie des Ortes aus anderen bekannten Quellen. Da sich die geschichtlichen Angaben mit denen an anderen Seiten des Wiki überschneiden, werden in erster Linie die Angaben zur eigenen Wirtschaft und bäuerliche Weisheiten auszugsweise wiedergegeben. Aus dem Originaltext:
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==='''Chronistentätigkeit im Ort'''===
==='''Chronistentätigkeit im Ort'''===
[[Datei:Hübner,Wolfram sen..jpeg|200px|thumb|right|Wolfram Hübner sen. 5/1970; Aufn. Walter Schmidt]]
[[Datei:ScanOrtschronisten-Urkunde.jpeg|200px|thumb|right|Berufung von Wolfram Hübner j. zum Ortschronisten vom der Gemeinde]]
Die erste bekannte schriftliche Beschreibung der Verhältnisse im Dorf Groß Kreutz veröffentlichte der Prediger Emanuel David Plato. Er war seit 1806 bis 1832 Seelsorger in Groß Kreutz. Zuvor war er Rector zu Hadmersleben im Magdeburgischen und hier Prediger der Gemeinden Kemnitz und Großenkreutz. Er verwalte das übertragene Amt vom März 1816 an. Er wurde geboren zu Meseberg im Herzogthum Magdeburg 13. März 1787 und hatte auf der Universität Halle in den Jahren von Ostern 1808 bis dahin 1811 studiert. Die 1828 veröffentlichte „Chronik des Dorfes Grossenkreutz“ beschreibt die beiden ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts.


[[Datei:Urkunde-Ortschronist.jpeg|200px|thumb|right|Berufung des Ortschronisten vom Rat der Gemeinde]]
Pastoren und Lehrer sind auch in den Folgejahren maßgeblich an die Aufzeichnungen von Notizen  des Ortes beteiligt . In dem kleinen Büchlein von Plato haben einige seiner Nachfolger, insbesondere wohl Pfarrer Karl Ludwig Schneider, handschriftliche Eintragungen hinterlassen. Der Lehrer Friedrich Hilgendorf, der 1905 nach Groß Kreutz kam, verfasste eine Chronik im Zeitgeist der 1930ziger Jahre. Nach dem Zusammenbruch und Ende des II. Weltkrieges wurden wohl die Passagen, die die Nazizeit verherrlichten, entfernt, wie Zeitzeugen berichteten. Die überlieferten Chronikreste liegen im Kreisarchiv in Belzig. Seit 1970 wurden im Groß Kreutzer Rentnerclub (seit 1990 Seniorenclub) die Dorfgeschichte immer wieder besprochen. Der Elektromeister Ernst Volkmann und später der Studienrat Wolfram Hübner sen. trugen viele Details zusammen, um sie dann den Interessierten in diesem Kreise zu berichten.
Die erste bekannte schriftliche Beschreibung der Verhältnisse im Dorf Groß Kreutz veröffentlichte der Prediger Emanuel David Plato. Er war seit 1806 bis 1832 Seelsorger in Groß Kreutz. Zuvor war er Rector zu Hadmersleben im Magdeburgischen und hier Prediger der Gemeinden Kemnitz und Großenkreutz. Er verwalte das übertragene Amt vom März 1816 an. Er wurde geboren zu Meseberg im Herzogthum Magdeburg 13. März 1787 und hatte auf der Universität Halle in den Jahren von Ostern 1808 bis dahin 1811 studiert. Die 1828 veröffentlichte „Chronik des Dorfes Grossenkreutz“ beschreibt die beiden ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts.
 
Auf Grund der VO über Ortschroniken vom 26. November 1981, Gbl. der DDR, Teil I, Nr.1 vom 14. Januar 1982, wurde eine Arbeitsgruppe für Ortschronisten in Groß Kreutz gegründet. Als  Bürgermeister des Ortes musste er für diese Aufgabe werben. Wolf-Dieter Sperling warb die Erzieherin Maren Dreßen, Frau Manuela Grüttke, die Berufsschullehrerin Margit Lehmann, die Bibliothekarin Gerlinde Welle, den Lehrer Bruno Hirschfeld und das Ehepaar Hübner für diese Aufgabe. Der Ingenieur Wolfram Hübner junior wurde Leiter dieser Gruppe. Auf mehreren Arbeitstreffen wurde ein Arbeitsplan erstellt. Frau Welle war für die fotografische Dokumentation zuständig. Herr Hirschfeld hat sich in seinem Pädagogikstudium mit der Ortsgeschichte befasst. Wolfram Hübner senior und junior hatten sich schon vorher mit der Ortsgeschichte befasst. Als erstes Ziel wurde eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Ortes für die anstehenden Wahlen am 8. Juni 1986 vorbereitet. Wolfram Hübner jun. wurde offiziell zum Ortschronisten berufen. Es fanden in der Folge einige Arbeitstreffen statt. Das Jahr 1945; der Eisenbahnbau u.a., waren die ersten Schwerpunkt. Das Zusammentragen des vorhandenen Wissens aus alter Zeit und die Klärung des Ortsjubiläums sollten die weiteren Schwerpunkte sein.


Pastoren und Lehrer sind auch in den Folgejahren maßgeblich an die Aufzeichnungen von Notizen  des Ortes beteiligt . In dem kleinen Büchlein von Plato haben einige seiner Nachfolger, insbesondere wohl Pfarrer Karl Ludwig Schneider, handschriftliche Eintragungen hinterlassen. Der Lehrer Friedrich Hilgendorf, der 1905 nach Groß Kreutz kam, verfasste eine Chronik im Zeitgeist der 1930ziger Jahre. Nach dem Zusammenbruch und Ende des II. Weltkrieges wurden wohl die Passagen, die die Nazizeit verherrlichten, entfernt, wie Zeitzeugen berichteten. Die überlieferten Chronikreste liegen im Kreisarchiv in Belzig.
Auf Initiative des Vereins "Selbsthilfe Brandenburgischer Lendfrauen e.V." wurde unter Hilfe der "Gesellschaft zur Förderung der Erwachsenenbildung Land Brandenburg gGmbH" ein "Kurs Heimat- und Dorfgeschichte Groß Kreutz" ins Leben gerufen. Die Veranstaltungen fanden im Strohhaus unter Leitung des Ortschronisten statt. Hier wurde  die Festschrift zur 700-Jahrfeier vorbereitet, unter Einbeziehung zahlreicher Bürger*innen. Diese Veranstaltungen, unter dem Motto "Deetzer Dorfgeschichte" in Deetz, waren der Auslöser zur Gründung vom "Heimatverein Deetz e.V." am 30 Oktober 1998.


Auf Grund der VO über Ortschroniken vom 26. November 1981, Gbl. der DDR, Teil I, Nr.1 vom 14. Januar 1982, wurde eine Arbeitsgruppe für Ortschronisten in Groß Kreutz gegründet. Als  Bürgermeister des Ortes musste er für diese Aufgabe werben. Wolf-Dieter Sperling warb die Erzieherin Maren Dreßen, Frau Manuela Grüttke, die Berufsschullehrerin Margit Lehmann, die Bibliothekarin Gerlinde Welle, den Lehrer Bruno Hirschfeld und das Ehepaar Hübner fürndiese Aufgabe. Der Ingenieur Wolfram Hübner junior wurde Leiter dieser Gruppe. Auf mehreren Arbeitstreffen wurde ein Arbeitsplan erstellt. Frau Welle war für die fotografische Dokumentation zuständig. Herr Hirschfeld hat sich in seinem Pädagogikstudium mit der Ortsgeschichte befasst. Wolfram Hübner senior und junior hatten sich schon vorher mit der Ortsgeschichte befasst. Als erstes Ziel wurde eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Ortes für die anstehenden Wahlen am 8. Juni 1986 vorbereitet. Wolfram Hübner jun. wurde zum Ortschronisten berufen. Es fanden in der Folge einige Arbeitstreffen statt.  Das Jahr 1945; der Eisenbahnbau u.a., waren die ersten Schwerpunkt.  Das Zusammentragen des vorhandenen Wissens aus alter Zeit und die Klärung des Ortsjubiläums sollten die weiteren Schwerpunkte sein.
Nach dem Auszug der Amts- und Gemeindeverwaltung aus dem Gebäude Alte Gartenstraße 2 wurde ein freier Raum im Obergeschoss für die Ortschronik zu Verfügung gestellt. Die Einrichtung geschah aus Möbelspenden. Die Technik stellte der Ortschronist zur Verfügung und wurde im Laufe der Jahre immer mal wieder erneuert.


