Verkehr, Straßen und Wege

Aus Chronik Groß Kreutz
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Die Eisenbahn und Groß Kreutz

Der 1. Bahnhof in Groß Kreutz; Aufn. W.H.j. 2000
Der 2. Bahnhof in Groß Kreutz auf einer Postkarte von 1907
Haus des Bahnmeisters; Aufn. W.H.j.
Haus für die Bahnarbeiter; Aufn. W.H.j.
Stellwerk am Bahnübergang der L86; Aufn. W.H.j. 1986
Der sogenannte neue Bahnhof; Aufn. W.H.j. 5/2021

Als man mit dem Eisenbahnbau die Strecke von Potsdam nach Magdeburg baute, mussten nicht nur technische Schwierigkeiten überwunden werden. Auch die Landbesitzer, durch den die Züge dampfen sollten, mussten erst überzeugt werden. Nicht nur , dass man der neuen Technik skeptisch bis misstrauisch gegenüber stand, auch mehr oder weniger kommerzielle Interessen standen sich oft gegenüber. So hat der damalige Rittergutsbesitzer, Albert von Arnstedt, in Berlin vergeblich gegen den Bau der Eisenbahntrasse durch sein Land geklagt[1]. Auch die Kossäten von Groß Kreutz mussten Land zur Verfügung stellen[2]- Der erste Haltepunkt in Groß Kreutz wurde vor 1855 (wahrscheinlich um 1852?) eingerichtet. Die frühen, ursprünglichen Bahnhofsgebäude waren Fachwerksbauten. Das Hauptgebäude diente der Personenabfertigung und der angegliederte Güterschuppen ist heute noch zu sehen. Auf diesem Gelände befindet sich heute die Staudengärtnerei „Perenna“. Mit der Zunahme des Reise- und Güterverkehrs wurde es notwendig einen neuen größeren Bahnhof zu bauen. Um 1871[3] wurde ein neues Bahnhofsgebäude in einem für die damalige Zeit typischen Baustil errichtet. Im Oktober 1919 wird vermeldet, dass der Bahnhof bald elektrisches Licht erhalten soll.[4] Es hatten einen Empfangsraum mit Durchgangssperre und Fahrkarten-Kontrolle, den Schalter für den Fahrkartenverkauf mit Stationsvorsteherraum und zwei Warteräumlichkeiten für die Passagiere. Angeschlossen waren ein zweistöckiger Mitteltrakt mit einer Wohnung und ein Gepäckaufbewahrungsraum mit großer Auffahrt und auf jeder Seite ein Rampe zum Verladen von Stückgut. In der Folgezeit wurden für den Bahnhofsvorsteher ein eigenes Haus und für Mitarbeiter der Bahn ein Mietshaus in der Nähe des ersten Bahnhofes gebaut. Zu einem Bahnhof gehört natürlich auch ein Bahnsteig. Dieser Bahnsteig ist im Laufe der Zeit immer höher über dem Gleisbett gelegen und der Einstieg in die Personenwagen ist immer tiefer gelegt worden. Bis in die 60ziger Jahre wurde der Zugang zum Perron, so lautete die alte Bezeichnung für den Bahnsteig, aus Sicherheitsgründen für die Fahrgäste erst gestattet, wenn der Zug in den Bahnhof einfuhr. Heute kennzeichnet eine markante weiße Linie den Sicherheitsabstand zu den einfahrenden Zügen. Züge, die nicht hier halten, fahren mit einer solchen Geschwindigkeit durch, dass der entstehende Luftzug eine große Gefahr darstellt. Für den Betrieb von Eisenbahnanlagen gehören und gehörten auch sogenannte Nebenanlagen. Dazu gehörten Schranken- und Stellwärterhäuser. Erstere befanden sich an fast jedem beschranktem Eisenbahnübergang. Aufgrund ihrer Größe wurden sie einfach nur als “Bude“ bezeichnet. "Bude 59" befand sich am Übergang vom Brandenburger Wald zu den „Plänken“, kurz vor dem Groß Kreutzer Ausbau, ein weiteres ungefähr auf der Hälfte zwischen Bude 59 und dem Stellwerk am Bahnhof. Hier war ein Übergang für die Weidetiere des Gutes. Auf der einen Seite befand sich ein sogenannter Melkschuppen und eine Tränke für die Kühe. Diese Schranke war schon lange nicht mehr mit einem Schrankenwärter besetzt, weil sie relativ selten benutzt wurde. Zum Öffnen musste das Stellwerk am Bahnhof informiert werden. Die Aufgabe der Schrankenwärter bestand darin, die Schranken vor herannahenden Zügen herunterzukurbeln und anschließend wieder zu öffnen. Bis in die fünfziger Jahre wurden einige wenige Schranken noch manuell bedient. Der Bahnübergang der Landstraße nach Krielow (L86) wurde vom daneben stehenden Stellwerk bedient. Heute steht an dieser Stelle eine Netzstation Raumzelle (Umspannstation nördlich der Gleise, nahe dem Bahnübergang der L 86). Ein zweites Stellwerk befand sich am östlichen Ende der Groß Kreutzer Bahnhofsanlage. Die kleinen Schrankenwärterhäuschen[5] verschwanden, als automatisch öffnende und schließende ferngesteuerte Schranken zum Einsatz kamen. - Mit der Zunahme des Verkehrs auf der Schiene wurde mehr Personal benötigt, um einen reibungslosen und sicheren Zugverkehr zu gewährleisten. Die Bahnangestellten hatten einen Beamtenstatus. Für den Bahnmeister[6] wurden ein eigene Haus gebaut s. Denkmale und Denkmalschutz gebaut. Der letzte Bahnmeister in Groß Kreutz war Herr Kretschmer. Auch der Bahnhofsvorsteher[7] erhielt ein eigenes Domizil. - Reichsbahn-Zeiten war der Bahnhof in Groß Kreutz ein Tarifbahnhof[8] für Personen- und Gepäckverkehr mit Expressgutabfertigung und und ein Gütertarifbahnhof als Wagenladungsknotenbahnhof. Die sich östlich der Bahnhofsgebäude anschließende Ladestraße wurde mit dem Umschlag von Gütern für die Landwirtschaft und für die Energieversorgung der Umgebung ein wichtiger Knotenpunkt. Tausende Tonnen von Briketts und Rohbraunkohlen wurden hier auf Lkws umgeladen. Die regelspurige Lehniner Kleinbahn hatte ein extra Anschlussgleis zur Hauptbahnstrecke. Eine besondere Bedeutung kam dem Groß Kreutzer Bahnhof zu, als in den 30ziger Jahren der Autobahnbau begann. Unmengen an Baumaterialien wurden hier auf eine Feldbahn umgeladen, die dann östlich des Dorfes zu den Baustellen am Ring führten. Nach dem Krieg wurden in der sowjetisch besetzten Zone auf den zweigleisigen Strecken ein Schienenstrang abgebaut und als Reparationsleistung in die Sowjetunion verbracht. Ab 1976 wurde der Verkehr zwischen Werder und Magdeburg wieder zweigleisig aufgenommen.[9]

Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurde die Zusammenführung der Reichsbahn und der Deutschen Bundesbahn vorangetrieben. 1994 erfolgte der Zusammenschluss unter dem Namen „Deutsche Bahn AG“. In den Jahre 1994 und 1995 wurde die gesamte Strecke von Berlin/ Potsdam bis Magdeburg im Rahmen des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 5 erneuert. In diesem Zusammenhang wurde nicht nur der Groß Kreutzer Bahnhof umgebaut, sondern auch die Signalanlagen erneuert und auf den Stand der Bundesbahn gebracht. Sämtliche Steuerungen von Weichen, Signalen und Schranken erfolgten nun zentral von einer Leitstelle aus. Zum gefahrlosen Erreichen des nördlichen Bahnsteigs für Züge in Richtung Brandenburg wurde ein Fußgängertunnel gebaut. Das Bahnhofsgebäude hatte nun keine Funktion mehr. Es wurde an einen Berliner verkauft., der ursprünglich dort eine Montage von einachszigen Elektromobilen (Segway) aufziehen wollte. Am 17. Dezember 1995 wurde der Betrieb von Elektrozügen zwischen Potsdam- Griebnitzsee und Biederitz in Sachsen-Anhalt aufgenommen[10]. Die Verbindung wichtiger Orte auf dem Schienenweg wird in dem Streckennetz der DB gewährleistet. In den Streckenfahrplänen werden die Abfahrtszeiten je Bahnhof erfasst. Groß Kreutz liegt an der Regionalstrecke RE1, die von Magdeburg über Berlin, Frankfurt (Oder) und Eisenhüttenstadt nach Cottbus führt. Seit dem 11. Dezember 2022 wird die Bahnstrecke des RE1 wird von der Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (ODEG)[11] bedient. ODEG-Fahrplan des RE1 Medium:ODEG_RE1_2023_592x315_.pdf vom 11. Dezember 2022.

