Ursprünge

Aus Chronik Groß Kreutz
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Ein weiter Blick in die Vergangenheit soll von den Anfängen der Besiedlung unseres Landstriches und den Erkenntnissen darüber berichten. Auch ein Erinnern an die Veränderungen im Ortsbild im letzten Jahrhundert soll nicht fehlen.

Ausgrabungen und Besiedelung

Die frühesten Siedlungsnachweise auf dem heutigen Gebiet der Gemarkung Groß Kreutz werden in die Jungstein- und Bronzezeit datiert. Vor rund 3700 Jahren lebten hier auf dem Wolfsberg, einer kleinen Erhebung im ehemaligen Urstromtal der Havel, die ersten Siedler. Durch Ausgrabungen von Urnengräbern in der Krähenheide und am südlichen Dorfrand sind gesicherte Spuren bis in die Eisenzeit nachgewiesen worden. Diese Ureinwohner nutzten die trockenen Hügel und den Rand der Glindower Platte, in der ansonsten von Bächen und Sumpflandschaften geprägten Niederung für ihre Ansiedlungen. Wir wissen sehr wenig aus dieser Zeit, doch soviel ist sicher: Im Zuge der großen germanischen Völkerwanderungen gingen auch diese ursprünglichen Bewohner wahrscheinlich auf Wanderschaft und das Havelland wurde fast menschenleer. Aus der Zeit der Germanen, der sogenannten römischen Zeit, sind bisher keine Funde für unseren Ort bekannt. Erst aus dem späten Mittelalter gibt es wieder eindeutige Nachweise von Ansiedlungen. Aufmerksame Anlieger vom Wolfsberg, Perseke und Lummert, verständigten den Prähistoriker Dr. Marschalleck über Herdstellen auf ihrem Land. Es ist das Verdienst des Prähistorikers Dr. K. H. Marschalleck[1], der die Besiedlung des Wolfsbergs durch Slawen in einer Zeit nachgewiesen hat, und dies in einer Zeit, in der hierzulande einer Zurückführung auf „germanische Ursprünge“ von den "Volksgenossen" lieber gesehen wurde. Die slawischen Heveller bevölkerten unsere Gegend und gründeten die Vorläufern der heutigen Dörfer. Bei den Ausgrabungen am Wolfsberg, auf dem Gartenland der Anlieger Lummert und Persike, wurden Scherben aus der La Tène Zeit (2.und 3. vorchristliches Jahrhundert) und Herdstellen mit zahlreichen slawischen Keramikresten entdeckt. Nach dem erfolgreichen Wendenaufstand im Jahre 983 gegen die deutschen Eroberer, erfolgte eine stärkere Besiedlung der Zauche und des Havellandes. Erst im 12. Jahrh. wurde durch Albrecht den Bären[2] Brandenburg und Umland für deutsche Siedler zurückgewonnen. In diese Zeit sind die meisten Gründungen unserer heutigen Dörfer zu datieren. Deutsche Einwanderer gründeten eigene Dörfer oder nutzten auch die günstig gelegenen Plätze der Wenden, die nach wie vor hier lebten. Wie das Zusammenleben und –wachsen der verschiedenen Volksgruppen sich gestaltete, wird der Fantasie der Leser überlassen.

Wüstungen

Wüstungen sind aufgegebene Siedlungen und Wirtschaftsflächen,

In dem Umriss der Gemarkung Groß Kreutz sind die vermuteten Wüstungen schwarz notiert; das "minor crucewitz" liegt bei Bochow Bruch

deren Existenz oft nur noch in alten Urkunden belegt sind. In unserer Gegend sind drei Wüstungen bekannt. Zwei von ihnen klingen heute noch in alten Flurnamen nach. An Butzow erinnert der "Butzelberg" an der Grenze zu der Deetzer Gemarkung, im Nordwesten eine kleine Anhöhe nördlich des Rietzmörtel (Alten Fasanerie). Im Südwesten der Gemarkung gibt es ein Flurstück, das wurde Wustermark genannt, also "wüste Mark". Es ist nicht unwahrscheinlich, dass in dieser Gegend "Hatenow" gelegen hat. Die dritte aufgelassene Siedlung nannte sich Obezlaw, hat wohl in der Gegend von Neu Bochow gelegen. Alle drei Wohnplätze sind wahrscheinlich schon im 13. Jahrhundert verlassen worden. Auf einer Karte, entnommen dem Buch "Die Ortsnamen der Zauche"[3], sind die ungefähren Standorte eingezeichnet. Wer dort gesiedelt hatte und warum diese Orte verlassen wurden ist nicht überliefert.

Ersterwähnung

Die erste schriftliche Erwähnung eines Ortes ist Grundlage für das Feiern von Jubiläen. Dass die Orte schon lange zuvor besiedelt waren, trifft auf die meisten Orte zu. Ein treffendes Beispiel ist das Dorf Groß Kreutz.