Die ehrenamtliche Arbeit der Ortschronisten wurde von Kulturbeauftragten des Kreis gefördert. Schulungen zur Gestaltung einer Chronik, Quellensuche, und Recherche wurden besprochen. Dies war ab 1990 natürlich vorbei. Es hatten sich im Laufe der Jahre jedoch eine ganze Anzahl von Ortschronisten intensiv mit ihrer Heimatgeschichte befasst, so dass vor allem im Belziger Raum der Wunsch laut wurde, diese Initiativen weiter zu unterstützen. In den ersten Jahren nach der Wende fand dieses Anliegen auch offene Ohren beim Land und Kreis. Es wurden Gelder für Vorträge von Historikern und Fachleuten einschlägiger Disziplinen zur Verfügung angeboten. Als die Gelder knapp wurden, musste die Chronisten die Initiative selbst übernehmen. So wurde am 18. Februar 1998 im „Strohhaus“ Groß Kreutz die '''„Chronistenvereinigung Potsdam-Mittelmark“ e.V. (CPM)''' gegründet. Zum 1. Vorsitzender wurden Willi Blasek (Fohrde), Stellvertreter und Geschäftsführer wurde W. Hübner jun. (Groß Kreutz), 2. Stellvertreterin Carmen Hohlfeld (Caputh),  zum Schatzmeister Chris Rappaport (Deetz) und zur Schriftführerin Christa Weber (Wildenbruch) gewählt.
Die ehrenamtliche Arbeit der Ortschronisten wurde von Kulturbeauftragten des Kreis gefördert. Schulungen zur Gestaltung einer Chronik, Quellensuche, und Recherche wurden besprochen. Dies war ab 1990 natürlich vorbei. Es hatten sich im Laufe der Jahre jedoch eine ganze Anzahl von Ortschronisten intensiv mit ihrer Heimatgeschichte befasst, so dass vor allem im Belziger Raum der Wunsch laut wurde, diese Initiativen weiter zu unterstützen. In den ersten Jahren nach der Wende fand dieses Anliegen auch offene Ohren beim Land und Kreis. Es wurden Gelder für Vorträge von Historikern und Fachleuten einschlägiger Disziplinen zur Verfügung angeboten. Das erste Treffen von interessierten Ortschronisten fand am 28. Juni 1995 statt. 1997 wurde ein Schulungsprogramm erarbeitet. Als die Gelder knapp wurden, musste die Chronisten die Initiative selbst übernehmen. So wurde am 18. Februar 1998 im „Strohhaus“ Groß Kreutz die '''„Chronistenvereinigung Potsdam-Mittelmark“ e.V. (CPM)''' gegründet. Zum 1. Vorsitzender wurden Willi Blasek (Fohrde), Stellvertreter und Geschäftsführer wurde W. Hübner jun. (Groß Kreutz), 2. Stellvertreterin Carmen Hohlfeld (Caputh),  zum Schatzmeister Chris Rappaport (Deetz) und zur Schriftführerin Christa Weber (Wildenbruch) gewählt.
Am 21. Februar 2018 fand anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Chronistenvereinigung ein Treffen im „Strohhaus“ statt, bei dem es u.a. über die Zukunft der chronistischen Tätigkeit in Potsdam-Mittelmark ging.
Am 21. Februar 2018 fand anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Chronistenvereinigung ein Treffen im „Strohhaus“ statt, bei dem es u.a. über die Zukunft der chronistischen Tätigkeit in Potsdam-Mittelmark ging.



Aktuelle Version vom 7. Januar 2024, 12:23 Uhr

Orts- und Heimatgeschichte

In diesem Kapitel wird auf die bisher erschienenen Chroniken und Aufsätze zu unserem Ort eingegangen und teilweise wiedergegeben. Zumeist waren es Pfarrer und Lehrer, die sich mit der Ortsgeschichte befasst haben. Sie werden in der zeitlichen Reihenfolge ihres Erscheinens aufgeführt. Zu der Heimatgeschichte zählen natürlich auch die Zeitungsartikel, die im Laufe der Jahre erschienen sind. Aus urheberrechtlichen Gründen wird hier nicht auf sie näher eingegangen.

Chronik Plato, 1827

Titelseite der Plato-Chronik

Die erste gedruckte Ortschronik wurde von Emanuel Plato (s. "Glaubensgemeinschaften, Die Seelsorger") verfasst, gedruckt in Brandenburg bei Wieseke und erschienen im Jahre 1827. Das Original liegt im Brandenburger Domstiftsarchiv. Die folgenden Abschrift der einzelnen Kapitel des Originaltextes erfolgt, in der damals üblichen Rechtschreibung in modernen Lettern, statt der damals üblichen Frakturschrift. Darüber hinaus enthält das Büchlein viele handschriftlichen Anmerkungen, durch die dem Autor folgenden Amtsinhaber. Diese sind teilweise transkriptiert worden und werden an den relevanten Stellen in diesem "Wiki" erwähnt. Die fett gedruckten Textstellen sind im Original nicht fett, sondern gesperrt gedruckt. Das Frakturzeichen für "und so weiter" bzw. "ec"wurde durch die lateinische Abkürzung "etc." (et cetera") ersetzt.


Vorwort

Die großen und wichtigen Ereignisse unserer Zeit werden wohl von den Geschichtsschreibern der Mit- und Nachwelt aufbewahrt, eben weil jene Thatsachen einen bedeutenden Einflußauf das Glück oder Unglück ganzer Völker, Reiche und Staaten, aber die kleinen Begebenheiten und seiner Bewohner nicht minder wichtig für den Beobachter und Kenner des menschlichen Herzens und des Menschen überhaupt, gehen für die kommenden Geschlechter meistens völlig verloren und mit den dahinsterbenden Einwohnern des Ortes in Vergessenheit über. Dies sollte billig nicht geschehen; denn es zeigen sich bei näherer Kenntnis der Lage eines Ortes,seiner Bewohner und der mannigfaltigen Schicksale, welche sie trafen,auf der einen Seite so viele offene Spurender göttlichen Vorsehung, ihres Schutzes und Waltens; so viele Merkmale ächet Frömmigkeit, christlicher Tugend und Demuth, und auf der anderen so viel Liebe zur königlichen Familie, so viel Aufopferung für's Vaterland, so viel Gehorsam gegen die Gesetze des Staates, so viel Anhänglichkeit an deutscher Ordnung und Sitte, daß schon von dieser Seite eine kleine richtig geführte und fortgesetzte Ortschronik nicht unwichtig zu seyn scheint und einen hinreichenden Beweggrund abgeben kann, die aufgestellten Muster zur Richtschnur ihres Lebenswandels zu nehmen. Sollten Thatsachen des Lasters und der Sünde, Verletzung kindlicher und ehelicher Pflichten und Liebe, aufgezeichnet werden müssen, so werden sie warnend und abschreckend seyn. Es ist daher mein Vorsatz, das Wichtigste, was das Dorf Großenkreutz und seine Bewohner betrifft, nach chronologischer Ordnung niederzuschreiben und der Mit- und Nachwelt zu übergeben.


I Name des Ortes Großenkreutz

Den Name Großenkreutz führte unser Ort ehemals nicht, sondern er hieß großen Kreutzwitz (crusis locus). Unstreitig gab die Verbreitung und Verkündung der christlichen Religion in dieser Gegend, welche Wenden, Heiden bewohnten, Veranlassung zu dem Namen Kreutzwitz. Man setzte höchstwahrscheinlich ein großes Kreutz Christi zuerst bis hierher, obgleich das Reich Jesu erst bis zu dem benachbarten Orte Jeserig (Jesu Reich) vergrößert und verbreitet war. In den noch jetzt in der hiesigen Pfarre befindlichen alten Matrikeln de anno 1575 und 1716 steht nur der Name Großenkreutzwitz.


II Kirchliche Nachrichten

a. Patrone der hiesigen geistlichen Institute und der hiesigen Kirche insonderheit waren so weitdie kirchlichen Nachrichten reichen

1575 : Herrmann v. Streithorst;

1716 . Adam v. Hacke, welcher den 14. April 1725 starb;

1725 - 1758 : Botho Wilke v. Hacke, er starb den 30. Dezember 1758; vermählt 1727 in Gr. X.

1758 - 1801 : Karl Botho Gottfried v. Hacke. Er starb den 23. Junius 1801; womit die männliche hiesige v. Hack'sche Familie ausstirbt.

Bemerkung 1. Von den Jahren 1672 - 73 an schlug unstreitig die edle Familie v. Hacke ihren Wohnsitz hier auf; wenigstens nennt das Kirchbuch hieselselbst schon eine Maria v. Hacke , Tochter des herrn Obristen Adam v. Hacke, auf Berge Erbherr etc., als Taufzeugin und im Jahre 1673 einen Botho Gottfried v. Hacke als Taufzeugen bei den Kindern des hiesigen Pfarrers Löwe. Eine Frau Obristinn v. Hacke ist bei der Abnahme einer Kirchenrechnung 1677 im Februar zugegen.

Bemerkung 2. Im jahre 1790 den 13. April verheirathete sich des Herrn v. Hacke einzige Tochter Charlotte Wilhelmine Auguste Karoline mit dem Herrn Johann Karl August v. Arnstedt, Premier-Lieutenant bei der Garde Sr. Majestät unsers Königs, Erbherr auf Demker in der Altmark, ältester Sohn des Herrn Adam Friedrich v. Arnstedt, Obrist und Chef eines Infanterie-Regiments zu Gossen. Durch diese Heirat wird von 1801 - 1806 hieselbst Patron: Johann Karl August v. Arnstedt. Er starb hieselbst den25. Mai im 52sten Jahre seines Alters als Major der Königl. Preuß. Armee, Erbherr auf Grossenkreutz und Zubehör. Von 1806 - 1824 war die hinterlassene Wittwe, die Frau Majorin Chatlotte Wilhelmine Auguste Karoline v. Arnstedt gebornen v. Hacke Patronin hieselbst. Im Jahre 1824 im Dezember verheirathete sich ihr einziger Sohn der Königl. Preuß. Rittmeister Albert v. Arnstedt mit dem Fräulein von der Marwitz. Seit dieser Zeit übertrug die Frau Majorin ihrem Sohne die Verwaltung des Patronats.

b. Prediger

Der erste Verkündiger der evangelischen Lehre, dessen Name das hiesige Kirchenbuch aufbewahrt ist:

1) Christoph Löwe, obwohl schon zwei ? Prediger vor ihm seit der Einführung der Kirchenverbesserung durch Luther hier das Pfarramt verwaltet haben sollen. Er muß von 1672 - 1681 das geistliche Amt hier verwaltet haben und von hier wahrscheinlich versetzt sein. Er hat das große Verdienst um die hiesige Gemeinde , daß er zu ihrem Besten das noch jetzt vorhandene alte Kirchenbuch de anno 1676 - 1672 mit ! großer Sorgfalt anlegte und mit regem Fleiße führte. Sein Nachfolger ist

2) Elias Christian Dames aus dem Stifte Magdeburg gebürtig. Von 1682 - 1716 Er war ein treuer Seelsorger. Ihm folgte:

3) Johann Georg Schadorf, welcher 1717 - 1735 (handschriftlich verbessert 1721 - 1737) in den beiden Gemeinden Großenkreutz und Kemnitz segensreich wirkte. Seine bewiesene Treue uns einen anerkannten Fleiß in Amt und Beruf hob besonders der Superintendent Schäfer in der dem Verstorbenen gehaltenen Leichenpredigt über I Petri 1, 18.19 auszeichnend hervor. Hierauf folgte hieselbst Pastor:

4) Nikolaus Lebrecht Franke. Er verwaltete das christliche Lehramt von 1735 - 1748. Er starb den 11. Mai und sein Beichtvater, der Pastor Meß in Schmergow hielt ihm über Joh. 5, 24. eine Leichenpredigt und der Pastor Köpke zu Deetz die Parentation.

