Bildungswesen

Aus Chronik Groß Kreutz
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Krippen, Kindergärten, Vorschulerziehung

Kindererziehung um 1750, Radierung von Martin Engelbrecht

Die Betreuung und Erziehung von Vorschulkindern begann mit zaghaften Anfängen in der Mitte des 19. Jahrhundert. Die bahnbrechenden Ideen des schweizer Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi (* 12. Januar 1746; † 17. Februar 1827) setzten sich langsam durch. Sein Schüler Friedrich Wilhelm August Fröbel (* 21. April 1782; † 21. Juni 1852) war ein deutscher Pädagoge, der den erste "Kindergarten" im Jahre 1840 in Bad Blankenburg schuf. Er machte aus Kinderbewahranstalten Einrichtungen zur frühkindlichen Erziehung mit strukturierten Beschäftigungen in Form von Spielen, Singen und Erledigen von kleinen altersgerechten Aufgaben. Bis sich die breite Erkenntnis durchsetzte, wie wertvoll ein so früher Einfluss auf das Gedeihen der Kinder ist, sollten noch Jahrzehnte vergehen. In wessen "Geistes Kind" die Beeinflussung der Kinder erfolgte, war und ist immer von den jeweiligen sozialen und ideologischen Situationen im Land und Kommune abhängig. Da seit Jahrhunderten die Kirchen für die Erziehungsfragen zuständig war, war es naheliegend, dass auch in Groß Kreutz die Leitung des ersten Kindergartens die evangelische Kirche übernahm. Erbauen ließ ihn der Rittergutsbesitzer Albert von der Marwitz für die Kinder seiner Landarbeiter. - Die frühe Einflussnahme auf die Erziehung und Bildung nutzten natürlich die ideologisch einseitig ausgerichteten Regime im Dritten Reich und in der DDR. Die Folgen waren das Bestehen von parallen Einrichtungen im Ort. In der DDR oblag die Erziehung dem Ministerium für Volksbildung, trotzdem durften die konfessionellen Kindergärten weiter bestehen, selbst die Nationalsozialisten wagten es nicht den Kindergarten zu schließen. Heute, in der Bundesrepublik, wird die Kinderbetreuung als eine gesellschaftliche und soziale Aufgabe angesehen. So ist es gängige Praxis geworden, dass freie Träger, wie die Kirche, und die Kommunen diese Aufgaben übernehmen, daneben gibt es auch private Einrichtungen. Seit 1. August 2013 gibt es in Deutschland gemäß § 24 SGB VIII einen Rechtsanspruch auf einen Kindergarten- bzw. Krippenplatz für Kinder vom vollendeten ersten Lebensjahr bis zur Einschulung. Oft übersteigt die Nachfrage das Angebot. Hier springen die sogenannten "Tagesmütter" ein und helfen die Lücken zu schließen, so auch in Groß Kreutz.


Der evangelische Kindergarten siehe Glaubensgemeinschaften, evangelische Kirchgemeinde.


DER NS - KINDERGARTEN - Es gab Zeiten, in denen war es nicht selbstverständlich, dass man seine Kinder so erziehen konnte, wie man es gern wollte. Im II. Weltkrieg wurde ein Vater sogar von der Front in die Heimat abkommandiert, um seine Tochter aus dem christlichen Kindergarten in den sogenannten NS-Kindergarten umzusetzen. Bei Nichterfüllung drohte ihm das Strafbataillion. Diese nationalsozialistische Einrichtung befand sich auf dem Hof in der Brandenburger Straße 6. Dort wurden während der Kriegsjahre 20 bis 30 Kinder betreut.


DIE KINDERKRIPPE Der ständige Mangel an Arbeitskräften in der DDR veranlasste die damalige Regierung dazu, eine Möglichkeit zu schaffen, die es Müttern mit Kleinkindern im Alter bis zu drei Jahren erlaubte, weiterhin ihrem Beruf nachzugehen. In Groß Kreutz führte dies im April 1964 zu der Eröffnung einer Kinderkrippe. Zuerst war diese Einrichtung nur für die Sommermonate gedacht, doch die große Nachfrage veranlasste die Gemeinde ab Januar 1965 die „Erntekinderkrippe“ ganzjährig mit 20 Plätzen in zwei umgebauten Wohnungen in der Gartenstraße zu betreiben. Erste und langjährige Leiterin war Frau M. Windisch. Bald stieg der Bedarf durch den Zuzug vieler junger Familien – die LPG „Obstproduktion Groß Kreutz“ war gegründet worden – und die Räumlichkeiten reichten nicht mehr aus. Die Anzahl der Plätze wurde verdoppelt und bis Frühjahr 1991 wurden hier die ersten Schritte ins Leben geübt.


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Gelände der Kita mit Solibau und Storchennest; Aufn. W. Hübner, 2018

DER KOMMUNALE KINDERGARTEN – Die KITA (A. Fanselow) Die Kindertagesstätte befand sich von 1960 bis 1984 in der Brandenburger Straße 4, im Wohnhaus der Familie Völker. Frl. Kindler (verh. Pickus) war die erste Leiterin. 1978 übernahm Frau A. Fanselow die Leitung. Es wurden zu dieser Zeit etwa 30 Kinder betreut. Da die Anmeldungen zunahmen und die Räumlichkeiten nicht ausreichten, wurde eine Kindergruppe für ca. 2 Jahre im ehemaligen Gemeindehaus in der Potsdamer Straße untergebracht. Weitere Anmeldungen machten einen Umzug aller Kindergruppen in die leere Baracke in der Bochower Straße erforderlich. Die frei gewordene Schule in der Schulstraße 1 (heute Alte Schulstraße 25) wurde dann als Kindereinrichtung umgebaut und im Februar 1986 zogen wir mit allen Kindergartenkindern aus der Baracke in das neu gestaltete Gebäude, es bot Platz für 108 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren. Im April 1991 wurde die Groß Kreutzer Kinderkrippe in den Kindergarten integriert. Ab 1. Juli 1991 wurde die Kita von der Abteilung Volksbildung des Rates des Kreises an die Gemeindeverwaltung Groß Kreutz übergeben. 1994 kamen die Hortkinder und die Horterzieher*innen verwaltungsmäßig zur Kita, räumlich waren die Hortkinder aber in der Gesamtschule, in der Lindenstrafle. Die Zahl der Hortkinder erhöhte sich und es mussten weitere Räumlichkeiten geschaffen werden.

Ab 1996 wurden im "Solibau" zwei Hortgruppen untergebracht. Da die Unterbringung der Hortkinder an den fehlenden Räumlichkeiten in der Schule scheiterte, mussten wiederum andere Möglichkeiten gefunden werden. 1999 wurde ein Containerhaus für die Hortkinder aufgestellt und im Oktober mit ca. vierzig Kindern bezogen. Es werden zur Jahrtausendwende etwa 150 Kinder im Alter von 0 bis 12 Jahren von 16 Pädagoginnen und 2 Köchinnen betreut und umsorgt. Die Nachfolge der langjährigen Leiterin Angelika Fanselow trat im Dezember 2016 (zuerst kommisarisch) Frau Dorit Dümchen an. Die Kita "Storchennest" in der Alten Schulstraße hat folgende Kapazität (Stand 2021): Es stehen in 3 Gruppen im Krippenbereich und in 4 Gruppen im Kindergartenbereich für 88 Kinder Plätze zur Verfügung. Die Betreuung erfolgt in 7 Gruppenräumen, 1 Turn- und Bewegungsraum, 3 Waschräume und 1 Bibliothek. Auf der offiziellen Site der Gemeindeverwaltung von Groß Kreutz (Havel) wird mit folgendem geworben: "Wir haben 2 Spielplätze im Grünen, ein bewohntes Storchennest auf dem Gelände der Kita, einen Garten und einen Wasser-Matsch-Spielbereich. Die Vorschulkinder haben die Möglichkeit der Teilnahme am Schwimmunterricht. Die Vorschulkinder besuchen den Schnupperkurs in der Grundschule. Freundliche, neu gestaltete Gruppenräume erwarten die Kinder. Die pädagogische Arbeit erfolgt in 2 Bereichen, dem Krippen- und dem Kindergartenbereich. Die Erzieher arbeiten mit Grenzsteinen und Portfolio. Durchführung der Sprachstandserhebung mit den Vorschulkindern. Jeden Freitag organisieren Erzieher und Kinder das gemeinsame Frühstück , mit Einkauf und Zubereitung. Wir sind Kita mit Biss. Angebot einer zweiwöchigen Eingewöhnungsphase bei Neuanmeldung."

Die Vorschulerziehung (Vorschulpädagogik) befasst sich mit der frühkindlichen Bildung und Entwicklung und bereitet die Kinder auf die künftigen Anforderungen in der Schule vor.


Schulgeschichte

Dorfschule von 1848, Albert Anker[1](1831.1910) 1896, 104×175,5 cm Öl auf Leinwand, Kunstmuseum Basel
Alte ehemalige Dorfschule mit Friedenseiche
Schulhaus um 1949
Schulhof vor der Erweiterung der Schule (um 1940)
Schule mit Lehrerhaus
Der Solibau und Schulgarten
Bau von Duschräumen, im Hintergrund der Solibau
Nordseite des alten Schulhauses vor dem Umbau