Neubauten nach den Vorschriften des Eisenbahn-Bundesamt:


Fahrpreise und Fahrkarten: Eine Fahrt von Berlin bis Groß Kreutz kostete 1892 für die Hinfahrt 2,90 Mark, für Hin- und Rück-fahrt 4,90 Mark[12]. Die Reichsbahn war bis zur Wiedervereinigung das Transportmittel Nummer 1. Sie wurde zwar auf Nebenstrecken, wie der Lehniner Kleinbahn, durch den öffentlichen Kraftverkehr ersetzt, war aber die kostengünstigste Alternative, denn ein Auto konnten sich nicht alle leisten. Selbst wenn man das Geld für einen Pkw zusammengespart hatte, waren die Wartezeiten auf einen eigenen Pkw extrem lang. Auf einen Trabant-Kombi musste man 15 Jahre warten. Die Preise für Fahrkarten waren staatlich gestützt. Für die Berliner S-Bahn gab es einen eigenen Tarif, der sich in 8 Stufen, je nach Länge der Fahrstrecke, aufteilte. Die kürzeste Strecke in der Preisstufe 1 kostete gerade mal 20 Pfennige. Der S-Bahntarif gilt bis Werder (Havel), obwohl der Betrieb mit den elektrisch betriebenen S-Bahnzügen nur bis Potsdam geht. Groß Kreutz zählte also schon zum Fernbahntarif. Eine Fahrkarte für die einfache Fahrt bis Werder kostete bis zur Wende 90 Pfennige, wenn man bis Potsdam fahren wollte kamen noch 20 Pf. dazu, also 1,10 Mark. Der Kilometer kostete in der zweiten Klasse 8 Pfennige, in der 1. Klasse 11.6 Pfennige. Erste Klassewagen wurden nicht für den Vorortverkehr eingesetzt, hielten also nicht in Groß Kreutz. Das Preissystem wurde bis 1991 aufrecht erhalten. Zum 1. April 1999 wurde ein gemeinsamer Tarif für teilnehmenden Städte und Regionen des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg eingeführt. Heute wird der Preis einer Fahrkarte nicht nach der Entfernung des Zielbahnhofes berechnet, sondern wird von wirtschaftlichen Aspekten bestimmt.

Bildergalerie "Fahrkarten" aus der DDR-Zeit; die Fahrausweise sind größtenteils leider nicht vollständig. Sie sind nur durch Zufall erhalten geblieben, weil sie als Trennstücke in einer Dia-Sammlung zuvor genutzt wurden. Interessant sind aber die Preise.

Die Lehniner Kleinbahn

Einer der ersten Lehniner Kleinbahnzüge; Aufn. unbekannt
Postkarte mit Lehniner Kleinbahn