5) Arnold Gottfried Lange. Er wurde als Prediger zu Marquard hierher befördert und war in dem Zeitraum von 21 Jahren ein treuer und fleißiger Seelsorger der Gemeinde zu Großenkreutz und Kemnitz. Er starb in einem Alter von 45 Jahren und wirkte hieselbst von 1749 - 1760.

6) Johann Immanuel Lietze. Er war hier Pastor von 1761 - 1804. Er kannte die hohe Würde seines Amtes und benutzte das Ansehen als Lehrer und Beichtvater in welchem er bei seiner Gemeinde stand, das Gute und Wahre zu verbreiten, das Nützliche zu befördern und christlichen Sinn immer allgemein zu machen, womit er selbst überall vorleuchtete. Er eiferte mit Ernst, aber doch mit Liebe gegen das Böse, und dem bekannt gewordenen Laster hielt er Strafpredigten und suchte es in seiner Verderblichkeit und Häßlichkeit darzustellen. Sein Andenken ist noch jetzt im Segen. Er starb 77 Jahre alt im 43ten Jahre seiner Amtswirksamkeit. Der Herr Prediger Meß in Bochow hielt ihm die Leichenrede.

7) Karl Friedrich Müller. Er verwaltete mit großer Gewissenhaftigkeit und Treue in den verhängnisvollen Jahren 1805 - 1814 das Predigtamt. Er starb am 7. Dezember im Alter von 39 Jahren 9 Monaten. Er war im jetzigen Herzogthum Sachsengeboren und sein weicher menschenfreundlicher Charakter erwarb ihm die Liebe der Hohen und Niedern und besonders die Anhänglichkeit seiner Gemeinde. Er hat nicht allein durch seine gehaltvollen Predigten, sondern auch in den Kriegsjahren durch seine Kenntnis der französischen Sprache der Gemeinde hieselbst viel Segen und Heil gebracht. Er war vor Annahme des Predigtamtes Hauslehre bei den Kindern des hiesigen Patronats. Nach dem Tode des Pastor Müller berief die Frau Majorinn v. Arnstedt als Patronin von Großenkreutz, vereint mit dem Domherrn v. Britzke als Patron des Filials Kemnitz,

8) Mich den Rektor zu Hadmersleben im Magdeburgischen Emanuel David Plato zum Seelsorger und Prediger der Gemeinden Großenkreutz und Kemnitz. Ich verwalte das mir übertragene Amt von März 1816 an. Ich bin geboren zu Meseberg im Herzogthum Magdeburg 1787 den 13. März und habe auf der Universität Halle in den Jahren von Ostern 1808 bis dahin 1811 studiert.


c. Schulleher und Küster

1) Andreas Bredow war der erste Schulleher und Küster hieselbst, so weit unsre kirchlichen Nachrichten gehen. Erlebte und wirkte von 1680 - 1690 ?.

2) Joachim Stilliker 1690 - 1709.

3) Johann Jakob Schmidt, welcher als Schullehrer und Kantor 45 Jahre für den Unterricht und die Erziehung der Jugend dieses Dorfes sehr segensreich bei seiner anerkannten Geschicklichkeit und regem Eifer gewirkt. Er starb als Emeritus den 19. Februar 1760. Ihm folgte

4) Johann Daniel Meisner, aus Bochow gebürtig. Gott schenkte ihm eine ungewöhnliche Reihe von Jahren hindurch Kraft und Gesundheit, das Schul- und Küsteramt verwalten und einen höchst wohltätigen Einfluß auf die Erziehung und den Unterricht der hiesigen Dorfjugend äußern zu können. Den 17. November 1807 beging er im Kreise seiner Kinder und Enkel sowohl sein Amts- als Hochzeitsjubiläum, und die das Verdienst und Alter ehrende Patroninn v. Arnstedt, hatte zur Feier diese für den Jubelgreis wichtigen Tages nicht allein auf dem Saale ihres Hauses ein festliches Mahl veranstaltet, sondern ehrte den Jubilar besonders dadurch, daß sie ihm selbst Speise und Trank darreichte. Der damalige Prediger Müller hielt eine dem feierlichen Tag angemessene religiöse Rede. Er starb den 15. September 1814.

5) Sei Nachfolger ist der derzeitige Schullehrer und Küster zu Großenkreutz und Kemnitz, Wilhelm Hantsche; geboren 1782 in dem Dorfe Schöneiche bei Zossen. Er ist auf dem Seminar zu Berlin zum Schullehrer gebildet. Seine Treue und Redlichkeit im Amt und Beruf ist allgemein anerkannt. Er wurde schon 1802 Adjunct des Emeritus!


d. Milde Stiftungenund Geschenke an Kirche und Schule

  1. Die hiesige Kirche ist von den ältesten Zeiten her duch Acker und Wiesen, welche in Erb- und Zeitpacht ausgethan sind, reichlich zu ihrer eigenen Erhaltung und Verschönerung dotiert. In Erbpacht haben die Halbkossäthen Daniel Behrend und Gottfried Hoffmann ihren Acker; der Zeitpachtacker mit der Kirchwiese wird alle sechs jahre meistbietend verpachtet. Der Flächeninhalt und die Lage der kirchlichen Grundstücke sind durch die Separationsacten im Jahre 1823 aufs genaueste bestimmt und Jedermann kund gethan. Hinter dem Deetzschen Pfuhl lag ehemals der Erbpachtkirchenacker.

Eine große Verschönerung erhielt unsere Kirche durch die Mildthätigkeit der Frau Patronin v. Arnstedt, indem sie zum Andenken ihrer verstorbenen Söhne Adolf und Alexander v. Arnstedt den Altar wie das Kanzelpult mit schönen schwarzen Sammetdeckenbekleidet.

Den jetzigen schönen Taufstein vom Jahre 1815 den 25. Junius, eine Zierde der Kirche, ließ die Frau Patronin zur Erinnerung ihres in dem großen Freiheitskampfes für König und Vaterland bei Königdwartha in der Lausitz gefallenen Sohnes, Alexander v. Arnstedt, statt des vorigen Engels, welcher jetzt zum Einsammeln der Collectengelder dient, setzen und durch den Prediger Abel aus Schmergow bei der Gelegenheit der Taufe eines Sohnes des Kossäthen Peter Kabler einweihen. Der über dem Taufstein hangende Kronleuchetr verdankt sein Daseyn derselben Veranlassung. Die Gedächtnistafel für die im heiligen Kampfe gebliebenen Krieger wurde, wie überall so auch hier, auf Befehl unseres Königs , Friedrich Wilhelm III. in unsrer Kirche nördlichvom Altar im Jahre 1816 aufgehangen. Der große Krieg, worin fast alle europäischen Mächte gegen Frankreichs Kaiser Napoleon in den Jahren 1812 - 1815 verwickelt waren, gab Veranlassung zu ihrem Daseyn.

Die beiden schönen gegossenen Altarleuchte wurden der Kirche im Jahre 1823 von der Frau Majorinn v. Arnstedt verehrt. Von eben derselben großmüthigen Wohlthäterin erhielt der herrschaftliche Chor im December 1824 zu Ehren ihrer eben verheirateten Kinder eine Verschönerung durch den Behang von hellblauen Merino mit dem Wappen der Familie v. Arnstedt und v.d. Marwitz.

Noch muß einer in der Kirche hangenden Vierteluhr mit einem Wecker Erwähnung geschehen. sie soll einstens auf den Wunsch eines hiesigen Predigers, welcher 1 1/2 auch zwei Stunden predigte und in seiner Begeisterung das Aufhören öfters vergessen haben soll, verfertigt und aufgehangen worden seyn, damit er nach Verlauf einer Stunde zu predigen aufhöre. Dicitur.

Eine neue Zierde erhielt die Kirche im Jahr 1827 durch die Denkmäler von Gußeisen, welche die Frau Majorinn v. Arnstedt zu Ehren ihrer verstorbenen Eltern in Berlin Verfertigen und in der Kirche befestigen ließ.

2. Die Schule hieselbst erfreut sich weniger Gaben und Geschenke als die Kirche, doch ist sie nicht ganz leer ausgegangen. Im Jahr 1821 wurde der Lehrapparat der Schule auf eine höchst erfreuliche Art durch ein Geschenk an Büchern von dem Hern. Reg. Rath v. Türk, Jarnak, Heyse, Wilmsen vermehrt und zum großen Segen der Kinder beim Unterricht eingesetzt.

Die Schulstelle selbst erhielt durch die Separation im Jahr 1823 eine nicht unbedeutende Verbesserung durch gesetzliche Ertheilung von Acker und Wiesen, westlich ganz nahe am Dorf hinter des Kossaten Schönefeld Garten.


e. Neubauten und bedeutende Reparaturen an den geistlichen Gebäuden

1) Kirche. Von der ersten Erbauung derselben weiß man hier nicht mehr; ihre jetzige würdige Gestalt und Form erhielt sie aber durch eine bedeutende Reparatur im Jahre 1722, deren Kosten 843 Thlr. 18 Gr. 6 Pf. betrugen.