Bei den Recherchen für die Festschrift zur 700-Jahrfeier fand ich im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam einen Bericht zu den Verhältnissen Anfang des 19. Jahrhunderts an der Dorfschule von Groß Kreutz. Selten habe ich ein Dokument mit so viel Interesse gelesen, wie dieses. Es schildert in eindringlichen Worten das Wohl und Wehe der Lehrer und der Schüler vor zweihundert Jahren. Einige Erläuterungen zum geschichtlichen Hintergrund des Schulwesen sollen zum besseren Verständnis beitragen. Träger der Bildung war seit alters her die Kirche. Doch erst Martin Luther mahnte eindringlich, den Kindern Lesen, Schreiben und Singen beizubringen. In den protestantischen Ländern erließen die Landesherren in Kirchenordnungen die ersten Regularien zum Unterricht. 1717 wurde in Preußen mit einem Generaledikt die Schulpflicht eingeführt. Jedes Kind solle ein “gewisses Maß an Bildung” erhalten. Es dauerte bis 1763, als unter Friedrich dem Großen das “General-Landschulreglement” in Preußen einen wichtigen Meilenstein zum Ausbau des Landschulwesens bildete. Man ging von der Naturalvergütung der Lehrer (bis dahin war es üblich, den Lehrern Land für den täglichen Broterwerb zur Verfügung zu stellen) zum Schulgeld über, die Schulpflicht wurde auf das 14. Lebensjahr ausgedehnt und die Lehrer mußten an einer Lehrerbildungsanstalt die notwendigen Kenntnisse ”im Schulehalten” erwerben. Die Schulaufsicht lag beim ausgehenden 18. bis zum ersten Drittel des 20. Jhdts. in Deutschland fast ausschließlich in der Verantwortung der Kirchen: der Ortspfarrer hatte die Lokalaufsicht, Superintendenten und Dekane die des Kreises. Seit 1872 begann in Preußen die Bestellung weltlicher Inspektoren, später bestand eine Unterhaltspflicht der Gemeinden. Früher konnte die geringe Bezahlung eines Dorfschullehrers nicht seinen Lebensunterhalt, geschweige denn den seiner Familie decken; Die Lehrer mussten ihre kümmerlichen Einnahmen durch andere Tätigkeiten aufbessern. So war bis in das 20. Jhdt. hinein die Stelle des Lehrers mit der des Küsters und Organisten verbunden, aber auch als Schneider oder Weber, sowie durch eine kleine bäuerliche Wirtschaft vermochten sie sich eine zwar bescheidene, wenngleich doch einigermaßen gesicherte Lebensgrundlage schaffen. Zumeist diente der Raum, in dem der Unterricht abgehalten wurde, zugleich auch dem Lehrer als Wohnstube und Arbeitszimmer für seinen Nebenverdienst. Wie es in der Wirklichkeit aussah, geht aus dem Bericht des Ortspfarrers Gottfried Müller aus dem Jahre 1810 hervor. Er war verantwortlich für die Schule, aber selbst abhängig vom Patron und den königlichen Behörden und suchte diplomatisch einen Weg aus diesem Dilemma. Er zeichnet ein Sittenbild der damaligen Zustände, nicht nur von der einklassigen Dorfschule, auch von den sozialen Zwänge auf dem Lande. Die uns heute erscheinende Engstirnigkeit der Eltern ihren Kindern gegenüber, waren der Notlage der abhängigen Dorfbevölkerung geschuldet und war somit ein Hauptfaktor für die Kinderarbeit. Aus dem Jahre 1845 liegt im Domstiftsarchiv in Brandenburg eine Aufstellung der schulpflichtigen Kinder des Dorfes vor. Der Lehrer hatte 55 Kinder zu unterrichten. Der Schulze war für das Eintreiben des Schulgeldes, welches die Eltern zahlen mussten, zuständig. Dafür erhielt er 2% Hebegebühren. Es waren im 4. Quartal des Jahrs 18 Taler 5 Groschen und 6 Pfennige zusammen gekommen. Der Schullehrer Matter erhielt davon 16 Taler 4 Groschen und 1 Pfennige. Der Schulvorsteher bekam zur Aufbewahrung 1/10 (1 Taler, 20 Groschen) zur Aufbewahrung und der Dorfschulze erhielt 10 Groschen und 11 Pfennige Tantiemen. Abgerechnet wurde beim Pastor. Dies war eine Zeit des allgemeinen Elends. Hungerlöhne waren Gang und Gebe. (s. Weberaufstand 1844)


"Schulbericht von 1810"

Quelle: Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA), Rep. 2 A Regierung Potsdam II Zauch Belzig Nr. 2018)

Die Schule zu Großen-Kreutz ist eine einzelne für sich bestehende Dorfschule, die nur einen Lehrer hat. Das Patronat dieser Schule hat die Frau Majorin von Arnstedt allhier. Dieselbe hat auch den jetzigen Schullehrer-Adjuctus in Beystand ihres ehelichen Gemahls, des verstorbenen Herren Obristmeisters von Arnstedt, erwählet und berufen den 1ten May 1802. Die Vocation desselben zu dieser Stelle ist aber nicht der oberen Behörde zur Konfirmation4 zu gesendet worden, weil solches bisher nicht gewöhnlich war. Der gegenwärtige Schullehrer Adjunctus Johann Wilhelm Hansche ist 28 Jahr alt, zu Schöneiche im Amte Zossen geboren, und in dem Land–Schullehrer Seminario zu Berlin 2 Jahre vorbereitet. Der verstorbene Herr Superintendent Calvisius in Brandenburg hat denselben den 2ten May 1802 examiniert. Er ist also nun fast 8 Jahr im Amte. Von dem Berliner Seminario ist er zu dieser Stelle angenommen worden, ohne vorher noch einen anderen Aufenthalt gehabt zu haben. Er hat sich mit der einzigen Tochter seines Emeriti vermählet, jedoch mit ihr noch keine Kinder erzeuget. Auf den Zustand der Schule konnte er aber wenig Einfluß haben, weil der Emeritus Johann Daniel Meissner, welcher an 54 Jahr im Amte ist, durchaus noch den Unterricht in der Schule allein besorgt hat, ohne sich darin von dem Adjunct unterstützen zu lassen.Es ist nicht zu läugnen, daß der Emeritus Meissner manche natürl[iche] Anlagen zum Schullehrer hat. Er liebt die Jugend herzlich. Es ist ihm wahres Bedürfnis, sich mit ihr zu beschäftigen. Damit verbindet er den Geist der Sanftmuth. Er versteht die Kunst, mehr durch väterliche Ermahnungen, als durch finstere Strenge, die Jugend zu leiten. Bey ihren Vergehungen geräthet er nicht in unmäßigen Zorn. Dagegen sind aber auch seine Einsichten nicht groß, und höchst einseitig. Seine Sitten sind nachahmungswerth, und tragen noch das seltene Gepräge alter Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Frömmigkeit und Religiösität zeichnen ihn vortheilhaft aus. In seinem ehelichen Verhältnis beweiset und genießt er die zärtlichste Treue. Er lebt sehr eingezogen, ist aber im Umgange bescheiden und freundlich, auch gewissenhaft in der Verwaltung seines Amtes, welches er nie versäumte. Die Schulstunden hat er regelmäßig gehalten. Seine Lehrmethode aber ist sehr unvollkommen. Die Buchstabenkenntnis, das Syllabieren bringt er durch Geduld und ohne Nachdenken, den Kindern bey. Die Kinder buchstabieren bey ihm nicht einmal zu gleicher Zeit, so daß die anderen nachsehen, was der andre hat. So können die Fortschritte in den Anfangsgründen bey den Kindern auch nicht groß seyn. Das Lesen der Kinder beweiset schon, das solches nicht mit Verstand und Ausdauer, sondern ohne Rücksicht auf die Interpunktion geschiehet. Frühzeitig müssen die Kinder die Hauptstücke des Katechismus auswendig lernen, und alle Tage eins von denselben hersagen. So wird der Katechismus alle Wochen von neuem wiederholt. Da aber gar keine, auch nur nothdürftig hinreichende, Erklärung hinzu kommt, so bleiben die Kinder ganz arm an deutlichen Begriffen in der Religion. Das Schreiben trieben nur sehr wenige bey ihm, und fast ohne allen Nutzen. Mechanisch schrieben sie die Buchstaben und Vorschriften nach, die sie nicht einmal zu lesen brauchten. Die Gründe der Rechtschreibung blieben ihnen ganz unbekannt. Dictiert wurde ihnen nie etwas. Daher lernten sie im Grunde nichts, und nach den Schuljahren war bald alles wieder vergessen. Ein einziger Koßäth in der Gemeinde, der in seiner Lage anderweitige Ermunterung hatte, kann nothdürftig geschriebenes lesen, und etwas schreiben. Dieser mußte daher in der unglücklichen Kriegeszeit mit Übergehung aller Bauern zum Schulzen angenommen werden. Im Rechnen hat es kein Kind über die ersten Anfangsgründe gebracht. – Bey dieser ganz mechanischen und fehlerhaften Lehrmethode war doch die Schulzucht nicht so verwerflich. Es herrschte Ordnung und Stille in der Schule, welche es nicht sowohl durch strenge Bestrafung als durch seinen frommen väterlichen Ernst unterhielt. Deshalb flößte er immer mehr Zuneigung und Vertrauen, als Furcht und Abneigung ein. Aufmerksam bey seinem Unterricht werden ihm nicht leicht Fehler entgehen. Obgleich die Kinder nur mechanisch abgerichtet werden, so würket sein schönes Beyspiel vortheilhaft auf die Gemüthsbildung derselben. Da alle Mitglieder in der Gemeinde beynahe seine Schüler gewesen sind, so stehet er auch in gutem Ansehen. Mit meinem Vorfahren, welcher 46 Jahr im Amte gewesen, war er stets in dem besten Vernehmen, sowie auchmit mir. In der Literatur seines Fachs ist er nicht bekant, auch hat er wohl nur wenige Bücher gelesen. Seine Lieblingsfach ist, die Bibel zu lesen, und lesen zu laßen, und dabei ohne störende Worterklärungen sich den Regungen eines frommen Gefühls zu überlassen. Diese auffallenden Fehler rühren bey ihm daher, weil er mit den Grundregeln der Lehrkunst fast gar nicht bekanntist. Bey seinem Alter, bey seinen ganz einseitigen Kenntnissen, und bey der Einförmigkeit seines Lebens hat er doch eine sehr hohe Meinung von seinem vermeintlichem Werthe, und es fehlet ihm also ganz an Empfänglichkeit und Biegsamkeit des Gemütes, sich noch eine gute, gründliche Lehrmethode anzueignen. Gleich bey dem Antritte meines Amtes, welches ich seit 4 Jahren verwalte, sahe ich ein, daß alle Versuche zu einer gründlichen Verbeßerung vergeblich waren, und gab dann auch gänzlich die Hoffnung dazu auf. Ich würde ihn nur ohne Erfolg empfindlich gekränkt, und ihn bey seinen sonst wahrhaft guten Eigenschaften um sein Ansehen in der Gemeinde gebracht haben, welches mich ebenfalls verdächtig gemacht, und meiner Wirksamkeit anderweitig hätte schaden können, wenn ich fest bey meinen Vorsätzen hätte beharren wollen. Daher war ich entschlossen, noch ehe der Befehl erschien, daß die Konfirmanden zwey Winter vorbereitet werden sollten, durch unentgeltlichen Privatunterricht der größern Kinder in meinem Hause das Fehlende möglichst nachzuholen, welches damals auch der Herr Oberkonsistorialrath Hanstein genehmigte. Nicht so oft als eigentlich Pflicht ist, besuchte ich also mehr die Schule. Der Nutzen war geringe, und ich konnte doch täglich mich überzeugen, daß die festgesetzten Schulstunden richtig gehalten wurden. Der erste Winter 1806, wo mehrentheils nur Durchmärsche, selten aber nur eigent[liche] Einquartierung uns belästigten, war doch der erfreulichste. Die Kinder, auch einige, die schon konfirmirt waren, erschienen mit Freuden in meinem Hause, wo nicht nur Religion getrieben, sondern auch das Schreiben und Rechnen gelehret wurde. Die darauf folgenden Winter fand bey mir fast ununterbrochene Einquartierung statt. Die fast unerschwinglichen Kosten, welche dieselbe erforderte, beugten mich ganz darnieder. Aber es fehlte nun auch an Raum, da ich nicht selten mit dem Gesinde in einer Wohn- und Wirtschaftsstube nur mühsam den Forderungen meines Amtes genüge zu thun im Stande war, weshalb öftere Unterbrechungen veranlaßt wurden. Auch fingen einige Eltern an, vielleicht durch den Druck der Zeiten veranlaßt, sich ungehorsam und undankbar zu beweisen, indem es meine ausdrückliche Bedingung war, daß diejenigen Kinder welche zu mir kämen, auch fortgesetzt die Schule besuchen und das Schulgeld für Rechnen und Schreiben bezahlen sollten. Ungewiß noch, wie ich am besten meine Bemühung fortsetzen, doch aber auch dem Ansehen des Schullehrers und seinen Einkünften nichts vergeben könne, war mir also der deutliche Befehl einer Hochpreißl[ichen] Königl[ichen] Kurmärkischen Regierung, daß das Schulwesen durchaus verbessert werden solle, sehr erfreulich. Ich war fest überzeugt, daß weder durch Bücher, noch durch Unterricht von dem Pfarrer oder einen Kursus im Seminario dem Emerito eine beßere gründl[iche] Lehrmethode beyzubringen seyn werde, und war sehr froh, daß er bey den Forderungen, welche die Instruction zur Anfertigung des Schulberichts enthällt, nicht mechanisch, sondern nach einem bestimten Plane zu unterrichten, seine Schwäche, dieses zu leisten selbst erkannte, und sich nunmehro des Schulunterrichts, den er alle Tage im Jahre, Vormittags sowohl, als Nachmittags, nach einem und demselben Schlendrian trieb, begab. Der Adjunctus pp Hansche hat also von dieser Zeit an neben dem Kirchendienste auch die Besorgung des Schulwesens zugleich übernommen. Da man sich aber von demselben fast allgemein noch ungleich weniger versprach, so bin ich fast täglich, bisweilen zweimal in der Schule gewesen, um auf alles aufmerksam den jetzigen Zustand derselben genau darstellen zu können. Es ist wahr, durch natürl[iche] Anlagen und Fähigkeiten sowenig, als durch Einsichten und Geschicklichkeiten zeichnet sich Adjunctus Johann Wilhelm Hansche aus. Er ist in allen Dingen nur von gewöhnlicher Beschaffenheit. Keineswegs soll diese Urtheil ihm zum Nachtheile gereichen. Denn daß die Natur ihn nicht freygebiger mit Fähigkeiten ausstatte, kann ihm kein Vorwurf werden. Doch hat er auch ein sehr gutes Gemüth, und seine Aufführung, seine Sitten sind tadellos. Der Emeritus Meissner erlebte das seltene Glück, seine Söhne fast insgesamt hier in der Nähe als Schullehrer versorgt zu sehen, und hatte nur den Wunsch, daß sich für seine einzige Tochter noch ein Mann finden möchte, welcher dann sein Adjunctus werden sollte. Da diese aber schon sehr bejahrt und fast abschreckend häßlich ist, will niemand diese Bedingung erst eingehen. Endlich findet sich doch dieser junge Hansche, der damals in Berlin auf dem Seminario ist, dazu bereitwillig. Den verstorbenen Major von Arnstedt, als Patron, bey welchem ich in der Folge bis zu meiner Versorgung Hauslehrer war, hat mir mehrmals erzählt, wie er sich nicht genugsam darüber habe wundern können, als Emeritus ihn gebeten, den gar nicht unansehnl[ichen] jungen Hansche, welche seine Tochter nehmen werde, ihm zum Adjunct zu geben. Auch einige Fragen, welche nun letztern gethan wurden konnte er aber aus zu großer Blödigkeit fast gar nicht