Kleinbahn ist etwas irreführend, wenn man von der "Pauline" spricht, denn so, oder kurz die "Bimmel", wurde sie liebevoll im Volk genannt. Manchmal war sie auch eine "lahme Pauline", und zwar immer dann, wenn sie zuviel ziehen musste und den kleinen Anstieg aus den Niederungen der Groß Kreutzer Wiesen in Richtung Neu Boch nicht schaffte. Es ist mehrmals vorgekommen, dass sie zurück fahren musste. Dies waren jedoch nicht die einzigen Schwierigkeiten, die sie zu bewältigen hatte. Eine viel gefährlichere Situation war jedesmal das Überqueren der Straßen. Die beiden unbeschrankten Bahnübergänge, wo von der eine durch eine Lichtsignalanlage gesichert waren, stellten eine nicht unerhebliche Gefahrenquelle dar. Die Querung der Bahnhofstraße kurz nach der Abfahrt war insofern besonders gefährlich, weil wenige Meter weiter der beschrankte Bahnübergang der Hauptbahn die Aufmerksamkeit auf sich zog und das Warnkreuz der Kleinbahn übersehen wurde. Noch gefährlicher war die Überquerung der viel stärker befahrenen Hauptverkehrsstraße in Richtung Brandenburg. Trotz lautem Pfeifen der Dampflokomotiven und dem leuchtendem Warnsignal verursachten unaufmerksame Fahrzeugführer immer mal wieder Unfälle. Einmal soll bei einem die mitgeladenen Hühner herausgeschleudert worden sein, die dann eilig die Flucht in alle Richtungen ergriffen haben, so wurde jedenfalls erzählt. Dies war wohl eines der kleineren Ereignisse, leider kam es auch mehr als einmal zu Unfällen mit Personenschäden. - Die 11,9 km lange Strecke von Groß Kreutz nach Lehnin ist eine regelspurige[13] Eisenbahn mit Anschluss in Groß Kreutz an das Schienennetz der Bahnstrecke Berlin – Magdeburg, also „klein“ trifft eher die Länge der privaten Bahn zu, die mehr oder weniger von lokaler Bedeutung war. Schon 1878 gab es Überlegungen zur Erschließung des Kreises Zauch-Belzig und des weiteren Umlandes von Berlin durch eine Ringbahn. Das Preußische Kleinbahngesetz von 1892 schuf die rechtliche Grundlage für den Bau solcher Eisenbahnstrecken. Trotz des Widerstandes[14], insbesondere aus Werder und Umgebung, die eine Bevorteilung der Ziegeleibesitzer aus der Lehniner Gegend sahen, wurde im Januar 1899 ein Vertrag zwischen der Berliner Firma Phil. Balke und der Lehniner Kleinbahn AG zum Bau derselben geschlossen. Finanziert wurde das Projekt vom Preußischen Staat, der Provinz Brandenburg, dem Kreis Zauch-Belzig, Ziegeleibesitzern und der ausführenden Firma. Im Mai 1899 begann der Bau und am 18. Oktober 1899, nach rund 5 Monaten Bauzeit!, erfolgte die Inbetriebnahme. Die Ziegeleibesitzer brachten ihre Steine auf Schmalspurbahnen zum Bahnhof in Lehnin. Der Groß Kreutzer Bahnhof bestand eigentlich nur aus dem Perron[15] und den dazugehörigen Gleisanlagen. Die Fahrkarten wurden am gegenüber liegenden Schalter der Staatsbahn gekauft. Die Strecke führte über Damsdorf, Nahmitz nach Lehnin, OT Kaltenhausen. 1906 wurde noch das Sägewerk in Nahmitz angeschlossen. Schon 1901 wurde der erste Gewinn (2,5% Dividende) ausgezahlt. 1911 erhielt Neu Bochow einen Haltepunkt. Im selben Jahr übernahm der Provinzialverband die Leitung des Betriebes. In den zwanziger Jahren gab es Probleme mit der Wirtschaftlichkeit. So befuhren 1922/23 nur noch zwei Zugpaare[16] die Strecke. In den Jahre 1927 bis 1932 erfolgte eine Erneuerung des Oberbaus der Strecke und der Anschaffung neuer Fahrzeuge. Die Weltwirtschaftskrise brachte große Schwierigkeiten mit sich, bis mit dem Bau der Autobahn 1933/34 begonnen wurde. Züge mit Material rollten Tag und Nacht. Es wird berichtet, dass am Ende des 2. Weltkrieges die letzten zwei Züge 15 Minuten vor dem Eintreffen der Roten Armee über Brandenburg, Rathenow nach Schleswig-Holstein rollten. Der Betrieb wurde vorübergehend eingestellt, und am 14. September wurde der Betrieb durch das damalige Landesverkehrsamt wieder aufgenommen, um am 1. April 1949 von der Deutschen Reichsbahn (DR)[17] weitergeführt zu werden. Zu DDR-Zeiten verkehrten Lokomotiven der Baureihe BR 92 und BR 38 auf der regelspurigen Kleinbahnstrecke. Bis Anfang der sechziger Jahre fuhren 5 Zugpaare, ab 63/64 gab es nur noch ein Zugpaar für Reisende. Der Personenverkehr wurde am 19. Dezember 1965 eingestellt., bis am 9. Oktober 1967 auch der Güterverkehr ganz eingestellt wurde. Kurz darauf wurden die Gleise und Bahnanlagen abgebaut. - Am 6. Juni 2015 wird an der ehemaligen Trasse der Lehniner Kleinbahn ein von Wolfgang Haak entworfenes Gedenkschild aufgestellt.


Lehniner Kleinbahn in Groß Kreutz


Quellen:

  • Machel, Wolf-Dietger; Kutschick, Dietrich: Die ehemalige regelspurige Lehniner Kleinbahn in "Der Modelleisenbahner" 1/1979
  • Klaus-Peter Quill/Jürgen Ebel: Privatbahnen in der DDR seit 1949 im Reichsbahneigentum; Stuttgart, 1982
  • Erich Preuß: Archiv deutscher Klein- und Privatbahnen: Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern; Berlin, 1994
  • Potsdamer Intelligenz Blatt, 20.12.1898


Straßen und Wege

Heinrichstraße am Abzweig vom Deetzer Landweg, Aufn. W.H.j., 8/2011
Links das Pflaster der B1, rechts das der Bahnhofstraße, Aufn. W.H.j. 6/2004