    Lange Zeit wurde die Meinung vertreten, dass das „Slauicam crucewitz“, welches in einer Urkunde aus dem Jahre 1275 erstmals erwähnt wird, die o. g. Ortsteile beträfe. Heute ist man zu der Auffassung gekommen, dass „slauicam crucewitz“ dem „minor crucewiz“- dem „kleineren Crucewiz“ gleichzusetzen ist. Dieses „Klein-Kreuz“ ist nicht mit dem Ort nordöstlich von Brandenburg zu verwechseln, denn dieser wird in alten Quellen mit „Crucewitz parva“, (1329) bezeichnet. Natürlich ist es naheliegend und entbehrt nicht einer gewissen Logik, zu behaupten, dass es damals auch ein „Groß Crucewitz“ schon gegeben haben muss, ansonsten wäre es müßig diesen Unterschied zu machen. Doch die erste bekannte schriftliche Erwähnung von Groß Kreutz erfolgt erst in einer Urkunde aus dem Jahre 1300. In dieser Urkunde vom 29. August erteilt der Markgraf  Hermann seine Erlaubnis dazu, dass die Kirche von dem „kleineren Crucewiz“ von der Mutterkirche zu „Groß Kreutz“ getrennt wird und der Kirche von Bochow zuzuordnen ist. In einem Zeitungsausschnitt wird, von Dr. Falk vom Brandurgischen Landeshauptarchiv Potsdam, die Problematik von Ortsjubiläen im Havelländischen Obstanbaugebiet dargelegt.

A. Friedrich Riedel hat mit wissenschaftlicher Akribie viele alte Schriften erfasst, sie teilweise auch in die hochdeutsche Sprache übersetzt und diese „Urkundensammlung für die Orts- und spezielle Landesgeschichte“ in dem mehrbändigen Werk „Codex diplomaticus Brandenburgensis“ im Jahre 1856 veröffentlicht. Wie aus den unten gezeigten Ablichtungen ist die erste schriftliche Erwähnung des Ortes Groß Kreutz aus dem Oktober 1300.


Name des Ortes

Woher kommt nun der Name Groß Kreutz? Der Name eines Ortes ist in den meisten Fällen eng mit seiner Historie verbunden. Sprachwissenschaftler untersuchten die Zusammenhänge von Geschichte, Siedlungsgeschichte und Entwicklung der Sprache im Land Brandenburg. Als Ergebnis erschien 1967 das „Brandenburgische Namensbuch“, Teil 1 mit den „Ortsnamen der Zauche“. Prof. Reinhard E. Fischer[4] kam damals für Groß Kreutz zu dem Schluß, dass aufgrund des slawischen Ursprung des Dorfes, ein naher Zusammenhang zwischen dem polabischen[5] Wort Kruševec, auch Krušvec für „Birne“ und dem späteren „Crucewitz“ bestehen müsse. Oft ging der eigentliche Sinn des Namens verloren und es wurden ähnlich klingende deutsche Worte angelehnt (Volksetymologie[6]). So ist aus einer slawischen Birne ein deutsches "Crutzewitz" und später ein "Kreutz" entststanden. Die Gründungssage aus vergangener Zeit, dass Karl der Große[7] hier hergekommen war, und Kreuze aufgestellt hatte, entsprach dem kirchlichen Selbstverständnis seiner Zeit, und ist im Reich der Mythen zu sehen.

Besiedelung

Der älteste Teil des heutigen Groß Kreutz liegt nach heutigem Kenntnisstand in den Straßen „Am Gutshof“ und „Dorfaue“, früher die „Dorfstraße“. Der östliche Teil der "Dorfstraße" ist ungewöhnlich breit, und erinnert an die Form von Angerdörfern, ihm fehlt aber die typische ovale Form derselben. Auf dem Wolfsberg, eine leichte Erhöhung östlich des alten Dorfes, findet sich heute noch in einer Straßenbezeichnung wieder, die schon vor 200 Jahren so hieß. Dort wurden slawische Siedlungsreste gefunden worden. Mit dem Bau einer befestigten Straße von Potsdam nach Brandenburg, einem Teil der späteren Reichsstraße1 (R1), der Fernverkehrsstraße 1 (F1, zu DDR-Zeiten) und der Bundesstraße 1 (B1), wurde aus dem kleinen Straßendorf ein großes Straßendorf an einer Hauptverkehrsstraße. Die vom Prediger Plato beschriebene „Kunststraße“, machte aus einem wüsten Landweg, eine feste, gut befahrbare Straße. Im Laufe der Jahre siedelten sich hier immer mehr Bewohner an. Einen deutlichen Bevölkerungszuwachs brachte die Eröffnung der Eisenbahnlinie Potsdam-Brandenburg. Am Anfang des Eisenbahnverkehrs gab es hier noch keinen Haltepunkt. Es ist aber davon auszugehen, dass schon vor 1855 Groß Kreutz Züge in Groß Kreutz hielten. Aus dem kleinen Dorf mit 239 Einwohnern im Jahre 1837[8] wurden im Jahr 1871 das 2,3 fache, die sich aufteilten in 403 Personen im Gemeindebezirk, 122 im Gutsbezirk und 11 auf dem Wohnplatz Bahnhof. Das Chausseehaus wurde als Wohnplatz erwähnt.