antworten. Der Patron ging also zu seinem damaligen Haußlehrer pp Herrmann welcher anjetzt Rector der Stadtschule zu Freyenwalde ist und bat ihn, den Hansche doch etwas zu tentiren. Aber auch hier wollte es mit dem Schreiben nicht gehen, sowenig als mit dem Rechnen. Ja, aus Aengstlichkeit wußte er nicht einmal, was eine Mandel oder ein Schock pp sey. Auf Herrmanns Urteil, welcher Hansche ganz unfähig zum Schullehrer fand, bekam dieser also vom Patron den Bescheid, erst in Berlin etwas Ordentliches zu lernen,  ehe er an irgend eine Versorgung denken möge. Solchergestalt glaubte der Patron, ohne irgend eine kränkende Bemerkung gegen Emeritum wegen seiner Tochter, welche wohl kein taugl[iches]  Subject anlachen werde, diese Sache beendiget zu haben. Allein nach einem halben Jahre kam pp Hansche mit einem Testimonio maturitatis aus Berlin zurück. Auf sein erneuertes Bitten erhielt er das Versprechen zu dieser Stelle unter der Bedingung, daß er dazu tüchtig befunden würde, und der verstorbene Herr Superintendent Calvisius nahm ihn auch an. Gleichwohl wußte Emeritus die Schwäche seines Adjuncti, und hielt sich deshalb in seinem Gewißen für verbunden, den Schulunterricht fortzusetzen, solange es seine Kräfte erlaubten. Nur jetzt, wo er keinen ordentlichen Lectionsplan entwerfen kann, hat er sich deßen begeben. Ich führe diese blos deshalb zu meiner eignen Entschuldigung an, weil ich unter solchen Umständen von der Lehrmethode des Adjuncti wenig erwarten und nicht darauf bedacht seyn konnte, den Emeritum von der Schule zu verdrängen, wenn er anders sich jetzt nicht freywillig zurückgezogen hätte. Aber ich bin es nun auch der Wahrheit schuldig, zu gestehen, daß Adjunctus Ehrgefühl genug gehabt hat, sich der Zurücksetzung zu schämen, mit welcher Emeritus auf ihn herabsahe. Er hat indeßen manches gute Buch gelesen, und zu beherzigen gesucht. Er hat sich beßer vorbereitet, als ich es glauben konnte. Doch seine Einsichten bedürfen immer noch einer weitern Berichtigung, und seine Geschicklichkeiten einer sorgfältigen Leitung. Sein Wandel ist ohne Tadel, wie auch schon die fast unbegreifl[ich] scheinende eheliche Einigkeit beweiset. Sein Amt verwaltet er treu. Seine Lehrmethode ist freilich noch nicht vollkommen, aber doch schon viel besser, als die des Emeriti, und er besitzt keine zu hohe Meinung von sich, um sich noch leiten zu laßen. Da noch keine schwarze Wandtafel in der Schule vorhaden ist, so geschiehet die Beybringgung der Buchstabenkentniß mehr langsam. Durch liebreiche Gedult um mancherley Abänderungen aber weiß er doch das blos Gedankenlose und Mechanische dabey zu entfernen. Der erste Wink war hinreichend, nicht mehr jedes Kind einzeln bey dem Buchstabiren vorzunehmen, sondern sie alle zugleich auf einer Seite durch Nachlesen zu beschäftigten. Der singende Ton bey dem Lesen wird indeßen sobald nicht verdrängt werden, da der Lehrer selbst noch etwas daran hängt. Lobenswerth ist seine Bereitwilligkeit, die Kinder durch kathechetischen Unterricht zum Nachdenken zu bringen, und ihre Begriffe zu berichtigen. In dieser Kunst ist er zwar noch weit zurück, aber er wendet vielen Fleiß an, sie zu erlernen. Nur auf halbe Stunden ist dieser Unterricht jetzt eingeschränkt, damit er sich darauf gehörig vorbereiten könne, wie ich ihn bisher mehrenteils mit schriftl[ichen] Ausarbeitungen dabei angetroffen habe. Vorzüglich wünscht er, den brandenburgischen Kinderfreund von Wilmsen[2] noch in der Schule eingeführt zu sehen, worin ich ihm ganz beystimme. Bey dem Schreiben werden den Kindern jetzt nicht bloß Vorschriften gegeben, sondern es wird ihnen auch etwas dictirt und daßelbe nachher corrigirt und von ihnen gelesen. Im Rechnen sind die Kinder fast ganz zurück; ich weiß also noch nicht, wie weit er es mit ihnen noch in der Folge wird bringen könne. Das Kopfrechnen gefiel mir anfangs von ihm ganz vorzüglich. Allein ich habe bemerkt, daß es ohne Leitung bald planlos und einseitig würde getrieben werden.Deshalb habe ich Köhler´s Anweisung zum Kopfrechnen für ihn verschrieben. In der Schule herrschet bey ihm Ordnung und Stille. Er flößt ebenfalls mehr Zuneigung und Vertrauen, als Furcht und Abneigung, ein. Doch es ist ihm unmöglich, was ich auch über meine Kräfte halten würde, sämtliche Schüler zu gleicher Zeit nützlich zu beschäftigen. Der Aufmerksamkeit des Lehrers entgehet nicht leicht etwas. Ich wüßte nichts, das seinem Ansehen und Rufe bey der Gemeinde schaden könnte. Mit dem Prediger lebt er in sehr gutem Vernehmen. Die Bücher, welche er gelegentlich gelesen, sind noch nicht hinreichend, ihm eigentliche Bekantschaft mit der Literatur seines Faches zuzuschreiben. Da er aber doch gegen die Grundregeln der Lehrmethode und Schulzucht keine großen Fehler begeht, und Empfänglichkeit des Geistes äußert sich in seinem Fache noch mehr zu vervollkommnen,so glaube ich, mit allem Rechte von ihm behaupten zu können, daß durch gelegentliche fernere Unterweisung von dem Prediger, und durch Mittheilung guter Bücher, ihm für die Bedürfniße dieser Schule hinreichend geholfen werden möge, ohne durch einen Somer-Kursus im Seminario ihn bey so deutlich bewiesenem guten Willen zu demüthigen, und seinem Ansehen zu schaden; es sey denn etwa Gelegenheit zur Erlernung der neuen Methode vorhanden, welche mir selbst noch unbekannt ist. Der erste Anblick des Schulzimmers, des Lehrers, der Schüler und der äußeren Ordnung macht keinen widrigen Anblick. So viel möglich, ist alles in gutem Zustande, und man siehet nicht, daß die Kinder mit Unlust zur Schule kommen. Bey dem unvollkomnen Schulbesuche, welcher hier leider! nicht genügsam gerügt werden kann, sind die Fortschritte der Kinder groß genug. Acht Kinder lesen geläufig, und würden eine Volksschrift mit Nutzen lesen können, obgleich nicht immer mit gehörigem Ausdrucke. Zwanzig lesen nur mittelmäßig, und zehn noch gar nicht. Etwa ein Jahr, wenn sie fortgesetzt die Schule besuchen, bringen die Kinder mit dem Buchstabiren und Syllabiren zu. Eilf [11] Kinder schreiben, und drey davon rechnen nur auf der Tafel, welches jetzt erst wieder angefangen worden ist. Durch Kopfrechnen wird das Nachdenken aller Kinder ohne Ausnahme erregt. Mit der Bildung der Sprache stehet es aber darum schlecht, weil die Jugend außer den Stundeneine ganz andre Sprache wieder höret, als in der Schule, und das Hochdeutsche vom gemeinen Manne im Umgange als Ziererey verlacht wird. Die Schulstunden dauern im Winter von 8 – 11 Uhr, und des Nachmittags von 12 bis 3 Uhr. Der Lehrer hält sie genau, und setzt sie nicht aus. So auch im Sommer, wo sie früh um 7 Uhr angehen, und bis 10 Uhr dauern, und des Nachmittags von 12 bis 2 Uhr. Mittwochs und Sonnabends sind die Nachmittage frey. Ferien finden gar nicht statt, als etwa einen Tag vor und nach den hohen Festen. Die Lehrgegenstände ergeben sich aus dem beygefügten Lehr- und Lectionsplane des Lehrers. Ich wünschte vorzüglich, die Kinder in Klaßen separirt zum Unterrichte kommen zu sehen, kann es jedoch gegen meine eigne Einsicht mißtrauisch nicht wagen, allein darauf zu dringen. Klaßifizirt werden die Kinder nach ihren Kentnißen. Erstlich kommen diejenigen, welche gut lesen. Zweytens die, welche sehr gut buchstabiren. Drittens die Anfänger im Buchstabiren,viertens diejenigen, welche erst die Buchstaben kennen lernen. Der beygefügte Lectionsplan ist von dem Lehrer allein entworfen, und eigenhändig geschrieben. Zu den beyden schriftlichen Aufsätzen habe ich ihm die Themata aufgegeben, muß aber bemerken, daß der Sinn der ersten Frage von ihm ganz verfehlt ist. Meine Absicht war, da der Lehrer den Verstand und das Herz der Jugend zu bilden hat, die Antwort zu hören, das keines von beyden einseitig geschehen müße, sondern beydes immer möglichst mit einander zu verbinden sey. Seine Ausarbeitung sagt aber nur, wie ein Lehrer überhaupt und nicht vorzüglich nützlich werden könne. Die Beantwortung der andern Frage ist ungleich beßer gerathen, vielleicht auch, daß sie ihm verständlicher war. Er sagt Dinge, welche sich wohl hören laßen, und die den Gegenstand mehrentheils selbst betreffen. Die angeführten Gründe sind nicht verwerflich, obgleich auch sich manches noch dagegen einwenden läßet. Ich glaube wohl, daß der Lehrer solche ohne fremde Hülfe selbst verfertigt habe, da er mir erst den Entwurf zur Beurtheilung vorgezeigt hat. Bey dieser Durchsicht habe ich mich aber aller nur möglichen Abänderungen absichtl[ich] enthalten, und ihm nur gesagt, daß bey Beantwortung der andern Frage in der zweyten Zeile von ihm bey dem Worte frühzei-tig das fehlende Trennnungszeichen ausgelaßen war. Jetzt finde ich daßelb aber zu meinem Erstaunen mitten in der Zeile wieder, wo doch keine Trennung mehr stattfindet. Sollte er wohl glauben, eine Bemerkung seines Predigers müße durchaus nie ausgelaßen werden? Wollte ich ihm dieses sagen, so würde er es augenblicklich anders abgeschrieben haben. Aus diesen Ausarbeitungen laßen sich seine Kenntniße zum Theil ersehen. - Der Lehrer will zwar nicht ohne bestimten Plan unterrichten und auf Erfordern den Lectionsplan abändern. Es wird aber sein guter Wille vergeblich seyn, wenn nicht durch kräftige Maaßregeln von oben her die üble Gewohnheit abgeschafft wird, daß nehml[ich] die Kinder, wie er selbst in der Ausarbeitung anführt, wenn sie etwas ordentlich lesen können, nicht mehr in die Schule kommen, sondern schon zur Arbeit bey andern oft vermiethet werden. Außer der Bibel und dem brandenburgischen Gesangbuche von Darnemann, welches noch nicht das beste ist, sind bisher keine andern Schulbücher gebräuchlich gewesen, als die christliche Lehre im Zusammenhange, worin als Anfang zugleich die Hauptstücke des Katechismus befindlich sind. Zur Erklärung des letztern bedient sich der Lehrer vorzüglich des ganz gut erklärten Katechismus Lutheri,