Für den heutigen Menschen sind Straßen und Wege etwas Selbstverständliches. Wir ärgern uns, wenn in der Dienstleistungsgesellschaft Straßenschäden, meist bedingt durch Hitze oder Kälte, nicht umgehend wieder repariert werden. Dies war nicht immer so. Prediger Plato berichtet in seiner Chronik über die Freude, dass endlich eine "Kunststraße" am Dorf vorbei führt. Es gab Auffassungen von Staatsoberhäuptern, dass "gute Straßen es dem Feinde zu leicht ermöglichen, sein Land zu erobern." Auf der anderen Seite gab es Anordnungen, die Stadtbesuchern auferlegten, einen Pflasterstein bei jedem Besuch mitzubringen. Feldsteine wurden seit Jahrhunderten zur Befestigung von Wegen genutzt. Noch im vorigen, in den Zwanzigern, sind bei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) die Wirtschaftswege am Weinberg und die "Heinrichstraße" mit Lesesteinen befestigt worden. Dieses, auch Katzenkopfpflaster genannte Befestigungsmaterial, stand in der Umgebung preiswert zu Verfügung. Heute ist von dem Pflster nicht mehr viel zu sehen, da es zum überwiegenden Teil zugewachsen ist. Bis zum Ausbau der B1, bestand die oberste Tragschicht aus grauem Granit. Einem sehr verschleißfestem Magmagestein, dem so schnell nichts anhaben konnte, es sei denn, am Bahnhof wurden Kettenfahrzeuge der Armee ausgeladen, die zu Übungsfahrten für Paraden in Richtung Lehnin durch die Bahnhofstraße fuhren.

Heute gibt es für die Baulast und Instandhaltung der Straßen unterschiedliche Zuständigkeiten, entweder die Gemeinde, der Kreis für kreiseigene Straßen (Kreisstraße)[18], Landesstraßen [19] 1. und 2. Ordnung, erkennbar an dem großen "L" und einer zweistelligen Ziffer und den Bundesstraßen[20], B und eine Ziffer. In unserem Ort sind alle vier Straßentypen vertreten. Die Kreisstraße nach Bochow, die Landesstraße L86 von Nauen, Ketzin, Deetz, Groß Kreutz, Lehnin bis Golzow, und die Bundesstraße B1 von Aachen im Westen bis an die polnische Grenze im Osten. Früher die Reichsstraße 1 (R1), zu DDR-Zeiten die Fernverkehrsstraße 1 (F1).

Wenn wir heute von "Verkehr" sprechen, denken wir an Staumeldungen - Verkehrsmeldungen zu Baustellen oder Unfällen. Der Straßenverkehr hat nach der "Wende" rasant zugenommen. Fast jede Familie auf dem Lande hat ein Kfz und manchmal auch mehrere. Dem war nicht immer so. Noch bis in die Mitte der 1950ziger sind die Kinder auf dem festgefahrenem Schnee auf der Hauptstraße Schlittschuh gelaufen. Später wurde Salz zur Enteisung eingesetzt, dann war der Spaß vorbei und die Fahrzeugdichte nahm auch langsam zu. Bekanntlich wird der Verkehr durch Regeln geordnet, und die Zeit das galt, „Mot vor Hot“ ist lange vorbei. Die hierzu dienenden Verkehrsschilder sind in ihrer Erscheinungsform schon recht alt. Einige relativ neue Schilder im Ortsbild gibt es auch bei uns. Mit dem Ausbau von Fußgänger- und Radwege, sowie der Kreisverkehre im Ort, kamen entsprechende hinzu. Ein Hinweiszeichen sollte man auch beherzigen, auf vielen Parkplätzen wird auf eine begrenzte Parkzeit hingewiesen, wie z.B. "2 Stunden". In Städten werden manche "bewirtschaftet", dies heißt mit anderen Worten, falls die die Parkdauer überschritten wird, kommt ein Bußgeldeintreiber und kassiert "ordentlich" ab. In Groß Kreutz ist diese Vorgehensweise noch nicht aufgefallen, aber "Achtung"! Leider gehören auch Unfälle zum Verkehr. Solange es bei Blechschäden bleibt, ist es zwar ärgerlich, kostet Geld und bringt Verdruss. Besonders tragisch ist es jedoch, wenn es Menschenleben kostet. So ein Unglück ereignete sich XXXX, als ein Groß Kreutzer Junge von einem Lkw erfasst wurde und an den Folgen verstarb. Gut gemeinte Appelle und Demonstrationen verhindern leider nicht die Gefährlichkeit im Straßenverkehr. Eine besondere Gefahr ist das zu schnelle Fahren. Um den Rasern Einhalt zu gebieten, werden mit Überwachungsgeräten der Verkehr beobachtet. So ein "Starkasten", wie er im Volksmund genannt wird, steht im Groß Kreutzer Ausbau an der B1 vor dem Grundstück Nummer 14. Auch mit mobilen Geräten, die besonders gern in verkehrsberuhigten Zonen eingesetzt werden, versucht man Tempoüberschreitungen zu ahnden.