2) der Thurm, früher aus Holz und Fachwerk, erlitt 1755 eine bedeutende Reparatur. Ganz massiv wurde er indeß 1775 aufgeführt, da ein Blitzstrahl ihn sehr beschädigt hatte. Der Bau kostete 671 Thlr. 7 Gr. Einen Blitzableiter erhielt er durch die Fürsorge der Frau Majorinn v. Arnstedt im Jahr 1815. Er kostete 91 Thlr. Wir erfreuen uns an einer Stunden- und Vierteluhr, welche im Jahr 1826 bedeutend repariert wurde. Es befinden sich auf dem Thurme zwei schöne Glocken, welche der Sage nach, aus Namitz stammen sollen.

3) 1757 schenkte der Herr Patron der Kirche die erste Orgel, welche ihren Stand hinter der Kanzel hatte; der Küster Meisner konnte sie indeß nicht spielen, sie verfiel. und im Jahr 1800 wurde unsere jetzige Orgel in Berlin von dem Orgelbauer Marx gebauet und an der Abendseite der Kirche zweckmäßig aufgestellt. Sie kostete dem Kirchenschatze 550 Thlr.

4) Die Mauer um den Kirchhof wurde 1783 unter dem Patronate des um die Kirchengebäude so verdienten Herrn Karl Botho Gottfried v. Hacke gezogen.

5) Pfarrgebäude. Von der Zeit der neuen Erbauung der hiesigen Pfarre schweigen alle Sagen. Eine bedeutende Reparatur erhielt sie 1752, 1808, wo massive Schornsteine gezogen und 1816, wo die Wohnstuben ausgerohrt wurden. Das Haus ist von Holz mit Lehmstaken.

6) Schule. Die Zeit ihres Neubaue ist nicht mehr zu bestimmen. Sie ist ein hölzernes Gebäude mit Lehmstaken. Im Jahr 1815 wurde sie durch eine kleine Wohnstube vergrößert.


f. Kirchliche Feierlichkeiten

Es mögen im Laufe verflossener Jahrhunderte hier manche kirchliche für jeden Einwohner wichtige Feierlichkeiten statt gefunden haben; aber niemand weiß mehr davon, weil keine Chronik des Ortes gehalten wurde. Daher kann hier nur das aufgeschrieben werden, was zu unserer Zeit geschehen der Nachwelt zu überliefern würdig ist.

Vorzüglich zeichnete sich 1815 die hiesige Feier des 18. Octobers aus, indem dieser für jeden Preußen so wichtige Tag der Befreiung von Frankreichs Joche und des bei Leipzig 1813 gewonnen Sieges der verbündeten Heere Rußlands, Oesterreichs und Preußens in unserer von 150 Lampen erleuchteten Kirche des Abends um 6 Uhr mit Gesang und Gebet gefeiert wurde. Außerdem wurde noch Abends 9 Uhr dem Herrn aller Herren auf dem Langmatenberge im Mühlenfelde ein großes Opferfeuer angezündet. Die Frau Majorinn v. Arnsredt zeichnete diesen Tag besonders dadurch aus, daß sie der ganzen Gemeinde auf jebem Berge Musik zum Tanz, Punsch, Wein, Bier und Branntewein verabreichen ließ.

Denkwürdig ist die dritte Feier der Kirchenverbesserung durch Luther im Jahre 1817 den 31 October. Unser evangelischer äußerer Gottesdienst in der Kirche erhielt durch die Einführung der Agende für die Hof- und Garnisonkirche in Berlin, welche auch dieser Gemeinde unser frommer und guter König, Friedrich Wilhelm III. zum Geschenk überschickte, eine bedeutende Veränderung. Am Sonntage nach dem 3. August 1825 wurde der Gottesdienst nach vorgeschriebener lithurgiscger Form, sowie in der ganzen Superindententur, so auch hier gehalten und die Agende eingeführt. Die Episteln, Evangelien, Gebete, Collecten ec. Wurden vor der Einführung der Agende hier nicht vor dem Altare von dem Geistlichen verlesen. Nur an Festtagen sang der Geistliche: „Der Herr sey mit Euch“ vor dem Altar und las die Episteln, wenn dies geschehen war, so sang die Gemeinde 3 – 4 Verse aus dem Hauptliede, der Prediger bestieg die Kanzel und nach der Predigt wurden die Gebete, Fürbitten, Aufgebote, das Vaterunser ec. Gebetet, der Segen ertheilt und die Gemeinde sang, wie noch jetzt geschieht, etwa den letzten Vers aus dem angefangenen Hauptliede. An den gewöhnlichen Sonntagen ging der Geistliche gar nicht vor den Altar. Die Einführung der Agende hat hier wenig Widerspruch gefunden.

g. Öconomische Begebenheiten.

In frühester Zeit bestand unsre jetzige Weide und unsre Wiesen größten Theils aus Bruch und Morästen, die meistens fürs Vieh unzugänglich mit Elsen und Gesträuch bewachsen waren. Es wurde daher wenig Heu gewonnen und Pferde, Ochsen und Kühe hatten wenig Nahrung und da es aus angeführten Gründen an Dungmittel fehlte, so wurde auch der Acker vernachlässigt und schlecht kultiviert.

Friedrich der Große, Vater des Vaterlandes, ließ, wie fast überall, wo es nöthig war, so auch hier, mitten durch unsere Wiesen und Brücher auf Kosten des Staats große Abzugsgräben machen 1783. Von dieser Zeit an datiert sich eine neue glückliche Periode des öconomischen Lebens für Großenkreutz, dessen Einwohner die ihnen erwiesene Wohlthat dem unsterblichen Könige vorzüglich durch Erhaltung der Graben danken können.

Zur Belebung der Viehzucht schenkte Friedrich der Große dem Zauchischen Kreise 500 Stück Kühe, wovon auch einige hierher kamen.

Von gleicher Wichtigkeit ist die 1811 begonnene und 1823 vollendete Separation des hiesigen Dorffeldes und sämtlicher Wiesen und der Ablösung der Dienste. Es fand dabei kein Prozeß zwischen der Herrschaft, Gemeinde oder Pfarre statt. Alle gingen dabei von dem schönen Grundsatz des ersten Commissarius Belitz aus: Ein magerer Vergleich ist besser, als ein fetter Prozeß. Alle Partheien wurden endlich immer einig. Die Separation ist unstreitig in moralischer und physischer Hinsicht von einer noch nicht genug geschätzten Wichtigkeit. Unsere Nachkommen werden sie schon erkennen und sich des manchfaltigen Guten, welches darin liegt, erfreuen.

Die Schule erhielt für die Schulkinder auch die gesetzlichen Quadratrhuthen zur Baumschule an der Chaussee beim Schulacker.

Vom Jahre 1823 gingen die Bauern und Kossathen auf ihre Wiesen und gewinnen ihren Heubedarf reichlich. Im Jahre 1825 und 1826 wurden die Alleen auf den Wegen nach Deetz, Krielow, Kloster Lehnin und Bochow gezogen, von welcher letztern zu wünschen wäre, daß sie gerade seyn, da Hindernisse nicht obwalteten. 1816 kostete der Scheffel Roggen 3 Thl.; 1824 – 1826 16 bis 18 Gr. Der Scheffel Hafer 12 – 13 Gr. Gerste 13 bis 14 Gr.

Im Jahre 1822 fiel wegen der acht Wochen hindurch anhaltenden Hitze und Dürre das Sommergetreide fast gänzlich aus; noch mehr aber aus eben angeführter Ursache im Jahre 1826. Gerste wurde fast gar nicht gewonnen.

Bis zum Jahre 1823 hatte jeder Bauer und Kossath außer 6 bis 7 Pferden noch 3 bis 4 Ochsen zum Pflügen. Nach Vollendung der Separation wurden diese abgeschafft. Der Bauer hält nur 5 Perde, zwei Stall- und drei Grasepferde; der Kossath zwei Stallpferde.

Im Jahre 1827 verlor die Kossathengemeinde durch einen Prozeß die 4 Ritterhufen, welche sie an das Dominium zurück geben mußte.[1]

h. Statistische Nachrichten

Einen unverkennbaren Einfluß auf unser Dorf in Hinsicht auf Reichtum und Armuth, auf Sittlichkeit und Frömmigkeit der Einwohner hat der im Jahre 1804 angefangene und 1805 vollendete Chausseebau von Potsdam nach Brandenburg. Glücklicher Weise wurde diese Kunststraße auf hiesigen Boden durch fliegenden Sand gezogen und dadurch viele Nebenwege vermieden, welche durch Äcker und Wiesen von den Reisenden gemacht wurden.

Durch den Neubau des hiesigen Posthauses von dem Postmeister August Neye im Jahre 1811 erhielt unser Dorf eine nicht unbedeutende Verschönerung. Sein voriges Wohnhaus nebst Scheune, Ställe und allem Habe wurde vom Feuer verzehrt, welches ein gewisser Horst im Jahre 1810 den 24. September in der Nacht angelegt hatte. Er wurde für diese und andere eingestandene Thaten auf dem Scheiterhaufen bei Berlin 1812 den 10. Mai verbrannt.

Vom Jahre 1823 an erweiterte sich östlich vom Dorfe, meistens auf bäuerlichen Grund und Boden, der Ort durch Erbauung von 7 Wohnhäusern. Eine wahre Zierde erhielt das Dorf 1826 durch die neue Erbauung des 200 Fuß langen Schafstalles und der Scheune auf der Schäferei mit drei Blitzableitern versehen.