Eine auffällige Besonderheit für Groß Kreutz besteht darin, dass an den Gemarkungsgrenzen sowohl zu Krielow, als auch nach Bochow, Einfamilienhäuser gebaut wurden. Erst Ende des 20. Jahrhunderts sind diese Häuser auf Antrag der Eigentümer, den viel näher gelegenen Nachbargemeinden eingegliedert worden. Das Gleiche gilt im Prinzip auch für den Groß Kreutzer Ausbau, der aber im Gegensatz zu den oben erwähnten, Mitte der 1930ziger Jahre durch die Ansiedlung weiterer Wohnhäuser ein Ortsteil von Groß Kreutz blieb.

Ortseingangsschild Ausbau, Blickrichtung Westen

Als Ortsteil wurde in der DDR ein Gebiet bezeichnet, in dem mindestens 25 Personen ihren festen Wohnsitz hatten und eine Entfernung von mindestens 500 m Luftlinie zum nächst liegenden Ortsteil vorhanden war.[9] Im Bundesland Brandenburg gilt folgende Regelung: „Ein Ortsteil ist rechtlich unselbständiger Teil der Gemeinde. Ein Ortsteil kann mit Hilfe eines Ortsbeirates und/oder des Ortsbürgermeisters seine Rechte gegenüber der Gemeinde geltend machen. Der Ortsteil wird abgegrenzt gegenüber dem bewohnten Gemeindeteil. In Ortsteilen kann es selbst bewohnte Gemeindeteile geben. Eine Gemeinde kann auch neben Ortsteilen eigene bewohnte Gemeindeteile haben. Der Begriff der bewohnten Gemeindeteile leitet sich aus § 11 Abs. 3 Gemeindeordnung Brandenburg ab.[10]

Die Ortstafel oder das Ortsschild wurden früher im Ortszentrum aufgestellt. Mit der Verordnung 213 vom 2. Oktober 1820 wurde von der Königlichen Regierung in Potsdam festgelegt, dass jeder Ort und Flecken ein Schild aufstellen muss. Auf ihm soll in großer Schrift der Name des Ortes, außerdem der Name des Kreises und die Nummer des Landwehrregiments aufgeführt sein. Die Tafeln wurden an gut sichtbarer Stelle an Häusern angebracht oder sollen an schwarz-weißen Pfählen befestigt werden.

Einzelnachweise

  • Kommunalverfassung des Landes Brandenburg (BbgKVerf), §45
  • Hauptsatzung der Gemeinde Groß Kreutz (Havel) vom 17.9.2019
  • Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Potsdam, Jg. 1820, Stück 40, Seite 205

Weblinks

Füßnoten


Vergangenes in Groß Kreutz

Diese kleine Galerie zeigt, wie es im Ort vor einigen Jahren und Jahrzehnten ausgesehen hat. Die Qualität der Bilder ist leider nicht immer gut, vor allem die Kopien von Farbbilder, sind den stark gealterten Volgagen geschuldet. Bei den Bildern, wo kein Autor aufgeführt wird, ist die Herkunft unbekannt.

Ortsmitte

Das Strohhaus

Bahnhofstraße

Brandenburger Straße

Dorfstraße

Potsdamer Straße

Sonstiges

  1. Dr. Karl-Heinrich Marschalleck, (* 30. März 1904, Groß Kreutz - † 16. Juni 1981, Aurich). Er war der Sohn des aus Trechwitz stammenden Pächters des Rittergutes
  2. Albrecht I. von Brandenburg (Adalbert) auch Albrecht der Bär oder Albrecht von Sachsen; * um 1100; † 18. November 1170) war Graf von Ballenstedt und Orlamünde, Markgraf der Lausitz (1123–31), Markgraf der Nordmark (1134–1157), Herzog von Sachsen (1138–1142) und der erste Markgraf in Brandenburg (1150, 1157–1170). Er war einer der bedeutendsten mitteldeutschen Fürsten seiner Zeit und gilt als Begründer der Mark Brandenburg und des Fürstentums Anhalt.(lt. Wikipedia)
  3. "Die Ortsnamen der Zauche", Berliner Beiträge zur Namensforschung Band 1, Teil 1, von Reinhard E. Fischer, Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar, 1967
  4. Fischer, Reinhard [1]
  5. Polabisch ist die Sprache, der Heveller, einem Stamm der Slawen, die in unserer Gegend siedelten [[2]]
  6. Volksetymologie [3]
  7. Karl der Große [4]
  8. Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil V Kreis Zauch-Belzig, 1977, Seite 204
  9. http://wiki-de.genealogy.net/GOV/Objekttyp_247#DDR, 04.03.2020
  10. Rundschreiben des Ministerium des Innern Brandenburg zur Anwendung des Ortsteilrechtes nach §§ 54ff Gemeindeordnung vom 24. März 2003 [nicht online]