Auf dem Dorfe gab es zunächst nur eine Straße, anders als in Städten mit mehreren Gassen und Wegen. Sie brauchte keinen extra Namen, es war eben die "Dorfstraße". Diese Bezeichnung erhielt sich bis in jüngste Zeit. Fast jedes Dorf hatte seine "Dorfstraße". Nur wenn das Dorf wuchs und an anderen Stellen Häuser gebaut wurden, gab es neue Namen. Meist wurden sie nach den örtlichen Gegebenheit genannt. So gab und gibt es eine Bahnhofstraße", eine "Mühlenstraße", eine "Schulstraße", eine "Gartenstraße" usw., irgend wann war es opportun "Größen der Geschichte" zu ehren. Oft haben diese Namen eine gewisse Verfallszeit, bei uns traf dies auf Die "Thälmannstraße" im Neubauviertel zu, welches im Zusammenhang mit der Erschaffung des "Havelländischen Obstanbaugebietes" in den 70gern entstand. 1995 bekamen die kleinen Straße sehr neutrale Bezeichnungen, wie Birkenstraße, oder Blumennamen für die Eigenheime der ehemaligen GPG Zierpflanze. Eine weitere einschneidendere Umbenennung brachte die zweite Gemeindegebietsreform vom Land Brandenburg. Am 26. Oktober 2003 wurden die Orte Bochow, Deetz, Groß Kreutz, Jeserig, Krielow, Schenkenberg und Schmergow zu der Großgemeinde Groß Kreutz (Havel) vereint. Auch schon in der Vorgängergemeinde Groß Kreutz/Emster gab es Straßen mit gleichen Namen in den einzelnen Orten (s. Dorfstaße). Es machte sich also erforderlich, um Verwechslungen zu vermeiden, dass auch in Groß Kreutz Umbennenungen folgen mussten. Die Straßen mit gleichem Namen und den meisten Häusern durften ihren Namen behalten. Hier wurden aus der "Schulstraße" die "Alte Schulstraße" und aus der "Gartenstraße" die "Alte Gartenstraße". Die Dorfstraße wurde zweigeteilt. Das östliche, lange Ende wurde zur "Dorfaue", und das westliche, kurze Ende zu "Am Gutshof" umbenannt. Auf die einzelnen Straßen im Ort wird unter dem Punkt "Bebauung" noch eingegangen.

Eines der beliebtesten und preiswertesten Fortbewegungsmittel ist das Fahrrad. Solange die Autos für die breite Bevölkerung unerschwinglich oder so rar waren, man denke bloß an die mehrjährigen Wartezeiten auf einen angemeldeten "Trabant" in der DDR, gab es genung platz auf den Straßen für alle Verkehrsteilnehmer. Das Fahrradfahren war zwar schon immer etwas gefährlicher, aber mit der rollenden Blechlawine auf den Straßen nach der Wende, wurde es immer lebensgefährlicher. Um den gesunden und immisionsfreien Verkehr zu fördern, entstanden an den viel befahrenen Verkehrsadern neue Radwege und nicht nur dort. Unser Brandenburg hat viele schöne Landschaften, die es sich lohnt mit dem Rad zu erkunden. So wurden zur Förderung der Tourismuskonzepte besondere Fahrradrouten angelegt. Dazu gehören in unserer Gegend der "Havelradweg" und der "Panoramaweg". Für die Einwohner ist eine sichere Verbindung zu den Nachbarorten eine der vordringlichsten Aufgaben. Früh wurde über die geeigneten Wege beraten. Einer der ersten wichtigen Radwege führte parallel zur B1 von Groß Kreutz in Richtung Osten. Mit dem Ausbau der B1 in Richtung Westen erhielt die Gemeinde einen sehr gern angenommenen Radweg bis zum Groß Kreutzer Ausbau und darüber hinaus. Die letzte Radpiste entstand im Rahmen des Ausbaus der Landesstraße 86 ab Groß Kreutzer Westkreiselin Richtung Neu Bochow. Seit September 2020 ist ein wunderbarer Radweg in Betrieb, der ungefähr dem ehemaligen Verlauf des Kleinbahndammes entspricht. Die westliche Seite schützen Gabionen[21] die Radpiste gegen den Erdhang.