des beyerschen Handbuches über ebendenselben. Sonst wird auch noch vom Junkerschen Handbuche der gemeinnützigsten Kentnüße in Volksschulen Gebrauch gemacht. Den Katechismus billige ich ganz vorzüglich, als brauchbar, zum symbolischen Unterrichte in der Religion, da er dem Gedächtniße so leicht beyzubringen ist, und nur einer verständigen Auseinandersetzung bedarf. Die christ[liche] Lehre im Zusammenhange dagegen hat durch die neuere Auflage, welche man schon an allen Orten neben der alten findet, sehr an Brauchbarkeit verloren. Die Fragen darin stimmen nicht mehr mit der ältern Ausgabe überein, welches die Kinder ohne Noth verwirret. Die Sprüche sind darin auch blos citirt, welches durch das Aufschlagen derselben in der Bibel sehr viele Zeit raubet. Auch ist sie mit Sprüchen bisweilen überladen, die doch nicht immer strenge beweisend sind. Weit entfernt, die Zusätze der neuern Ausgabe tadeln zu wollen, billige ich es nur nicht, daß in einem solchen Lehrbuche für Volksschulen die alte Form so sehr verändert ward, da doch immer beyde Ausgaben so lange zugleich gebraucht werden, bis die ältere ganz verdrängt ist. Beßer wäre es wohl gewesen, wenn die neuen Zusätze blos gehörigen Ortes eingeschaltet, und durch veränderten Druck ken[n]tlich gemacht worden wären. Die Einführung des brandenburgischen Kinderfreundes sowohl, als der biblischen Religionsgeschichte und des Noth- und Hülfs-Büchleins hoffe ich mit der Einwilligung der edlen Ortsherrschaft aus dem Kirchen-Aerario1 noch zu bewerkstelligen. Die Schule stehet unter der nächsten Aufsicht des Predigers. Der Konfirmanden-Unterricht fängt erst gegen Martini [11. Novenber] an, wo die Eltern erst die Kinder von der Feldarbeit entlaßen, und wird selten länger als bis Ostern. Dazu sind an zwey Tagen in der Woche jedesmal zwey Stunden bestim[m]t, und dauert dieser Unterricht zwey Winter hindurch. Ein mehreres ist wegen der Kinder von dem Meilen weit entfernten Filiale Kemnitz nicht möglich, welche doch in der Kälte noch ungesunde Glieder davon zu tragen in Gefahr sind. Mit beendigtem 14ten Lebensjahre werden zwar die Kinder erst aus der Schule entlaßen, aber sie bleiben schon mit dem eilften Jahre von selbst weg, oder kommen doch nur sehr selten. Sobald nem[lich] die Kinder mit etwas Fertigkeit zu lesen anfangen, glauben die Eltern, daß sie schon genug verstehen. Ohne Bedenken werden sie also nun zu den Feldarbeiten gebraucht, wofür sonst freilich allhier bey den Hofediensten viele noch einen Dienstboten gebrauchen würden. Daher ist es denn kein Wunder, daß die noch ärmeren Tagelöhner ihre Kinder in diesem Alter schon zu vermiethen suchen. An Besuchung der Schule nach der Konfirmatio anderwärts ist gar nicht zu denken. Ordentliche Schulprüfungen werden nicht angestellt. Der durch Altenschwäche untüchtig gewordene Emeritus giebt dem Adjuncto in allen Dingen die Hälfte des Einkom[m]ens ab. Letzterer verdienet in der That ein Lob zur Ermunterung, sich ferner leiten zu lassen, nicht aber Strafe, um so mehr, da er keine äußere Aufmunterung in seiner Amtsverwaltung genießt. Er macht vielmehr die niederschlagende Erfahrung, nicht so viel Gutes stiften zu können, als möglich ist. Die Gleichgültigkeit der Eltern gegen den Schulunterricht, ihre Armuth und der Druck der Zeiten sind die Ursachen davon. Die Einkünfte der Schule sind in beyfolgender Nachweisung genau eruirt und betragen 128 Reichsthaler, 8 Groschen, 6 Pfennige nach den Getreidepreisen, welche vorgeschrieben sind, aber jetzt bey weitem den wahren Wert übersteigen. Dabey sind die Einkünfte von dem Filiale Kemnitz zugleich mit eingerechnet. Der Schullehrer ist in matre zugleich Küster und Organist, und auch eigentl[ich] in filia Küster. Allein er besorgt daselbst jezt gar keine Geschäfte mehr, weil Emeritus vor sehr vielen Jahren zu seinem jetzigen großen Leidwesen auf Zureden der Herrschaft einen noch fortdauernden Vergleich unterschrieben hat, neml[ich] gegen Befreyung von allen Küstergeschäften daselbst die Hälfte der Einkünfte dem dortigen Schullehrer abzutreten, damit deßen Stelle nicht gar zu schlecht bliebe. Der Schullehrer treibt zwar noch die Schneiderprofeßion, den Seidenbau und die Bienenzucht, allein er verdienet wenig damit. Zum Seidenbau fehlet die Bequemlichkeit des Gelaßes im Hause, und die Benutzung einer laubbaren Plantage, da die Lage des Kirchhofes den Maulbeerbäumen nicht günstig ist. Die Bienenzucht giebt zur eignen Konsumtion dürftig, was jezt an Süßigkeiten theuer erkauft werden müßte. Und als Schneider fehlet es ihm an Arbeit.Denn es sind allhier noch zwey Schneiderstellen vorhanden, wovon jezt die eine aus Mangel des Verdienstes ganz eingegangen ist. Diese Nebenerwerbzweige sind der Wahrnehmung der Schule nicht hinderlich. Privatunterricht zu ertheilen ist keine Gelegenheit vorhanden. Der Nebenerwerb ist auch so geringe, daß er kaum die darauf verwendete Mühe bezahlt. Durch Feldarbeit im Tagelohn, würde er weit mehr verdienen. Der Lehrer ist von keiner Schullehrerwittwenkaße Mitglied. - Im Winter besuchen 38 – 40 Kinder in der Regel die Schule, und zwar 14 Knaben und 24 – 26 Mädchen. Im Sommer nur 14, und zwar ganz kleine, welche noch zu gar keiner Feldarbeit zu gebrauchen sind. Die schulfähigen Kinder, deren 46 vorhanden sind, wie das beygefügte Schema besagt, kommen also auch im Winter nicht alle in die Schule, viel weniger im Sommer. Die Unwissenheit der Eltern, ihre Gleichgültigkeit gegen den Schulunterricht und Habsucht in irdischen Dingen verursachen daßelbe. Ich glaube, daß diesem Uebel nicht anders abzuhelfen ist, als durch die nachdrücklichsten Verfügungen hoher Landes-Behörden. Denn nur mit der äußerstenMühe und von der Herrschaft unterstützt, habe ich es diesmal erzwungen, daß alle diejenigen Kinder, welche an dem Konfirmanden Unterrichte Antheil nehmen, die Schule haben besuchen müßen, wenn solches auch nicht unausgesetzt geschehen ist. Der Bauer ist dafür undankbar genug, darum seines Predigers zu spotten, der so große Kinder noch in die Schule zwingen will, welche schon an das Heyrathen denken könnten. Ermahnungen haben bisher die Sache nicht geändert. Die Obrigkeit zu belästigen, trug man auch Bedenken, weil die immer wieder kehrenden Klagen über schlechten Schulbesuch solche ermüden, und nichts einbringen. Der Küsterdienst verursacht sehr selten eine Unterbrechung des Unterrichts auf einige Stunden, weil wenig Amtsverrichtungen vorfallen. Ein solches stehet auch nicht füglich abzuändern, da der Schuldiener bey den Leichen erfordert wird. Die Küstergeschäfte des Filials werden, wie schon gesagt ist, von dem dortigen Lehrer verrichtet. Das Tragen der Kurrenden geschieht immer außer den Schulstunden. Es würde indeßen nicht unbillig seyn, jedesmal aus dem Kirchen-Aerario einige Groschen dafür Vergütigung zu bewilligen. Das Schulgeld wird leider! hier wöchentlich bezahlt, 6 Pfennige für jedes Kind, wenn es aber schreiben lernt, 9 Pfennige, und wenn es zugleich rechnet, 1 Groschen. Es ist dieses wohl die fehlerhafteste Einrichtung, welche es nur geben kann. Denn hat ein Kind in den ersten Wochentagen eine Abhaltung von der Schule, so muß es dann auch gleich eine ganze Woche wegbleiben, damit das Schulgeld erspart wird. Auch darf manches Kind blos darum nicht schreiben und rechnen, weil es mehr Schulgeld kostet. Es ist auch oft verdrüßlich, und geschiehet unordentlich, wenn der Lehrer selbst das Schulgeld einfordert. Hier beträgt daßelbe jährlich etwa 18 Thaler. Das Schulgebäude ist zwar alt, aber doch noch in einem leidlichen Zustande. Das Lehrzimmer ist geräumig, ziemlich hell, aber es giebt auch viele blinde Fensterscheiben, und wird auch ordentlich gehalten. Aber ein großes Bette für den Emeritum und seine Frau beschränkt den Raum in demselben sehr. Es ist aber für diese alten Leute auch weiter kein Ort mit einem Ofen versehen vorhanden. Dieß ist zugleich die Ursache, daß der Kälte wegen Milch und Käse darin allein aufbewahret werden können. Die Elle und die Scheere auf dem Tische des Lehrers, zu seiner Profeßion gehörig, sind übrigens kein Hinderniß. Aber unrecht ist es, daß es nicht einmal eine schwarze Wandtafel giebt. Die Bänke, auf welchen die Kinder sitzen, sind zu niedrig und nur schlecht. Auch ist es unbequem, daß drey solcher Bänke hinter einander stehen und die Kinder Lehrer keinen Durchgang da zwischen haben. Zu de nöthigen Erweiterungen wäre  wohl Raum vorhanden. Denn die kleine Stube, welche zur rechten Hand des Einganges sich befindet, dürfte nur ordentlich gedielt, und mit einem Ofen versehen werden, um bewohnbar zu seyn. Hinter dem Ofen in der Schulstube befindet sich auch noch eine Kammer und ein Verschlag. Da jetzt nun die Schulstube auch die Wohnung des Lehrers ist, so werden die übrigen Behältniße blos zu haushälterischen Bedürfnißen gebraucht. Wäre aber die Wohnung des Lehrers rechter Hand, oder auch daselbst die Schulstube allein, so könnte nicht nur bequem noch ein Tisch angebracht, sondern auch die übrigen Bänke so gestellt werden, daß dem Lehrer überall ein ungehinderter freyer Durchgang bliebe, und dann dürften auch keine Spinnräder mehr in der Schule zu sehen seyn. Die Unterhaltung des Schulhauses liegt den Gemeinden ob und die Herrschaften geben die Baumaterialien. Allein  durch den Krieg sind gegenwärtig vorzüglich die erstern ganz erschöpft. Die Heizung des Schulzimmers besorgt der Lehrer auf eigne Kosten, ohne Heizgeld zu erhalten. Das Anfahren des Holzes ist nicht einmal frey. Diese Fuhren geschehen nur von der Gemeinde um einen gewißen Preis, welcher jezt etwa die gute Hälfte des wahren Werthes beträgt. Diese Einrichtung ist wohl sehr hart  für den Lehrer, welcher bey den hiesigen theuren Holzpreisen gewöhnlich an 3 Thaler Cour: für die Klafter auf der Stelle bezahlen mußte. Wie wäre sie aber wohl abzuändern, da die Gemeinde selbst fast kein Holz hat? Die Herrschaft hat wohl noch anderweitig Güter mit Forsten, aber diese Besitzungen werden wahrscheinlich