III. Statistische Nachrichten

In den uralten Zeiten, berichtet die Sage, sollen in den Winternächte sehr häufig Wölfe auf die Bauernhöfe gekommen seyn, so daß sich jeder Knecht mit einer Mistforke bewaffnen mußte, wenn er des Abends die Pferde abfüttern wollte. Der Name Wolfsberg, weil dort viel Wölfe gewesen seyn und hohe Eichen gestanden haben sollen. Es sind hier in den ältern Zeiten mehrere sehr ansteckende Krankheiten unter dem Rindvieh gewesen. Die letztern waren in den Jahren 1750 und 1756. Das kranke Vieh wurde auf den noch jetzt so genannten Wolfsberg getrieben und gestorben dort sogleich eingegraben. Noch jetzt ist der Graben zu sehen, welcher um das gestorbene Vieh gezogen wurde.

IV. Naturhistorische Nachrichten

Auf dem hiesigen Friedhofe nordöstlich der Kirche steht ein sehr alter, hoher Lindenbaum, der wegen seiner sehr schönen Verzweigung es verdiente, daß ein geschickter Pinsel ihn mit seinen Ästen und Zweigen zeichnete. Er ist ein Prachtproduct der Natur. In historischer Hinsicht hat diese Linde Wichtigkeit durch einen Weinstock erlangt, welcher sich im 17. Jahrhundert an diesem Baume befand und nicht allein die Höhe des Baumes selbst erreichte, sondern auch mit seinen Reben fast alle Zweige bedeckte. Er soll in hohem Grade ohne alle Kultur fruchtbar gewesen seyn. und sein Stamm den Umfang eines Mannes gehabt haben. Darin stimmen alle Aussagen und Nachrichten überein, daß er im Jahre 1709 erfroren ist, und nicht, wie der neue Vater des Weinstocks Herr Knecht in Berlin in seinem Buche über den Weinbau berichtet, im Jahre 1787. Auch befand er sich nicht an einer Pappel, sondern an eben bezeichneter Linde. Im Jahre 1816 vernichtete der Hagel im Junius unsre Kornfelder auf der Wustermark; 1818 erfror das Getreide im Weinbergsfelde; 1822 und 1826 große Hitze und Dürre; 1823 große Kälte. Den 18. Mai 1825 schlug der Blitz in eine Pappel auf dem Kirchhofe und zerschmetterte sie so, daß sie abgehauen werden musste und der Kirchhof durch diesen Verlust einer großen Zierde beraubt wurde.


V. Zeitgeschichtliche Nachrichten

Der unglückliche Krieg 1806 und seine Folgen hatte auch auf unser Dorf einen mächtigen, nachtheiligen Einfluß. Der Kunststraße wegen und weil Großenkreutz als Poststation der Mittelpunkt zwischen Potsdam und Brandenburg ist, waren tägliche und stündliche Durchmärsche von Freunden und Feinden. Im Jahre 1806 den 28. October kam hier das französische Heer an, und aus Furcht vor demselben waren alle Heerden des Dorfes, Pferde, Kühe, Ochsen nach der Deetzschen Heide getrieben. Es verlor Niemand ein stück Vieh durch die Raubsucht der Feindes außer der Prediger Müller, welchem das beste Pferd vom Mistwagen duch die Feinde ausgespannt und genommen wurde. Auch wurde vom 28 bis 31 October vom Feinde gebranntschatzt und die Gemeinde mußte 100 Thlr. zusammenbringen; auch die Herrschaft verlor mehrere hundert Thaler bei dieser Gelegenheit. Überhaupt waren diese Tage vom 28. bis 31. October Schreckenstage. Der am 10. Februar 1827 verstorbene Kossath Thiele war damals Schulze und sollte von den Franzosen erschossen werden; Gott lenkte indeß den Willen der Feinde anders und er kam mit Stochschlägen davon. Die last der einquartierung französischer Truppen, die mannichfaltigsten Lieferungen an Brod, Heu, Stroh, Hafer ec dauerte bis 1812 ununterbrochen fort.

Im Monat April 1812 wurden aus dem Zauchischen Kreise alle jungen wehrhaften Männer nach Großenkreutz berufen, und der Landrath v. Rochow auf Golzow und der damalige Hauptmann v. Held suchten suchten die tüchtigsten jungen Männer zu Soldaten aus. Der Prediger Müller hielt bei dieser Gelegenheit eine angemessene religiöse Rede, nachdem vor und nach derselben von dem hiesigen Küster Hansche der Gesang "In allen meinen Thaten" angestimmt war. Auch der Landsturm wurde 1812 errichtet. Bei Bliesendorf schlug der Großkreutzsche auf einige Stunden ein Lager auf. Am Tage der Schlacht bei Großbeeren, den 23. August 1813 , wurden ebenfalls aus Vorsicht und Besorgniß die Dorfheerden in die Deetzsche Heide getrieben. Die Schlacht wurde für Preußen gewonnen. Die Schweden halfen. Von dieser Zeit an kamen Preußen, Russen, Kosacken, Kalmuken, Baschkiren, Tartaren, Schweden durch under Dorf und wurden zum Theil einquartiert. Viel Leiden, Trübsal, Angst und Noth erlitt in dieser Schreckenszeit unser Dorf, nur die Hoffnung auf die göttliche Vorsehung, die am Ende alles herrlich hinausführt, hielt uns aufrecht, muthig und standhaft.

So traurig für uns die Kriegsjahre waren, so fröhlich war für uns das Friedensfest den 18. Januar 1816. Die Frau Majorinn v. Arnstedt hatte das ganze Dorf zu diesem Feste bei sich eingeladen, bewirthte Bauern, Kossathen und Tagelöhner und erfreute alle duch Musik. Auch die Schuljugend mußte des Abends auf dem herrschaftlichen Saale in Gegenwart vieler Zuhören dem lieben Gott ein Danklied anstimmen. Nachher wurden die Schüler mit Wein bewirthet und Gesundheiten getrunken. Jedes Kind bekam Semmel. Am Ende des Festes wurde es auch den Kindern erlaubt, ein Stündchen zu tanzen und sich des denkwürdigen Tages zu erfreuen.



Sammlung Duncker

Sammlung-Duncker_Gut Grossen-Kreutz; nach einer Lithografie von Hartmann
Text zur Duncker Lithografie, befindet sich auf der Rückseite des Druckes

Der Verleger und Buchhändler Alexander Friedrich Wilhelm Duncker (1813 - 1897) ebenda) gab eine Grafiksammlung preußischer Schlösser, die unter dem Titel "Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den Königlichen Familien-, Haus-Fideicommiss- und Schatull-Gütern in naturgetreuen, künstlerisch ausgeführten, farbigen Darstellungen" mit begleitendem Text von 1857 bis 1883 in seinem Verlag heraus. Die Lithografie ist eine idealisierte Darstellung der Nordseite (Gartenseite) des Herrenhau


Chroniken Petzel

Pfarrer Petzel hatte mehrere Hefte zur Geschichte verfasst unter der Bezeichnung: "Chronik von Groß Kreutz"

  • Heft 1: Von der Germanenzeit (800 v. Chr. bis 983 n. Chr.)
  • Heft 2: 1150 bis 1200
  • Heft 3:
  • Heft 4: Die 20 Pfarrer seit der Reformation (1539 - 1930)
  • Heft 5: Das Kirchenpatronat von Groß Kreutz in 800 Jahren

Von den Heften 1,2,4 und 5 liegt im Domstiftsarchiv eine Verfilmung vor.[2]

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Chronik Friedrich Hilgendorf

In Belzig im Kreisarchiv von Potsdam-Mittelmark liegt eine Ortschronik vom Lehrer Friedrich Hilgendorf vor. Diese Chronik betrifft in erster Linie die Zeit des 19. Jahrhunderts und davor, sowie die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Sie soll auch einige Aufzeichnungen aus der nationalsozialistischen Zeit enthalten haben. (Der Lehrer galt als linientreu in der Nazizeit.) Nach der Niederlage Nazi-Deutschlands sind mehrere Blätter aus der Chronik entfernt worden, so die mündliche Überlieferung. Es folgt die Abschrift einer Abschrift der Chronik aus dem Nachlass Eberhard und Ilse Nitzschke, die aber nicht dem Original der im Kreisarchiv liegenden entspricht. Es ist davon auszugehen, dass die vorliegende Kopie von einer Vorlage zu Unterrichtszwecken entstammt.

Dorfgeschichte von Groß Kreutz (zusammengestellt von F. Hilgendorf)

Entstehung und Name des Ortes: Der Name des Ortes entstand nach einer alten Sage zur Zeit der ersten Ausbreitung des Christentums in hiesiger Gegend. Karl der Große soll bei seinem Kreuzzug gegen die Wenden bis zu der Stelle, wo heute die Post steht, vorgedrungen sein, und dann den Rückzug befohlen haben. Vor seiner Umkehr aber ließ er dort ein großes Holzkreuz errichten. Danach nannte man den Ort "crusis locus" (Ort des Kreuzes)Später änderte sich der Name: Krutzewitz, Kreuzwitz, Großenkreuzewitz, Großenkreutz. Neuere Forscher sind der Ansicht, daß Kreutz eigentlich Gereut?[3] (Siedlung) bedeutet. Franken sollen die Gründer des Ortes gewesen sein und zuerst etwas südlich vom heutigen Dorf eine Siedlung gegründet haben. (Steinmatenberg). Später bauten sie auch nördlich an der heutigen Dorfstraße an. In der frühesten Zeit bestand die hiesige Gegend aus Morästen und Bruchland, das wohl mit Elsen, Weiden und Gesträuch bewachsen war, aber für das Vieh unzugänglich war, weil die Havelüberschwemmungen bis an die Nordgrenze des Lehniner Höhenlandesreichten. Daher standen hier nur vereinzelte Weidenhütten, deren Bewohner sich hauptsächlich von der Jagd ernährten.

Großkruzewitz. Zu Albrecht des Bären Zeiten ist unser Ort ein kleines wendisches Dorf, wie schon der Name bekundet. Die Bewohner treiben neben der Jagd Ackerbau und Viehzucht. Das Dorf ist mit Wald und tiefen Wassergräben umgeben gewesen. Wahrscheinlich haben die Wenden das Dorf verlassen, als Albrecht der Bär Zauche und Havelland bekam. Ein Herr von Rochow, zu dessen Lehen das Dorf gehörte, wies deutschen Ansiedlern hier Wohnsitze an und baute sich an der Stelle, wo heute das Schloß steht, eine kleine Wasserburg. So wurde der Ort ein deutsches Dorf.