Kraftverkehr und ÖPNV

Liniennetz des Verkehrsverbundes Werder, Stand 11/12/2023
Markenzeichen der Mineralölfirma bis 1990; Bildschirmaufnahme

Auch auf dem Lande gab es den Wunsch sich mit „Motor getriebenen“ Fahrzeugen fortzubewegen. Leider ist keine Quelle bekannt aus der hervorgeht, wer im Ort ein Automobil besaß. Man kann davon ausgehen, dass die Anschaffung eines Pkws wohl nur etwas begüterten Personen möglich war, allenfalls war für die Ausübung einer Tätigkeit eine Notwendigkeit gegeben. Für den kleineren Geldbeutel gab es motorisierte Fahrräder und Motorräder. Die Mobilität der Dorfbevölkerung wurde vor dem Krieg in erster Linie durch die Eisenbahn gewährleistet. Dies änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg nicht. Die vorhandenen Fahrzeuge wurden beschlagnahmt. Die Fahrzeugindustrie auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone wurde zum größten Teil für Reparationsleistungen in die Sowjetunion verbracht. Die Fahrzeugindustrie wurde erst Mitte Ende der fünfziger Jahre wieder an den alten Standorten Zwickau und Eisenach intensiviert. Die alten Marken „F8“ und „F9“ wurden durch den „P 70“ und später durch den „Trabant“ abgelöst. Neben dem in Eisenach gebauten „Wartburg“, waren Fahrzeuge aus dem Nachbarland Tschechoslowakei, wie die „Skoda“ und das Motorrad „Java“ sehr begehrt. Die Fahrzeuge waren im Vergleich zu den niedrigen Einkommen in der DDR recht teuer. Als die Einkommen stiegen, stieg auch der Wunsch nach einem eigenen Fahrzeug. Die Produktion konnte bei weitem nicht dem Bedarf in der Bevölkerung decken. Lange Wartezeiten von zehn Jahren und mehr waren die Regel. In diesem Zusammenhang muss auch die prekäre Ersatzteillage erwähnt werden. Oft war die Reparatur des privaten Pkw von längeren Wartezeiten oder guten Beziehungen abhängig.

Neben dem privaten Gebrauch von Kraftfahrzeugen wuchs auch die Fertigung von Nutzfahrzeugen. So wurden die in Ludwigsfelde gebauten „W 50“ im KfL in Groß Kreutz gewartet und repariert. Ein anderer Effekt war der Einsatz von Bussen für den Personennahverkehr (ÖPNV), der zur Stilllegung von gering genutzten Bahnstrecken führte (s. Lehniner Kleinbahn 1967). Jahrzehnte lang wurde eine Buslinie von Schmergow über Krielow, Groß Kreutz, Derwitz und Werder nach Potsdam vom VEB Kraftverkehr Werder betrieben.

Seit Dezember 2016 betreibt die „regiobus Potsdam Mittelmark GmbH“ die Regionalbuslinien um Potsdam, Werder, Beelitz, Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow. Die Buslinie Nummer 635 bedient die Haltestellen zwischen Schmergow und Bahnhof Werder (s. aktueller Busfahrplan gültig ab 11.12.2022 [22]. Am 2. Januar 2017 stellte die „regiobus Potsdam Mittelmark GmbH“ ein neues Fahrplankonzept für die Stadt Werder und das unmittelbare Umland vor. Ziel soll ein reibungsloser Übergang zwischen dem Bahnverkehr (zum RE1 am Bahnhof Werder) und ein leicht einzuprägender Bustakt sein. - Eine durchgehende Buslinie nach Potsdam gab es nicht mehr, man musste in Werder in einen Bus der Linie 631 umsteigen. Die Fa. Behrendt aus Lehnin betreibt folgende Buslinien: 550 - Lehnin - Damsdorf - GrossKreutz [23], 556 - GrossKreutz - Bochow - Jeserig - Schenkenberg[24] und 568 - GrossKreutz - Goetz - Jeserig[25] in beiden Richtungen.


Zum Kraftverkehr gehört natürlich auch die Versorgung mit dem nötigen Kraftstoff. Während die Pkws überwiegend mit Benzin betrieben wurden, fuhren die Lkws und Busse mit Diesel. Vor dem Krieg gab es mehrere Zapfsäulen im Ort. Aus den Erzählungen des alten Kfz-Meister Harry Merten sen. ist überliefert, dass es vor dem Krieg mehrere Tankstellen im Ort gab. So gab es in der Brandenburger Straße beim Kaufmann Paul Titsch die Standardtankstelle von "Esso" und sein Vater Fritz Merten betrieb bis Ende der 50ziger eine "Shell"-Zapfsäule. Neben der Werkstatt von Georg Beck in der Bahnhofstraße (Nr.21, früher 17?) gab es eine "Freie-Tankstelle" vor dem Krieg. In der Potsdamer Straße (Nr.2) hatte der Bäckermeister Kaatz vor dem Krieg eine "Shell", der Fuhrunternehmer Stoof (Nr. 65?) eine "Freie Tankstelle" und der Gastwirt Kabler (Nr.8) eine "ARAL"-Tankstelle. Diese wurde zu DDR-Zeiten bis zur Wende von der Mineralölgesellschaft "VEB Minol"[26] beliefert. Sie wurde für die Allgemeinheit. Die Tankanlage neben der Mündung der Schulstraße, gegenüber der Abzweigung der Triftstraße wurde von Hans Wegner bis zum Schluss betreut. Bis 1990 lieferte der VEB Minol die Kraftstoffe und Öle für den Betrieb von Kraftfahrzeugen. Diese Tankanlagen wurden stillgelegt. Der Wunsch eine im oder nahe beim Ort gelegene Tankstelle zuhaben, ging bis heute nicht in Erfüllung. Der knallharte Wettbewerb unter den heutigen Anbietern wird wohl auch in Zukunft zu keiner Erfüllung dieses Wunsches führen. Der Vollständigkeits halber sei noch die nichtöffentliche Betriebstankstelle des VEG Groß Kreutz und der KAP Groß Kreutz-Schmergow auf dem Betriebsgelände am "Plattenweg" (heute "Am Scheunenplatz") erwähnt.