durch die Erben wieder einmal gänzlich getrennt. Nur die Holzfuhren könnten etwa unentgeltlich geschehen, wenn die Tagelöhner, deren Kinder die Mehrzahl ausmachen, die Hälfte des bisherigen Preises der Gemeinde vergütigen müßten. Ein Tisch, an welchen die Kinder sitzen, nebst  zwey  dazu gehörigen Bänken machen die Inventariumsstücke der Schule aus. Außerdem sind noch drey Bänke zum Sitzen für die Kinder vorhanden, und ein Tisch für den Lehrer, an welchem derselbe auch nach der Schule arbeitet. Es ist keine Lesetafel, keine schwarze Wandtafel vorhanden. Für Schulbücher, Dintefäßer und Schiefertafeln müßen die Kinder oder deren Eltern selbst sorgen. Es bestehet in der Art hier eine herrschaftl[iche] Freyschule, daß die Frau Majorin von Arnstedt  für 12 arme Kinder das ganze Jahr das Schulgeld bezahlt. Fonds in der Gemeinde zur Verbeßerung der Schulstelle auszumitteln ist kein Anschein vorhanden, da die Gemeinde jezt höchst  erschöpft ist, und diese Stelle auch immer noch zu den beßern in dieser Gegend gehöret. Durch gesetzmäßige Eintreibung des Schulgeldes für sämtl[iche] schulfähige Kinder ohne alle Ausnahme, sie möchten in die Schule gehen oder nicht, würden indeßen die Einkünfte sehr gewinnen, und wahrscheinl[ich] dann auch die Schule beßer noch besucht werden. Den Kirchenacker könnte zwar der Schullehrer leicht erhalten. Aber außerdem, daß dann wieder ein wirstchaftl[icher] Bau erfordert würde, möchte aucha uf hiesigem höchst mittelmäßigen Boden wenig dabey zu gewinnen seyn, und der Schule daraus nur Hinderniße erwachsen. Ein Stük Garten oder Wiesen-Land wäre wohl die schönste und nöthigste Verbeßerung. Aber an Wiesewachs leidet die Gemeinde selbst Mangel, sowie sie auch kein Holz besitzet. Den freien, aber nur dürftigen, Weidegang für seine Kuh genießet zwar der Schullehrer auch, hat aber keinen Vortheil davon, da das hohe Hirtenlohn dem wenigen Nutzen ziemlich gleich kom[m]t. Hoffentlich wird die zur edlen Wohlthätigkeit geneigte Herrschaft zur Anschaffung eines beßeren Lehrapparats und guter Schulbücher etwas zu schenken, und aus der Kirche zu bewilligen, sich bereitwillig finden laßen. Diese Schule stehet mit keiner andern in Verbindung. Der Schullehrer dieser Muttergemeinde sollte zwar eigentlich auch die ganzen Küster-Einkünfte aus dem Filiale Kemnitz beziehen. Allein der dortige Schullehrer genießet auch die Hälfte des fixirten Einkommens an Getreide, wie schon bemerkt worden ist. Die Häfte deßelben von 7 Scheffel 10 Metzen Roggen, welche der hiesige Küster von der dortigen Herrschaft erhält, sind in dem beyliegenden Verzeichniße separirt. Nachtheile, welche noch zu haben wären, entspringen daraus gar nicht , weil der dortige Schullehrer alle übrigen Emolumente für Verwaltung des Kirchendienstes empfängt. Winkelschulen sind hier gar nicht vorhanden. Diese vorhandene Schule ist meines Erachtens hinreichend, um die Bedürfniße der schulfähigen Kinder des Ortes zu befriedigen. In der Nachbarschaft ist auch kein Ort anzutreffen, wo es noch ganz an einer Schule fehlte.  Ehemals mußten auch die Kinder von dem Filiale Kemnitz hier in die Schule gehen. Allein da dieser Schulbesuch nur im Winter und dabey höchst unvollkommen geschah, wegen der zu großen Entfernung des Ortes, so ist diese jezt abgeändert, und daselbst ein eigner Lehrer eingesezt worden. Die Schule ist auch so dotiert, daß sie einen Mann welcher sonst fleißig und genügsam ist, ernähret. Die Gemeinde, welche jetzt zu erschöpft ist, wird und kann nichts zur Verbeßerung derselben thun. Obgleich diese Gemeinde nicht zu den ganz rohen gehört so ist doch ihr Intereße für das Schulwesen geringe. Die Unwißenheit derselben, der Druck der Zeiten, ihre Armuth, ihre Lage, da die Bauern nur im Besitze von Laßgütern sind, und viel Hofedienste zu thun haben, sind die Ursache davon. Die innere Einrichtung der Schule bedarf nach meinem Dafürhalten vorzüglich darin eine Verbeßerung, daß die Schule mit einem ordentl[ich] Lehrapparate – wenigsten einer schwarzen Wand – und Lehr Tafel, dann mit etwa 10 Exemplaren des brandenburgischen Kinderfreundes und des Noth- und Hülfs-Büchleins versehen würde, dann aber auch die Kinder nach ihren Fähigkeiten ganz separirt würden, um beßer übersehen, zweckmäßiger unterrichtet undanhaltend beschäftigt werden zu können. Mit den Kindern, wie bisher, gleich in der Bibel zu lesen, taugt nicht, weil sie zu schwer zu verstehen ist, und in ihrer jetzigen Beschaffenheit auch ein Hinderniß der Orthographie bleibt. Der Branburgische Kinderfreund sowohl, als das Noth- und Hülfs-Büchlein sind nicht nur orthographisch richtig, sondern auch verständlich und intereßant. Dabey geben sie Gelegenheit, über manche nothwendige Dinge im menschl[ichen] Leben mit Nutzen nachzudenken. Ohne Separation in besondere Klaßen aber können nicht alle Kinder anhaltend und zweckmäßig beschäftigt werden. Während die größern z. B. auf der Tafel rechnen und schreiben, was sollen die kleinern thun, welche erst buchstabiren? Ihre etwaige Beschäftigung, die Buchstaben anzusehen und etwas auswendig zu lernen, ist eigenl[ich] bloßer Schein und geisttödtender Zwang. Wenn aber die größern, wie ich in einem beygelegten Lehrplane vorzuschlagen wage, bloß des Vormittags in die Schule kämen, aber immer gut beschäftigt wären, so würden sie gewiß reichlich schadlos gehalten werden. Auch würden die Anfänger an vier Nachmittagen wöchentl[ich] zweckmäßig unterrichtet, nicht längere Zeit brauchen, um beßer zu lernen, als bisher. Das Bestreben, durch Fleiß bald mit Ehren in die größere Klasse versetzt zu werden, welches sich gut mit einer öffentl[ichen] Prüfung jährlich verbinden ließe, könnte auch einen rühml[ich] Wetteifer unter der Jugend veranlaßen. – Doch eine solche Veränderung des Schulwesens kann ohne Genehmigung einer höhern Behörde und ohne deren ausdrückl[ichen] Befehl nicht füglich vollzogen werden. Von einem solchen wünschenswerthen Befehle verspreche ich mir das beßere Besuchen der Schule zugleich viel bey denjenigen Kindern, welche schon von den Eltern mit zur Arbeit gebraucht werden sollen. Es ist zwar wahr, auf dem Lande braucht man die Kinder sehr zur Feldarbeit, aber nicht den ganzen Sommer hindurch. Nur in der Erndte, wo man allenfalls Nachsicht haben könnte, und dann allenfalls in der kurzen Saatzeit im Frühjahre und im Herbste. Die Eltern behalten aber jetzt ihre Kinder den ganzen Sommer aus der Schule, weil sie es einmal von jeher gewöhnt sind, und auch das Schulgeld ersparen wollen. Fände also dieses Ersparniß nicht mehr statt, so würden schwerl[ich] den ganzen Sommer noch Kinder aus der Schule bleiben, weil man doch auch das Schulgeld nicht ganz umsonst geben will. Warum wollen auch ferner so viele gar nicht schreiben und rechnen lernen? Weil es bisher mehr Schulgeld kostete, welches man ja ersparen konnte. Würde also noch an jedem Orte ein Schulvorstand errichtet, der das Schulgeld für den Lehrer einsam[m]elte, und dafür für seine Bemühung vom Thaler etwa einige Groschen bekäme, weil sonst ein jeder sich weigern würde, eine solche Stelle anzunehmen, würde dieser Schulvorstand in seinem gerechten Ansehen von der Obrigkeit nachdrücklichst unterstützt, damit die Saumseeligkeit einiger Eltern in Entrichtung ihres Beytrages solchen nicht in unvermeidl[iche] Verlegenheit bringen könne; würde endlich von allen schulfähigen Kindern ohne Unterschied das ganze Jahr hindurch ein Gleiches an Schulgelde zu geben verordnet: so würde dann für das beßere Besuchen und Benutzen der Schule sehr viel Gutes zu erwarten seyn.Doch es müßte auch noch ein allgemeiner strenger Befehl ergehen, für welchen die Ortsobrigkeiten verantwortlich wären, wenn sie nicht darauf hielten, daß Kinder, welche noch nicht konfirmirt sind, weder vermiethet noch in Dienst genommen werden dürfen. Wäre ja einer zu arm, seinen Kindern Brod zu geben, und ein andrer wollte es aus Barmherzigkeit früher in seine Dienste nehmen, so müßte letzterer auch verbunden seyn, und dafür verantwortl[ich] gemacht werden, wenn dieses Kind die Schule nicht ordentlich besuchte, welches bey stattfindender Separation desto weniger versäumen darf. Noch muß ich bemerken, daß jene beßere Einrichtung des Schulhauses nicht mehr nothwendig wird, wenn die Kinder in Klaßen getheilt werden. Es ist nicht gut, eine dürftige Gemeinde jetzt noch mit einem Baue zu belästigen. Es wäre aber noch schwerer für den Lehrer, wenn er dann auf seine Kosten außer der Wohnstube noch das Schulzimmer heizen sollte. Sind nur die Hälfte der Kinder jedesmal in der Klaße, so hat der Lehrer Platz genug überall zu einem freyen Durchgange, um auch bey dem Schreiben den Kindern jedesmal zur Hand seyn zu können. Überzeugt, daß an den meisten Orten die Klagen über unordentl[ichen] Schulbesuch mit den meinigen übereinstimmen werden, habe ich es nicht unterlaßen können, die Sehnsucht nach einer so wohlthätigen Verordnung an den Tag zu legen, von welcher noch anderweitiger Nutzen zu hoffen. Denn den Tagelöhnern auf dem Lande fällt die Erziehung ihrer Kinder schwer, weil sie arm sind, und sehr oft auch nichts verdienen können. Daß es ihnen aber an Arbeit fehlet, kömt auch davon mit her, weil man lieber ein Schulkind miethet, welches weniger kostet, ohne sich darum zu bekümmern, ob es nicht auch bisweilen durch frühe Anstrengung verkrüppelt. Ein solches Kind hat aber noch keine festen Grundsätze. Der Mangel daran, verbunden mit der Eltern Dürftigkeit, veranlaßen dann jene Untreue und Gewißenlosigkeit, welche den Pöbel auf dem Lande und die dienende Klaße characterisirt. Bleiben den Eltern die ihnen gehörenden Arbeiten und Gelegenheiten zum Erwerbe, so wird dadurch zugleich auch in physischer und moralischer Hinsicht für die Jugend gesorgt. Doch der Wunsch blos, die weitern Bedürfniße der Schule dieses Ortes zu höherer Kenntniß zu bringen, kann mich entschuldigen über solche Gegenstände hier zu reden. Da das niedere Schulwesen meistens eine große Verbeßerung nöthig hat,
Lehrer und Prediger aber nicht Macht besitzen, große Veränderungen mit Gewalt zu machen, so sehe ich mit Vergnügen die Einführung eines ordentl[ichen] Schulvorstandes nicht nur, sondern auch den anderweitigen Verordnungen der höhern Behörde entgegen, welche das Gute kräftigst unterstützen, eine beßere Einrichtung durchsetzen, öffentl[iche] Schulprüfungen zur Ermunterung in Gegenwart der Schulvorsteher und der Eltern anbefehlen, und zur Anschaffung des nöthigen Lehrapparats, auf allenfalls 10 – 12 Thaler aus dem hiesigen Kirchen-Aerario zu bewilligen, kein Bedenken tragen wird.