Die Schloßherren. In ältester Zeit gehörte Groß Kreutz den Herren von Rochow. Später wurde es an Herrn von Streithorst verkauft, dann an Wolf-Dietrich von Haken. Um 1800 geht es durch Heirat in den Besitz der Herren von Arnstedt über. Durch Erbschaft kommt das Rittergut an die Familie von der Marwitz. Das heutige Schloß wurde im Jahre 1765 gebaut und 1886 durch einen Anbau vergrößert, der von den jeweiligen Pächtern bewohnt wurde.

Die Kirche. Die Kirche ist ein alter Feldsteinbau, der nach dem 30jährigen Kriege errichtet sein soll. Sie war viel kleiner als jetzt. Die kleinen zugemauerten Rundbogenfenster sind noch zu sehen,ebenso am Ostgiebel die alte umgebaute Ostwand. Das Dach trug einen kleinen Holzturm (Dachreiter) mit einer Glocke. 1755 und 1855 wurde die Kirche vergrößert. Zuerst wurde der 30m hohe Kirchturm angebaut, 1855 dann die Seitenflügel. der turm enthielt zwei Glocken, der Sage nach aus dem Nahmitzer See stammend. Die Inschrift der großen Glocke lautet: O König der Ehren, komme inFrieden "1409"; die der kleineren: "Ave Maria, 1500". Der Altar ist eine Nachbildung dessen der Potsdamer Garnisonkirche. Auf dem Altar stehen ein Kruzifix und 2 Leuchter aus schwarzem Eisen. Die erste Orgel stand hinter dem Altar. Die schöne Ausstattung und Bemalung, die neue Orgel und den großen Kronleuter erhielt die Kirche 1907. Unter dem Altarraum ist ein Grabgewölbe, in dem 14 Särgen der Geschlechter v. Haken und v. Arnstedt stehen. Im Altarraum hängen große gußeisernen Gedenktafeln der hier beigesetzten, auf dem Herrschaftschor hängen einige Bilder der Verstorbenen und sämtliche Wappen. Auf dem Kirchhof stand in alter Zeit eine sehr hohe Spitzpappel, die der Blitz 1825 zerschmetterte. Am Ostgiebel steht noch eine über 200 Jahre alte Linde, um die sich bis 1709 ein Weinstock bis in den Gipfel rankte und jeden Herbst die schönsten Trauben trug, er ist dann erfroren. Dort befindet sich auch die Ruhestätte v.d. Marwitz.

Die Schule. Auf dem Platze an der Friedenseiche, wo damals noch ein Pfuhl war, stand um 1650 ein kleines strohgedecktes Haus aus Fachwerk mit dem Giebel nach der Dorfstraße. Die Wände waren aus Lehmstaken. Die Viehställe waren mit im Haus. Nach den Freiheitskriegen wurde eine Wohnstube angebaut. Die alten Lehrer?? waren zugleich auch Küster von Kemnitz, waren Schneider oder Weber. 1855 wurde dann auf demselben Platze das jetzige alte Schulhaus errichtet. Während der Bauzeit unterrichtete der damalige Lehrer im Kartoffelkeller hinter den Bergscheunen. In diesem Schulhause wurde bis zum Jahre 1913 unterrichtet. Als 1890 die Kinderzahl auf 150 gestiegen war,wurde ein neues zweites Schulhaus an der Chaussee erbaut. 1910 wurde es durch einen Anbau vergrößert und nun alleiniges Schulhaus. Das alte diente nur noch als Wohnung (Kantor).

Groß Kreutz um das Jahr 1800. Vor der Regierungszeit Friedrich II. bestand unsere Gegend meist aus für's Vieh unzugänglichen Bruchen und Morästen, wo wenig Heu gewonnen, das Haltevieh hatte wenig Nahrung, und da es an Dünger fehlte, wurde der Acker vernachlässigt (Dreifelderwirtschaft). Erst als Friedrich II. auf Staatskosten den Hauptgraben und die Nebengräben zur Entwässerung durch Feldmark legen ließ, kam für die Landwirtschaft eine bessere Zeit. Der König schenkte der Gemeinde 1 Dtz. Rindvieh und erließ ein paar Jahre die Steuern. Jetzt wurden die felder gedüngt und die Ernten reicher. Das Gut umfaßte 3000 Morgen. Die Dorfgemeinde zählte 10 Bauern und 9 Kossäthen. Der Ort bestand nur aus der heutigen alten Dorfstraße und den Gutshäusern am Kreuzdamm. Östlich vom Dorf lag ein sandiger mit Kiefern und Gestrüpp bewachsener Hügel, der Wolfsberg. In den Winternächten sollen öfter Wölfe ins Dorf gekommen sein und die Knechte sich ihrer beim Abfüttern mit Mistgabeln erwehrt haben. Zur Zeit der Viehseuche trieb man die erkrankten Tiere dorthin und vergrub dort die verendeten.

Die Bewohner waren fast durchweg Ackerbauern, die ihren Dienst auf dem Gute zu verrichten hatten und denen bis zur Ablösung der Dienste wenig Zeit für die eigene Wirtschaft blieb. Sie gingen damals ganz anders gekleidet. Die Männer trugen lederne, dunkle Kniehosen, weiße Strümpfe, schwarze Halbschuhe, eine blaue Tuchjacke und eine schwarze hutartige Mütze. Frauen und Mädchen waren mit halblangen, grünen Tuchröcken bekleidet, kurzen, grüne, lose Jacken mit langen Ärmeln und kleinem Schoß. Am Halse waren die Jacken ausgeschnitten. Den Kopf bedeckte eine schwarze oder bunte Kappe mit langen Nackenbändern. Zu Festen und zum Abendmahl wurde auf die Kappe eine weiße, storchachnabelartige Haube gesetzt, um die Schultern ein weißes dreieckiges Tuch mit Spitzen gelegt. Dazu wurde eine weiße Schürze umgebunden. Frauen und Mädchen trugen Halbschuhe und blaue Strümpfe. - Sollte der Fastelabend[4] gefeiert werden oder einmal Tanz? sein, dann gab der Bauer, der im Dorfe die größte Stube hatte, diese dazu frei. Die von der Herrschaft und den Bauern geschenkten Brote, Eier, Würste und Schinken wurden dann dort gemeinsam verzehrt, dazu dünnes Braunbier getrunken. Nach dem Tanz gab es Kaffee und Kuchen. Um 10 Uhr war Ende. Bei Hochzeiten lud der Hochzeitbitter, an der Brust mit bunten Bändern geschmückt, das ganze Dorf ein. Jeder lieferte dazu Fleisch, Brot, Kuchen und sandte auch Geschenke. Die Herrschaft spendete meist Wein. Die Braut ging mit schwazem Kleid weißem Brusttuch und weißer Schürze, auf dem Haupt den Myrtenkranz ohne Schleier zur Kirche. Das ganze Dorf zog mit, voran die Musik. Pfarrer und Lehrer erhielten ein seidenes Halstuch auf den Altar in der Kirche gelegt; auch dem Bräutigam steckte die Braut solch weißes Tuch an die Jacke. Bauernhochzeiten dauerten drei Tage. Wer noch zum Frühstück nicht wieder anwesend war, wurde durch die jungen Männer mit einem Vorderwagen auf dem ein Trompeter saß, ins Hochzeitshaus geholt. Die Hochzeit der Gutsdienstleute wurde bei gutem Wetter im Schloßpark gefeiert und die Hochzeit wurde von der Herrschaft ausgerichtet. - Im Winter wurden die Spinnabende abgehalten. 6 - 8 Frauen bildeten einen Spinnkranz. Die Mädchen mußten erst ihr Pflichtstück für die herrschaft spinnen. Gesang, Geschichten erzählen, Wockenxxxx und allerlei Neckereien verkürzten die Zeit. Männer und junge Burschen saßen dabei und beteiligten sich an der Unterhaltung. 1676 gab es schon Weinmeister in Groß Kreutz.

Die Schäferei. Am Wege nach Bochow liegt noch heute die alte Schäferei, denn bei der Dreiwirtschaft blühte die Schafzucht. Zeitweise waren 600 Schafe in der Schäferei. Die Schäfer waren damals die Dorfärzte. Alte Leute erzählten vom Schäfer Rietz und seinen Prophezeiungen. Den Übertritt der Preußen zu Russen (1812), den Sieg über die Franzosen, sowie die steinernen und eisernen Straßen und die Wagen ohne Pferde soll er geweißsagt haben (Vater Wartenberg mit Kopfperücke).

Das Pferdegrab. Als beim Zuge Napoleon I. nach Rußland auch die Preußen ein Hilfsheer stellen mußten, folgte auch ein Leutnant von Arnstedt mit seinem Freunde v. Lepinskiden französischen Fahnen. Beim Rückzug wurden die beiden Offiziere durch ihre flinken Pferde Ajax und Alin vor der russischen Gefangenschaft bewahrt. Sie kehrten gesund heim, und die Pferde erhielten im herrschaftlichen Stall ihr Gnadenbrot. Im Wäldchen an der Bahn, die Schweiz genannt, mußten sie altersschwach und blind erschossen werden. Auf dem Grabe der beiden Pferde stand eine Holztafel mit folgender Inschrift: "Grab zweier Pferde Ajax und Alin, die im Jahre 1812 beim damaligen III. Ulanen-Regiment die Campagne nach Rußland mitgemacht haben, Ajax unter Leutnant von Arnstedt, Alin unter Leutnant von Lepinski. Beide Pferde erhielten hier das Gnadenbrot und wurden dann hier erschossen."