Fußnoten

Weblinks

  1. BLHA: 31A Potsdam 4271-Akte 1845-46 Verfahren auf Antrag der Potsdam-Magdeburger Eisenbahngesellschaft zur Enteignung von Grundstücken der Feldmark Groß Kreutz (Kommissionsakte)
  2. BLHA: 5D Brandenburg 137; Akten 18521854; Verkauf einer Grundstücksparzelle, eingetragen im Hypothekenbuch Brandenburg-Neustadt, Vol. 1. No. 24 durch die Kossäten zu Groß Kreutz an die Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahngesellschaft
  3. Thiede, Olaf, Jörg Wacker: Chronologie Potsdam und Umgebung 800 - 1918 (3 Bände), © Olaf Thiede und Jörg Wacker, Potsdam 2007
  4. Zauch-Belziger Kreisblatt vom 16. 10.1919, Nr. 105
  5. Im altmärkischen Platt wurden sie „Isenbahnboomupundaldreherhüschen“ genannt. Leider ist nicht überliefert, wie sie im märkischen Platt genannt wurden.
  6. Bahnmeister ist eine ehemalige Bezeichnung für den Verantwortlichen des technischen Betriebs auf einem Streckenabschnitt
  7. Bahnhofsvorsteher war die Bezeichnung der leitenden Beamten für den Betriebsdienst und die Aufsicht eines Bahnhofs
  8. Ein Tarifbahnhof ist ein Bahnhof mit festgesetztem Preis, Entgelt oder einer Gebühr für die Inanspruchnahme von Dienstleistungen, wie die Beförderung von Personen oder Güter.
  9. http://www.bahnstrecken.de/indexf.htm?http://www.bahnstrecken.de/chrono/bpme.htm
  10. https://de.wikipedia.org/wiki/Chronik_der_Streckenelektrifizierung_in_Deutschland_seit_1994
  11. https://www.odeg.de/
  12. Entnommen dem „Wanderbuch für die Mark Brandenburg“, 2. Teil, Weitere Umgegend Berlins, 1892
  13. Als Normalspur oder Vollspur bezeichnet man bei der Eisenbahn die lichte Weite von 1435 Millimetern zwischen den Innenkanten der Laufflächen
  14. Potsdamer Intelligenz Blatt14.12.1898
  15. alte Bezeichnung für die Zustiegsplattform an Haltestellen
  16. Zugpaare sind Züge gleicher Gattung und auf gleicher Linie, allerdings in entgegengesetzter Fahrtrichtung.
  17. unter dem Namen „Deutsche Reichsbahn“ wurde das Streckennetz auf dem Gebiet der DDR weitergeführt.
  18. Kreisstraßen dienen dem zwischen- und überörtlichen Verkehr innerhalb eines Landkreises bzw. zum Nachbarkreis
  19. Landstraßen sind im Regelfall in der Zuständigkeit das jeweilige deutschen Bundesland und deren Einzugsbereich in Deutschland über das Gebiet eines Landkreises hinaus geht.
  20. Bundesstraßen dienen dem überregionalen Verkehr und sind Eigentum des Staates
  21. Gabione, ital. "großer Käfig" ist die Bezeichnung für Stein-,Schütt- oder Mauersteinkorb, auch Drahtschotterkasten zur Sicherung gegen den Erddruck von Hängen
  22. Datei:635 2022-12-11 Bau.pdf
  23. Medium:550 - Lehnin - Damsdorf - GrossKreutz ab dem 11.12.2022.pdf
  24. Medium:556 - GrossKreutz - Bochow - Jeserig - Schenkenberg ab dem 11.12.2022.pdf
  25. Medium:568 - GrossKreutz - Goetz - Jeserig ab dem 11.12.2022.pdf
  26. https://de.wikipedia.org/wiki/Minol