Schulbericht von Carl Friedrich Müller, Prediger in Groß Kreutz von 1805 bis 1814. Transkription des fast 21-seitgen Textes von R. und W. Hübner. Der Originaltext in kursiver Schrift, Ergänzungen bzw. Erläuterungen von den Bearbeiter stehen in [] Klammern.

Die Groß Kreutzer Schulhäuser

Dort, wo sich heute die Tierarztpraxis befindet, Dorfaue Ecke Bahnhofstraße, stand um 1650 auf dem Platze an der Friedenseiche, ein kleines strohgedecktes Haus aus Fachwerk mit dem Giebel zur Dorfstraße, die erste Groß Kreutzer Dorfschule. „Die Wände aus Lehmstaken. Das Vieh befand sich im Hause. Nach den Freiheitskriegen (1813 – 15) wurde eine Wohnstube angebaut. Die alten Lehrer, die auch Küster von Kemnitz waren, waren Schneider oder Weber. 1855 wurde dann auf demselben Platze das jetzige Gebäude errichtet. Während der Bauzeit unterrichtete der damalige Lehrer im Kartoffelkeller hinter der Bergscheune. Beim Schulhausbau mußten die Bauern Fuhrdienste leisten, und Steine, Sand, Kalk und Holz fahren, die anderen Leute mußten Handlangerdienste tun. In diesem Haus wurde bis 1913 unterrichtet.“[3] Die ständig steigende Schülerzahl, 1816 waren es siebenundvierzig, 1850 schon 145 Schüler, machten in den 90-iger Jahren des 19. Jahrhunderts den Bau eines neuen Schulhauses, sowie die Einstellung eines zweiten Lehrers notwendig. An der Sandstelle entstand 1896 ein größeres neues Schulhaus (heute die Kita "Storchennest"). Wenn man vor dem Haupteingang der Kita steht, war der Schulraum unten rechts. Das zweite Schulhaus wurde schon 1910 durch einen Anbau vergrößert und dadurch alleiniges Schulhaus. Es wurde ein weiterer Klassenraum angebaut und erhielt oben eine Lehrer- und Hausmeisterwohnung. Das alte diente nur als Wohnung und verblieb von 1937 an Eigentum der Kirche. 1938 wurde in dem Garten hinter dem neuen Schulhaus das moderne Lehrerwohnhaus für zwei Lehrerfamilien errichtet. Die zweite bisherige Lehrerwohnung im Schulhaus wurde Mädchen-Berufsschule und Wohnung für die Berufsschullehrerin. Die Oberwohnung diente dem Schuldiener als Wohnheim. Mit der russischen Besetzung am 24. April 1945 wurde der Schulbetrieb unterbrochen und auf Befehl der SMAD in zwei Räumen wieder aufgenommen. Am 12. September begann der Unterricht für die Jahrgangsstufen 1 bis 4 und am 1. Oktober für die Klassen 5 bis 8. 1946 erfolgte per Gesetz die „Durchsetzung der demokratischen Schulreform... zur Demokratisierung der deutschen Schulen.“ „Die Schülerzahlen waren durch die Aufnahme der Flüchtlingsfamilien auf über 200 gestiegen.“ Der offizielle Lehrplan orientierte sich an einem „antifaschistisch – demokratischen Bildungssystem“(1949). 1950 entstand das „Solidaritätsgebäude“, im Volksmund „Solibau“. In ihm waren drei Räume; einer wurde zum Turnen genutzt, später wurde einer zum Werkraum umfunktioniert. Der Werkunterricht wurde 1955? eingeführt und begann in der Klassenstufe 5. Herr Fritz Frille, ein gelernter Tischler, war der erste Werklehrer an der Schule und brachte den Jungen die Grundlagen der Holzbearbeitung bei. In den folgenden Jahren wurden den Schülern die verschiedensten handwerkliche Fähigkeiten gezeigt und geübt. Den „Nadelarbeits“ Unterricht gab es für Mädchen schon lange zuvor. Die Schule wurde eine Zentralschule für die umliegenden Dörfer Bochow, Derwitz und Krielow. Ab der 5. Klasse mussten alle Kinder nach Groß Kreutz kommen. 1951 umfasst die Grundschule Groß Kreutz acht Jahrgangsklassen. 1954 erfolgte ein Gesamtumbau der Schule und es entstanden acht Klassenräume, ein Lehrerzimmer, zwei Lehrmittelräume sowie Toilettenräume. Die Entwicklung der folgenden Jahre erforderte es, dass 1957 aus der Grofl Kreutzer Grundschule eine Mittelschule mit dem Abschluss 10. Klasse wurde. Durch diesen Umstand kamen weitere Schüler aus Deetz, Schmergow, Jeserig, Götz, Schenkenberg, Plötzin und Göhlsdorf hinzu. 1959 erfolgte der Ausbau mit vier weiteren Klassenräumen und der Umstrukturierung der Mittelschule zu einer allgemeinbildenden Polytechnischen Oberschule (POS). Die schnell wachsende Schülerzahl machte die Entscheidung für einen Schulneubau immer drängender. 1984/85 wird die 20-klassige Schule vom Schulbautyp 80 in der Lindenstraße (heute Kleinen Lindenstraße) erbaut. Der langjährige Schuldirektor Hermann Holke wurde von Peter Oeknick abgelöst. Eingeweiht wurde sie zum Schuljahresbeginn am 2. September 1985 unter dem Namen „Ludwig-Eisermann-Schule“[4].