Kriegszeiten - 1815 Schon während des 30jährigen Kriegeserlebte das Dorf böse Zeiten. Ungarn, Tartaren, Schweden und viel anderes Kreigsvolk zog durch den Ort. Es wurde Vieh geraubt, geplündert und gebrandschatzt. In der Nachbarschaft hausten die Feinde noch schlimmer. Drei Dörfer wurden damals zerstört und sind seit der Zeit vom Erdboden verschwunden. Links vom Wege nach Deetz an den Butzelbergen lagen Bützow. In der Gegend des heutigen Neu Bochow Oberzlow. Links von der Brandenburger Chaussee um Kablers Pfuhl lag das Dorf Hathenow. Jetzt geht schon der Pflug über das Land, nr an den dunklen Streifen und Stellen des frisch gepflügten Ackers sind noch die alten Herdstellen zu erkennen. Schwere Tage und Stunden erlebte Groß Kreutz auch während der Franzosenzeit (1806). Am 28. Okt. 1806 machten die Franzosen auf ihrem Durchmarsch auch hier Halt.Als die Feinde gemeldet wurden, trieb man das Vieh schnell in die Deetzer Heide. der Lehrer Hantsche leitete die Rettung des Viehs. Vom 28. - 31. Okt. haben die Franzosen Groß Kreutz gebrandschatzt. Als sich der Feind dem Dorfe näherte, fuhr gerade der damalige Pfarrer Müller Dunk auf seinen Acker. Die Franzosen hielten ihn an, spannten ihm das Pferd aus und nahmen es ihm weg. Als sich der Pfarrer verteidigen wollte, erhielt er einen Gewehrkolben über den Kopf, daß er besinnungslos und blutüberströmt in den Chausseegraben taumelte. Erst nach einigen Stunden fand man den Verletzten und brachte ihn heim, wo er noch längere Zeit krank lag. Die Gemeinde mußte 100 Thaleraufbringen, das Gut 300. Da das Geld nicht schnell genug beisammen war, sollte der Schulze Thiele erschossen werden. Man hatte ihn schon an die große Rüster am Kirchpfuhl gebunden, aber kam noch mit Stockschlägen davon. Die französische Einquartierung und die Lieferungen von Brot, Heu, Hafer, Stroh und Geld dauerten noch bis 1812. Dann kamen die Freiheitskriege. Allerlei Kriegsvolk, besonders Russen, zogen durchs Dorf. Am 18. Jan. 1816 durfte endlich Frau Major von Arnstedt das ganze Dorf bei sich zum Friedensfeste einladen und erfreute Jung und Alt durch festliche Bewirtung, Musik und Tanz.

Die Posthalterei. Bevor in Deutschland die Eisenbahnen gebaut wurden, reiste man sehr selten. Wollte man aber reisen und hatte das geld dazu, so benutzte man die Postkutsche. Weil Groß Kreutz an der alten Heerstraße lag, die von Westen nach Osten über Berlin führte, so lag unser Ort auch an einer Postlinie. In Groß Kreutz lag eine große Posthalterei, hier standen 50 Pferde, außerdem 6 Staffetten. Täglich kamen dreimal von Brandenburg die mit vier Pferden bespannten , schwerfälligen, gelben Postkutschen in unserem Ort an, wechselten die Pferde, luden Reisende und Gepäckstücke, sowie Briefschaften aus und ein und fuhren nach kurzem Aufenthalt weiter. Der Weg führte nicht die heutige Chaussee nach Werder entlang, sondern es ging über Göhlsdorf nach Werder. Öfter passierten Fürstlichkeiten den Ort. Friedrich der Große wurde hier hier vom Gutsherren? von der Gemeinde und den Schülern beim Pferdewechsel begrüßt. Nach 1845 fuhr noch bis zum Bau der Kleinbahn eine Postkutsche täglich dreimal von Gr. Kreutz nach Lehnin. Die letzten Postillione waren der Briefträger Dichte? und der Altsitzer Schönefeld. Die erste Posthalterei wurde 1812 von einem gewissen Horst eingeäschert.

Die Verkehrsstraßen. Noch um das Jahr 1800 war Gr. Kreutz mit den Nachbarorten durch sandige , im Winter fast nicht fahrbahre Landwege verbunden. Erst 1805 wurde die Potsdam-Magdeburger Chaussee gebaut?. Der Gottesberg bei Derwitz mußte zur Hälfte abgetragen und ? die Wiesen aufgeschüttet werden. So entstand bis Derwitz eine gerade Strecke. durch diesen Straßenbau fiel eine große Zahl kleinerer Nebenwege, die über wiesen und äcker führten und bisher von den Reisenden benutzt worden waren, fort. In Gr. Kreutz wurde ein Chausseehaus gebaut und die Chaussee bei Dunkelwerden durch eine Schranke gesperrt. Am Fenster? des Hauses saß der Chausseegeldeinnehmer, der den Kutschen das Chausseegeld abnahm und ihnen bei Dunkelheit die Schranke öffnete. 1825 und 26 wurden die Alleen nach Krielow, Bochow und Kloster Lehnin gezogen. 1871 wurde die Chaussee nach Lehnin gebaut, die Strecke nach der Havel erst 1892. Zwischen Gr. Kreutz und Krielow wurde ein Kreischausseehaus errichtet. Die Dorfstraßen wurden in neuerer Zeit mit Kopfsteinen z.T. gepflastert und erhielten elektrische Beleuchtung.

Bahnhof Groß Kreutz. Als 1845 die Bahn gebaut wurde, setzte es Herr von Arnstedt durch, das Groß Kreutz ein Haltepunkt wurde. Der erste Bahnhof bestand nur aus einer Bretterbude und einem kleinen Schuppen am Weinberg. Auf derselben Stelle wurde 1860 ein Bahnhofsgebäude errichtet, das heute noch steht und als Wohnhaus der Reichsbahnbediensteten dient. Der Weg zum Bahnhof führte gleich hinter dem Hauptgraben links nach dem Weinberg, rechts führte der Weg nach Krielow und Schmergow. Der alte Wegstein liegt noch an der früheren Stelle. Der linke Bahnhofsweg war mit sehr alten, hohen Eichen eingefaßt, einige stehen noch hinter der Brücke und zeigen, wo die alten Wege sich abzweigten. Da der Verkehr mit den Jahren immer stärker wurde, genügte das Bahnhofsgebäude nicht mehr. Es wurde 1890 ein neuer, größerer Bahnhof gebaut, der nach dem Bau der Chaussee nach Krielow rechts von derselben seinen Platz fand. 1898 wurde die Kleinbahn nach Kloster Lehnin gebaut. Da der Verkehr von Jahr zu Jahr größer wird, ist auch eine Vergrößerung unseres Bahnhofs in Aussicht genommen.

Naturdenkmäler.

  • Friedenseiche, gepflanzt 1871 von August von Arnstedt und seiner Gemahlin auf dem Platz vor Kioks und Kühne's
  • Luisenlinde, gepflanzt am 19. Juli 1910, wurde schon abgeholzt.
  • Luthereiche, im Weinberg, unter der Luther gepredigt haben soll.
  • Der ehemalige Weinkeller im Weinberg , heute schon ganz zerfallen, nur ein Sandloch und einige Steine zeugen noch von seinem Bestehen.
  • Alte Linde, am Ostgiebel der Kirche (über 250 Jahre alt)

Die Bürgermeister Dorfschulzen und Bürgermeister waren seit 1815 nur Bauern aus den Familien Rottstock und Kühne. * bis 1914 Albert Kühne * bis 1920 Albert Krüger * bis 1933 Karl Beck * bis 1940 Müllermeister Neumann * 1945 Tischlermeister G. Schmidt und Gärtner E. Urmetzer * 1945 Bezirksbürgermeister Buller * 1946 E. Ruthenberg * 1947 Leder * E. Becker

Da dies die Abschrift einer Kopie ist, bei der nicht alle Begriffe eindeutig geklärt werden konnte, bedarf es einiger nachträglicher Korrekturen. Auch der Wahrheitsgehalt einiger Aussagen ist umstritten und sollte verifiziert werden. Anmerkung des Ortschronisten W. Hübner j.

Aufzeichnungen von Bauernfamilie Stoof

Diese Aufzeichnungen wurden Mitte der 30ziger gemacht. Sie beinhalten Informationen zur bäuerlichen Wirtschaft und zur Historie des Ortes aus anderen bekannten Quellen. Da sich die geschichtlichen Angaben mit denen an anderen Seiten des Wiki überschneiden, werden in erster Linie die Angaben zur eigenen Wirtschaft und bäuerliche Weisheiten auszugsweise wiedergegeben. Aus dem Originaltext:

„ Bauernhof, Alter des Hofes, woher stammt die Familie!

Wohnhaus der Familie Stoof in der Dorfstraße; Aufn. Stoof

Unsere Landwirtschaft liegt in Groß-Kreutz Kreis Zauch-Belzig. Der Bauernhof ist 1828 in den Besitz des Bauern Karl Stoof übergegangen; er heiratete die Witwe Till und stammte aus Ferch, Kreis Zauch-Belzig. Die Wirtschaft bestand aus 3 Pferden 11 Stück Rindvieh, 6 Schweinen und 30 Schafen. 100 Morgen Ackerland und 40 Morgen Wald und Wiese. 50 Morgen waren mit Roggen, 10 Morgen Hafer, 15 Morgen Kartoffeln und Rüben bestellt; 25 Morgen blieben brach liegen wo die Gemeindeschafheide gehütet wurde. Aus der Familie gingen 4 Kinder hervor, 3 Jungens und 1 Mädchen; der eine Junge ist im Alter von 35 Jahren durch Unglücksfall gestorben. 1877 wurde das alte Rohrhaus abgebrochen und ein neues massives Haus errichtet. Im Jahr 1903 brannte die Scheune durch Flugbrand nieder, auch diese wurde neu, … aufgebaut. 2/3 des Geldes bekamen wir von der Versicherung bekommen, 1/3 kam aus den Ersparnissen der Wirtschaft. 1896 starb der Bauer Karl Stoof! … 1911 legten wir Elektrischlicht an. Maschinen haben wir 1 Dreschmaschine mit Mähbinder (Klaas), Kreissäge, Schleifstein, Häckselmaschine, ein Heugebläse, elektrische Wasserpumpe und Rübenschneider: Einen Kornbinder, Heurechen, Heuwender, Grasmäher, Kartoffelmaschine die Drillmaschine wurde 1898 angeschafft.

