Die Familie

Aus Chronik Groß Kreutz
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Titelseite des Statuts vom "Gewerksverein zu Groß Kreutz", von 1876
Letzte Seite des Dokuments mit den Namen des Vorstandes[1]

In der Sozialgeschichte werden die einzelnen Elemente und die Struktur unserer Gesellschaft betrachtet. Es werden die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Einflussfaktoren auf die Gesellschaft untersucht. Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein waren die eigene Familie und die Kirchen diejenigen, die Verantwortung bei soziale Notlagen übernahm. In gewissem Umfang mussten auch auf dem Lande die Grundbesitzer für ihre Beschäftigten sorgen. Anders sah das in der Stadt aus, kein Arbeitgeber, ob Fabrikbesitzer oder Handelsmann, musste für seine Lohnarbeiter oder Angestellten soziale Verpflichtungen übernehmen, weder im Krankheitsfall, noch in irgend einer Weise für die Altersversorgung. Die Geschichte der gesellschaftlichen Verantwortung auf staatlicher Basis begann unter Reichskanzler Otto von Bismarck in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts mit der Sozialgesetzgebung. Der sich immer mehr verstärkende Unterschied in sozialen Fragen zwischen dem Bürgertum und der Arbeiterschaft führte zur Bildung von Vereinen, die ihre Lage verbessern wollten. Auf der einen Seite bekämpfte der konservative Bismarck mit allen Mitteln die sozialdemokratische Bewegung, auf der anderen Seite war er gezwungen, um die sich weiter ausbreitende Massenbewegung in Schach zu halten, und um die prekäre Lage der breiten Volksmasse zu verbessern. In seiner Sozialgesetzgebung führte er 1883 die Krankenversicherung ein, die im Falle von Arbeitsunfähigkeit durch Krankheit das finanzielle Problem entschärfen sollte. Es folgte eine Unfallversicherung und 1889 auch eine Invaliditäts- und Rentenversicherung. Sein eigentliches Ziel die Arbeiterschaft zu befrieden, gelang ihm jedoch nicht. Die sozialen Unterschiede in der Gesellschaft nahmen zu. Bismarck wurde 1890 vom Kaiser Wilhelm II. entlassen. Das „Sozialistengesetz“ wurde aufgehoben und die Arbeiterbewegung gewann an immer mehr Stärke, die im Laufe der weiteren Geschichte mehr zur sozialen Gerechtigkeit beitrug und bis heute beiträgt. In der Zeit davor haben sich einzelne Gewerke zu Selbsthilfevereinen zusammen geschlossen. So haben Maurer- und Zimmergesellen im Juni 1876 in Groß Kreutz den "Gewerks-Verein zu Gr. Kreutz und Umgebung" als "Eingeschriebe Hülfskasse" gegründet. Ihr Zweck war die Unterstützung in Krankheits- und Todesfällen. (Bei dem gefundenen Druck könnte es sich um einen Vordruck hendeln; es fehlen die Seiten 2, 3 und 5)

  1. Dieses Dokument wurde von U. Marschke beim Abriss des Hauses Triftstraße 8, neben anderen interessanten Schriftstücken aus dem 19. Jahrhundert gerettet. Sie waren im Kniestock (Drempel) des Hauses versteckt.