Die Groß Kreutzer Schule ab 1985

  • Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule 1985 - 1990

Mit dem Einzug in das neue Schulgebäude 1985 konnten sich die Lern- und Arbeitsbedingungen der Schüler wesentlich verbessern. Fachkabinette machen den Unterricht interessanter und abwechslungsreicher. Die neue Sporthalle bietet eine umfassendere Ausbildung auf sportlichem Sektor.

  • Grund- und Gesamtschule Groß Kreutz 1990 - 2000

1990 kam es nicht nur zu einer politischen Wende, auch die Schullandschaft in den neuen Bundesländern änderte sich. Der Schulleiter wurde abgelöst und Die Lehrerin Petra Liere übernahm die Schulleitung. Aus den zehnklassigen Polytechnischen Oberschulen wurden Grundschulen (Klasse 1 - 6), Realschulen und Gesamtschule (Klasse7 - 10) und Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe (Klasse 7 - 13). Die Groß Kreutzer Schule wurde zur Gesamtschule mit integrierter Grundschule. Die Fachkabinette: 2 Computerräume, Fachräume für Elektrotechnik, Holz-und Metallbearbeitung, Physik, Chemie, Biologie, Kunst und Musik.

Die Schüler konnten nun nach der 6. Klasse wählen, welchen weiterführenden Schultyp sie besuchen möchten. Viele unserer Schüler blieben in Groß Kreutz und besuchten die Gesamtschule. Dort konnte man in der 10. Klasse folgende Abschlüsse erreichen: “Erweiterte Berufsbildungsreife”, “Fachoberschulreife” und “Fachoberschulreife mit Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe”. An Gesamtschulen werden die Schüler in einigen Fächern aus dem Klassenverband herausgelöst. Es gibt Grundkurse (Schüler mit Lernproblemen im Fach) bzw. Erweiterungskurse (leistungsstärkere Schüler). Kurseinteilung in Grund- bzw. Erweiterungskurs. Ab Klasse 7: Englisch, Mathematik; ab Klasse 8: Englisch, Mathematik, Deutsch; ab Klasse 9: Englisch, Mathematik, Deutsch, Physik, Chemie. Sprachfolge: 1. Fremdsprache: Englisch, 2. Fremdsprache: Französisch

Wahlpflichtbereich WP I ab Klasse 7: 2. Fremdsprache Französisch, Arbeitslehre (Holz-und Metallbearbeitung, Elektrotechnik) oder Naturwissenschaften. Wahlpflichtbereich WP II ab Klasse 9: Informatik, Sport, Kunst, Geschichte, Arbeitslehre (Bauen, Hauswirtschaft), Naturwissenschaften, 3. Fremdsprache Russisch Arbeitsgemeinschaften und besondere Angebote: Rugby, Handball, Tischtennis, Fußball, Judo, Flugmodellbau, künstlerisches Gestalten, Chor, Flötenspiel und Sprachreisen nach England.

  • Sinkende Schülerzahlen veranlassten eine erneute Umstrukturierung der Schule. Im Sommer 2003 wurde die Gesamtschule wegen zu geringer Schülerzahlen zur Grundschule.
  • Am 25. April 2009 erhielt die Schule den Namen "Erich-Kästner-Grundschule"[5].
Imagetext der Schule auf der offiziellen Gemeindeseite (Jan. 2021): "Eine Leseschule stellt sich vor. In der Erich Kästner Grundschule Groß Kreutz gibt es zwar nicht das fliegende Klassenzimmer, aber die Kinderbücher des Namensgebers der Schule sind den Mädchen und Jungen der Schule bestens bekannt. Die lesende Grundschule verfügt über ein gemütliches Lesezimmer mit einer gut sortierten Bibliothek. Die alljährliche Woche des Buches ist neben der Tradition der Märchentage vor Weihnachten eine der Höhepunkte des Schuljahres, auf die sich alle Schülerinnen und Schüler freuen. Stolz tragen die ca. 170 Schüler das weinrote oder orange T-Shirt der Schule mit dem selbst entworfenen Logo, das jeder Erstklässler zur Einschulung als Geschenk des Fördervereins erhält. Das Logo, welches eine Lupe mit Pünktchen und Anton darstellt, ziert aber auch seit 2010 den Giebel der Schule, der von der B1 gut zu sehen ist. In den letzten Jahren wurde in die Schule viel Geld investiert. So bekam sie neue Sanitäranlagen, ein modernes Medienkabinett sowie einen Schulhof, der den Schülerinnen und Schülern in den Pausen viele Gelegenheiten zum Spielen, Toben und Klettern bietet. Es gibt eine Kletterspinne, viele Lümmelbänke, ein in den Boden integriertes Trampolin, Spiel- und Sandflächen sowie eine Tischtennisplatte und einen Basketballkorb. Im Innern der Schule befinden sich helle und freundliche Räume, in denen sich vielfältige Unterrichtsformen und Lehr- und Lernmethoden gestalten lassen. Die Erich Kästner Grundschule verfügt über gut ausgestattete Fachräume wie zum Beispiel den Musikraum, den Naturwissenschafts- und den Raum für Gesellschaftswissenschaften. Eine große sanierte Turnhalle steht den Kindern im Sportunterricht und den Arbeitsgemeinschaften zur Verfügung. In der flexiblen Eingangsphase lernen die Schülerinnen und Schüler der ersten und zweiten Jahrgangsstufen im gemeinsamen Unterricht sowie im Teilungsunterricht. Bei der Werkstattarbeit, einer von vielen Lernmethoden, können die Kinder differenziert nach ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten arbeiten, sich Wissen aneignen oder dieses vertiefen. In den Klassenstufen 5 und 6 erhalten die Schülerinnen und Schüler einen neigungsdifferenzierten Unterricht. Nach dem Unterricht haben die Kinder vielfältige Möglichkeiten, ihre Freizeit an der Schule zu gestalten. Sie werden nicht nur von den Lehrerinnen bestens betreut, sondern auch von engagierten Eltern und Bürgern der Gemeinde. AG Holzwurm und Modelleisenbahn/Modellbau, Chor, Dance for cool kids, Hauswirtschaft, Pfadfinder, Karnevalsgruppe und Streitschlichter sind nur einige der angebotenen Arbeitsgemeinschaften. Die Streitschlichter treffen sich unter der Leitung der Sozialarbeiterin Frau Walter von Stiftung-JOB, die in beiden Schulen der Gemeinde Groß Kreutz tätig ist. Dank eines sehr aktiven Fördervereins der Schule können die Jungen und Mädchen im fertig gestellten grünen Klassenzimmer die Natur beobachten, Beete anlegen und pflegen. Seit August 2019 sind wir eine „Verlässliche Halbtagsgrundschule mit integrierter Kindertagesbe- treuung“. Das heißt, alle Schüler der Klassen 1 – 6 haben von 7:30 bis 13:15 Uhr verbindlich Unterricht. Ab 6:00 Uhr und bis 17:00 Uhr bieten wir eine abwechslungsreiche Betreuung an. Für die Betreuung außerhalb der Unterrichtszeit werden mit der Gemeinde Verträge geschlossen. Die Räume der Betreuung befinden sich im Erdgeschoss des B-Hauses. 2 In den Ferien erfolgt die Betreuung ebenfalls in der Zeit von 6:00 bis 17:00 Uhr durchgehend (bei Bedarf). Es werden verschiedene Angebote und Ausflüge mit den Kindern gemeinsam geplant. Die Beteiligung der Kinder an allen Dingen, die sie betreffen, ist grundlegend für eine gute Betreuung. Schwerpunkt in der Betreuungszeit ist das Spiel in allen möglichen Variationen; vom klassischen Brettspiel über Rollenspiele bis hin zu Strategiespielen wie Schach, u. ä. und natürlich der Aufenthalt auf dem Spielplatz/Schulhof. Jedes Kind hat einen Bezugserzieher/in, kann sich aber während der gesamten Betreuungszeit entscheiden, welches Angebot es annehmen möchte, da wir „offen“ arbeiten. Die Bezugserzieher begleiten die Kinder im Mittagsband beim Essen und während der individuellen Lernzeit (ILZ). Teilweise sind diese auch im Unterricht ab 10:00 Uhr in der Klasse. Zwischen Lehrern und Erziehern findet ein regelmäßiger Austausch statt. Anmeldung: In der Regel melden Eltern ihre Kinder mit Beginn der Schulpflicht in der Schule persönlich an. Dazu werden Termine im Amtsblatt der Gemeinde veröffentlicht, die im Januar/Februar eines jeden Jahres liegen. Als besonderen Service kontaktieren wir die Einschulungseltern unseres Einzugsbereiches im Vorfeld und bieten deren Kindern an, an unserem Schnupperkurs teilzunehmen, um die Lehrer, künftigen Mitschüler, die Örtlichkeiten sowie die Schulabläufe kennen zu lernen. Auch die Betreuung bietet traditionell einen Schnuppertag für die Einschüler an. - Cordula Marten (Rektorin) und Andrea Rosenow (Leiterin IKTB)"

Die Lehrer/innen und Schüler/innen

Auf eine namentliche Aufzählung der an den Groß Kreutzer Schulen über die Jahrhunderte bis hin zum heutigen Tage wirkenden Lehrer muss hier leider aus den verschiedensten Gründen verzichtet werden, jedoch die Schulleiter/innen der letzten einhundert Jahre sollen nicht unerwähnt bleiben, da sie maßgeblich den "genius loci"[6] mit geprägt haben. In zeitlicher Reihenfolge wirkten: Friedrich Hilgendorf, Friedrich Klapper, Hermann Holke, Peter Oeknick, Petra Liere, der Deetzer Norbert Reiche und seit 2006 Cordula Marten aus Götz. Sicher ist, wie schon anfangs erwähnt, dass jede Lehrerpersönlichkeit in mehr oder weniger großem Umfang einen prägenden Einfluss auf die Entwicklung eine jungen Menschen hatte und bei allem Wandel gesellschaftlicher und kultureller Werte, und Veränderungen von geschichtlicher Dimension, auch heute noch hat! Viele Ehemalige denken vielleicht auch mit Dankbarkeit und einer gewissen Wehmut an ihre Schulzeit zurück. In Zeiten der 1-Klassenschule gab es höchstens zwei Lehrer, 1995 war das Kollegium auf 29 Personen angewachsen. Es gehörte auch die nachunterrichtliche Betreuung im Hort durch Pädagogen dazu. Nicht zu vergessen die sinnvollen Gestaltung der Freizeit in Sport- und Arbeitsgemeinschaften. Eine von Eltern und Kindern geschätzte Betreuung in den großen Ferien War und ist für alle Bereicherung. In den 1950ziger Jahren wurden auch gerne Eltern dafür mit einbezogen.