Wir bauten bis 1927 noch Flachs an, aber durch den hohen Lohnsatz und die schlechte Absatzmöglichkeit mussten wir ihn einstellen. Im Weltkrieg, 1914-18, waren wir gezwungen, uns selbst Brennmaterialien herzustellen. So stachen wir Torf, was wir nachher wieder einstellten. Die Schafzucht wurde noch bis 1870 getrieben, dann aber eingestellt; die durch eine Krankheit der Tiere viele Schafe eingingen. Der Schäferhof genannt, zeugt heute noch von der früheren Schafzucht. Man ging dann zur Rinderzucht über und streute statt des guten Schafdungs – Kunstdünger. ..."


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Bruno Hirschfeld

Der Lehrer Bruno Hirschfeld von Polytechnischen Oberschule in Groß Kreutz hat während seines Pädagogikstudiums eine Belegarbeit zur Geschichte von Groß Kreutz geschrieben. Einige statistische Angaben aus der Arbeit werden im Wiki erwähnt.

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Chronistentätigkeit im Ort

Wolfram Hübner sen. 5/1970; Aufn. Walter Schmidt
Berufung von Wolfram Hübner j. zum Ortschronisten vom der Gemeinde

Die erste bekannte schriftliche Beschreibung der Verhältnisse im Dorf Groß Kreutz veröffentlichte der Prediger Emanuel David Plato. Er war seit 1806 bis 1832 Seelsorger in Groß Kreutz. Zuvor war er Rector zu Hadmersleben im Magdeburgischen und hier Prediger der Gemeinden Kemnitz und Großenkreutz. Er verwalte das übertragene Amt vom März 1816 an. Er wurde geboren zu Meseberg im Herzogthum Magdeburg 13. März 1787 und hatte auf der Universität Halle in den Jahren von Ostern 1808 bis dahin 1811 studiert. Die 1828 veröffentlichte „Chronik des Dorfes Grossenkreutz“ beschreibt die beiden ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts.

Pastoren und Lehrer sind auch in den Folgejahren maßgeblich an die Aufzeichnungen von Notizen des Ortes beteiligt . In dem kleinen Büchlein von Plato haben einige seiner Nachfolger, insbesondere wohl Pfarrer Karl Ludwig Schneider, handschriftliche Eintragungen hinterlassen. Der Lehrer Friedrich Hilgendorf, der 1905 nach Groß Kreutz kam, verfasste eine Chronik im Zeitgeist der 1930ziger Jahre. Nach dem Zusammenbruch und Ende des II. Weltkrieges wurden wohl die Passagen, die die Nazizeit verherrlichten, entfernt, wie Zeitzeugen berichteten. Die überlieferten Chronikreste liegen im Kreisarchiv in Belzig. Seit 1970 wurden im Groß Kreutzer Rentnerclub (seit 1990 Seniorenclub) die Dorfgeschichte immer wieder besprochen. Der Elektromeister Ernst Volkmann und später der Studienrat Wolfram Hübner sen. trugen viele Details zusammen, um sie dann den Interessierten in diesem Kreise zu berichten.

Auf Grund der VO über Ortschroniken vom 26. November 1981, Gbl. der DDR, Teil I, Nr.1 vom 14. Januar 1982, wurde eine Arbeitsgruppe für Ortschronisten in Groß Kreutz gegründet. Als Bürgermeister des Ortes musste er für diese Aufgabe werben. Wolf-Dieter Sperling warb die Erzieherin Maren Dreßen, Frau Manuela Grüttke, die Berufsschullehrerin Margit Lehmann, die Bibliothekarin Gerlinde Welle, den Lehrer Bruno Hirschfeld und das Ehepaar Hübner für diese Aufgabe. Der Ingenieur Wolfram Hübner junior wurde Leiter dieser Gruppe. Auf mehreren Arbeitstreffen wurde ein Arbeitsplan erstellt. Frau Welle war für die fotografische Dokumentation zuständig. Herr Hirschfeld hat sich in seinem Pädagogikstudium mit der Ortsgeschichte befasst. Wolfram Hübner senior und junior hatten sich schon vorher mit der Ortsgeschichte befasst. Als erstes Ziel wurde eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Ortes für die anstehenden Wahlen am 8. Juni 1986 vorbereitet. Wolfram Hübner jun. wurde offiziell zum Ortschronisten berufen. Es fanden in der Folge einige Arbeitstreffen statt. Das Jahr 1945; der Eisenbahnbau u.a., waren die ersten Schwerpunkt. Das Zusammentragen des vorhandenen Wissens aus alter Zeit und die Klärung des Ortsjubiläums sollten die weiteren Schwerpunkte sein.

Auf Initiative des Vereins "Selbsthilfe Brandenburgischer Lendfrauen e.V." wurde unter Hilfe der "Gesellschaft zur Förderung der Erwachsenenbildung Land Brandenburg gGmbH" ein "Kurs Heimat- und Dorfgeschichte Groß Kreutz" ins Leben gerufen. Die Veranstaltungen fanden im Strohhaus unter Leitung des Ortschronisten statt. Hier wurde die Festschrift zur 700-Jahrfeier vorbereitet, unter Einbeziehung zahlreicher Bürger*innen. Diese Veranstaltungen, unter dem Motto "Deetzer Dorfgeschichte" in Deetz, waren der Auslöser zur Gründung vom "Heimatverein Deetz e.V." am 30 Oktober 1998.

Nach dem Auszug der Amts- und Gemeindeverwaltung aus dem Gebäude Alte Gartenstraße 2 wurde ein freier Raum im Obergeschoss für die Ortschronik zu Verfügung gestellt. Die Einrichtung geschah aus Möbelspenden. Die Technik stellte der Ortschronist zur Verfügung und wurde im Laufe der Jahre immer mal wieder erneuert.

Die ehrenamtliche Arbeit der Ortschronisten wurde von Kulturbeauftragten des Kreis gefördert. Schulungen zur Gestaltung einer Chronik, Quellensuche, und Recherche wurden besprochen. Dies war ab 1990 natürlich vorbei. Es hatten sich im Laufe der Jahre jedoch eine ganze Anzahl von Ortschronisten intensiv mit ihrer Heimatgeschichte befasst, so dass vor allem im Belziger Raum der Wunsch laut wurde, diese Initiativen weiter zu unterstützen. In den ersten Jahren nach der Wende fand dieses Anliegen auch offene Ohren beim Land und Kreis. Es wurden Gelder für Vorträge von Historikern und Fachleuten einschlägiger Disziplinen zur Verfügung angeboten. Das erste Treffen von interessierten Ortschronisten fand am 28. Juni 1995 statt. 1997 wurde ein Schulungsprogramm erarbeitet. Als die Gelder knapp wurden, musste die Chronisten die Initiative selbst übernehmen. So wurde am 18. Februar 1998 im „Strohhaus“ Groß Kreutz die „Chronistenvereinigung Potsdam-Mittelmark“ e.V. (CPM) gegründet. Zum 1. Vorsitzender wurden Willi Blasek (Fohrde), Stellvertreter und Geschäftsführer wurde W. Hübner jun. (Groß Kreutz), 2. Stellvertreterin Carmen Hohlfeld (Caputh), zum Schatzmeister Chris Rappaport (Deetz) und zur Schriftführerin Christa Weber (Wildenbruch) gewählt. Am 21. Februar 2018 fand anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Chronistenvereinigung ein Treffen im „Strohhaus“ statt, bei dem es u.a. über die Zukunft der chronistischen Tätigkeit in Potsdam-Mittelmark ging.

Publikationen

Im Laufe der Zeit sind einige dorfgeschichtliche Beiträge verfasst worden. Die meisten sind in der Lokalpresse erschienen. Eine etwas umfangreichere Publikation erschien zur 700 Jahrfeier im Jahre 2000. Unter der Redaktion des Ortschronisten entstand, unter Mitwirkung zahlreicher Bürger, eine 126 seitige Festschrift. In ihr wurden wichtige Entwicklungsetappen und Ereignisse des Groß Kreutzers Dorfleben erwähnt. Druck und Herstellung erfolgte im Druckhaus Pietsch in Grebs.


Fußnoten

  1. handschriftlicher Vermerk in der Plato-Chronik: "Nur 7 Großkoßäthen und und der Kleinkoßäth Lucke mußten die 8 halben Ritterhufen zurückgeben, da sie nicht ursprünglich zu diesen 8 Gütern gehörten, sondern denselben widerruflich 1738 zugelegt waren. Das Gut der der Halbkoßäthin Auguste Rottstock geb. Schönefeld hatte keine halbe Hufe vom Rittergute erhalten."
  2. Domstiftsarchiv: Film 403 GrK 72, Film 404 GrK 73, Film 405 u. 406 GrK 73, Film 406 GrK 75
  3. eventuell stammt das Wort aus dem Mhd., und bedeutet so netwas wie gerodeter Wald, urbar gemacht. Die Herkunft ist noch nicht geklärt
  4. Aus dem Wörterbuch der Gebrüder Grimm: fastelabend, m.für fastenabend, gleicht dem kindelbett, wünschelding u. s. w. auch dän. fastelavn nach dem nd. allermannsfastelabend ist der dienstag, die fastnacht.