Die Berufsschulen

Die erste Berufsschule in den Behelfsheimen in der Potsdamer Straße; Aufn. W. Hübner sen. 1957
Urbarmachung für den Schulgarten; Aufn. W. Hübner sen.
Berufsschule in den Behelfsheimen; Aufn. W. Hübner sen.
Berufsschulgarten, im Hintergrund das Chausseehaus; Aufn. W. Hübner sen.
Berufsschulgarten, rechts hinten das ehemaliege Dorfgefängnis; Aufn. W. Hübner sen.
Lehrmittel-Schultafel Bodenstruktur); Aufn. W. Hübner sen.
"Kreislauf des Stickstoffs"; Aufn. W. Hübner sen.


Erweiterungsbau des OSZ Werder Standort Groß Kreutz; Aufn. W. Hübner jun.
Gewächshaus des OSZ, innen; Aufn. W. Hübner jun., 4/2011
Schulgewächshaus, innen; Aufn. W. Hübner jun., 8/2007

[[Datei: |200px|thumb|right| Aufn. W. Hübner jun., 8/2007]]


"DIE ENTWICKLUNG DER BERUFSAUSBILDUNG IN GROSS KREUTZ NACH DEM 2. WELTKRIEG"

Periode 1950 bis 1958

(Wolfram Hübner jun. nach Aufzeichnungen von Wolfram Hübner sen.)

Bereits kurz nach Kriegsende wurde Berufsschulunterricht erteilt. Oktober 1950 begann der landwirtschaftliche Unterricht für Jugendliche und Lehrlinge in Räumen der Gaststätte Kabler in der Potsdamer Straße. Zunächst mit einer Lehrerin für Hauswirtschaft (Frl. Hildegard Marsch) und einem Lehrer für die landwirtschaftlichen Fächer (Wolfram Hübner sen.). 1951 zog die Landwirtschaftliche Berufsschule (LBS) in die sogenannten Behelfsheime in der Potsdamer Straße. Dorthin kamen auch Schülerinnen und Schüler der umliegenden Gegend. Unterrichtsorte waren neben Groß Kreutz, auch Götz, Gollwitz und Schmergow. Ab 1952 wurde der Unterricht von vier Lehrkräften, unter der Leitung von W. Hübner in Groß Kreutz, abgehalten. Mit Beginn des Schuljahres 1959/60 wurde die LBS nach Werder verlegt. Das VEG Groß Kreutz verstärkte die praktische Berufsausbildung.

Periode 1959 BIS 1962

(von Inge Hammerström)

Das Volkseigene Gut (VEG) gehörte damals zur Veterinärmedizinischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin und bildete in einjährigen Praktika Veterinärstudenten aus. Diese Studentenausbildung lief Anfang der 60er Jahre aus. Das Gut begann mehr Lehrlinge einzustellen; auch solche aus dem Jugendwerkhof Lehnin und aus der 7. Klasse (ca. 30 bis 40 Lehrlinge). Schließlich wurde der theoretische Unterricht wieder nach Groß Kreutz verlagert. Räume im Gutshaus und ehemalige Landarbeiterwohnungen des Gutes wurden zu Klassenräumen bzw. zu einem Lehrlingswohnheim umgebaut.Ab 1962 bis 1964 erfolgte der theoretische Unterricht für Landwirtschaftslehrlinge in Groß Kreutz als Abteilung der Berufsschule Werder. Abteilungsleiter war Horst Lehmann und einziger Lehrer Horst Schmidtchen. Dieser, die Lehrerin Inge Zettler (verh. Hammerström) und der Abteilungsleiter Horst Lehmann unterrichteten die berufsspezifischen Unterrichtsfächer. (...) Lehrer aus Werder kamen nach Groß Kreutz, um allgemeinbildenden Unterricht (Deutsch, Sport, Staatsbürgerkunde) zu erteilen. Als Lehrmeister für die praktische Ausbildung wirkten Willi Winter und Ernst Schultze. Januar 1965 erfolgte die Bildung der Betriebsberufsschule Groß Kreutz mit 64 Lehrlingen und 32 EOS-(Erweiterte Oberschule) Schülern, die bis 1965 ihr Abitur an Potsdamer Schulen ablegten.

PERIODEN IN DER ENTWICKLUNG DER BETRIEBSBERUFSSCHULE (BBS) DES VOLKSEIGENEN GUTES, TIERZUCHT (VEG, Z) GROSS KREUTZ

Periode 1965 bis 1970

(von Inge Hammerström)

Gute Bedingungen für eine theoretische Ausbildung und ein zufriedenstellendes Wohnen im Lehrlingswohnheim wurden mit wesentlicher Hilfe der Ausbilder, Lehrer und Heimerzieher und Beteiligung der Lehrlinge geschaffen. Die Berufsschule Groß Kreutz stellte Sieger bei Kreis-, Bezirks- und DDR-Meisterschaften der Lehrlinge. Die Lehrlingszahlen hatten sich auf 100 erhöht. Die Ausbildungszeit betrug für Abgänger der 10. Klasse 2 Jahre und für Abgänger der 8. Klasse und darunter 3 Jahre.

Periode 1970 bis 1981

(von Inge Hammerström)

Es erfolgte eine sehr starke Konzentration der Berufsausbildung in Groß Kreutz. In der theoretischen Ausbildung wurden am Ende dieses Zeitraumes jährlich mehr als 700 Lehrlinge beschult und in der betrieblichen Praxis des VEG ca. 100 Lehrlinge ausgebildet. Es wurden 2 neue Lehrlingswohnheime (1972 und 1974) und ein neues Schulgebäude (1979) errichtet. In Folge der starken Spezialisierung der Ausbildung wurden nur Abgänger der 10. Klasse der polytechnischen Oberschule in einer 2-jährigen Berufsausbildung zum Zootechniker mit der Spezialisierungsrichtung Rinderzucht für den gesamten Bezirk Potsdam ausgebildet.

Periode 1982 bis 1984

(von Inge Hammerström)

Die theoretische Ausbildung erfolgte wie in der vorher gehenden Periode. Hinzu kam die Übernahme der berufspraktischen Grundlagenbildung für über 300 Lehrlinge des Bezirkes Potsdam in der Tierproduktion (Spezialisierung Rinderproduktion), wird als überbetriebliche berufspraktische Ausbildung bezeichnet. 1985 wurde anlässlich des 20-jährigen Bestehens der BBS ein Resümee zur bisherigen Ausbildung gezogen. 4311 Lehrlinge der Tierproduktion und 87 Lehrlinge der Pflanzenproduktion wurden bis zu diesem Zeitpunkt in Groß Kreutz theoretisch beschult. Im VEG Groß Kreutz wurden 603 Lehrlinge praktisch ausgebildet und zur Facharbeiterprüfung geführt. Mehr als 1000 Lehrlinge erwarben in der schulischen Fahrschule ihre Berechtigung zum Fahren von Traktoren.

Periode 1985 bis 1990

(von Inge Hammerström)

Das Einzugsgebiet der Schule wurde auf 5 Kreise verkleinert. Gleichzeitig erfolgte eine Verbreiterung des Ausbildungsprofils auf Tier- und Pflanzenproduktion. Es wurden Abgänger der 10. Klasse (2-jährige Ausbildung) zum Facharbeiter für Tierproduktion oder Pflanzenproduktion und Abgänger der 8. Klasse (3-jährige Ausbildung) zum Facharbeiter für Acker- und Pflanzenbau oder Facharbeiter für Viehwirtschaft schulisch ausgebildet. Eine enge Zusammenarbeit und Verbindung mit den über 30 Pflanzenpropduktions- und über 100 Tierproduktionsbetrieben im Einzugsbereich war erforderlich. Bei leichtem Rückgang der Lehrlingszahlen blieb die führende Rolle in der Lehrlingsausausbildung im Bezirk Potsdam erhalten.

Periode ab 1990

(Kurt Thiel)

Am 1. 9. 1990 wurde die BBS vom VEG Groß Kreutz getrennt und als kommunale Berufsschule in Trägerschaft des Kreises Potsdam-Land weitergeführt. Alle zu diesem Zeitpunkt schulisch genutzten Gebäude und Flächen wurden dem Kreis zugeordnet. Dies betraf das Schulgebäude, das Wohnheim sowie 3 Gebäude auf dem westlich des Gutshauses gelegenen Wirtschaftshof und die Turnhalle in der Dorfstraße. Das bis zu diesem Zeitpunkt als Wohnheim genutzte Gutshaus wurde nicht an den Kreis übergeben. Lehrer, Lehrmeister und Erzieher wurden als Angestellte des Kreises Potsdam-Land übernommen. Auch das bis zu diesem Zeitpunkt überwiegend mit schulischen Verwaltungsaufgaben beschäftigte Personal im VEG wurde der Berufsschule zugeordnet und in ein Arbeitsverhältnis mit dem Landkreis überführt. Bedingt durch die Strukturveränderungen in der Landwirtschaft gingen die Zahlen der Auszubildenden drastisch zurück. Auch die bis zu diesem Zeitpunkt durchgeführten überbetrieblichen fachpraktischen Lehrgänge der Tierproduktion konnten nicht weitergeführt werden. Mit großem Einsatz aller Beschäftigten wurde eine Veränderung im Ausbildungsprofil vorbereitet. In dem bis zu diesem Zeitpunkt als Ledigenwohnheim und zu Unterrichtszwecken genutzte Gebäude des Wirtschaftshofes wurden hauswirtschaftliche Übungsräume eingerichtet. Lehrwerkstätten für Holz- und Metallbearbeitung entstanden im gegenüberliegenden alten Gebäude. Zum 01. 08. 1991 wurden aus der Betriebsberufsschule des KOV ”Havelobst” Werder, der Berufsschule Groß Kreutz, der Ingenieurschule für Gartenbau Werder und der Agraringenieurschule Beelitz das Oberstufenzentrum Werder in Trägerschaft des Kreises Potsdam-Land gegründet. Die Berufsschule Groß Kreutz wurde als Standort und später als Abteilung dieser Schule weitergeführt. Zum Schuljahresbeginn 1991/92 besuchten 223 Schüler die Schule in Groß Kreutz. Es wurde mit einer beruflichen Ausbildung der Hauswirtschafter begonnen. Die Lehrstellenangebote gingen drastisch zurück und als alternatives Angebot für die Jugendlichen wurde eine 1- bis 2-jährige berufliche Grundlagenbildung in der Agrarwirtschaft und Hauswirtschaft eingerichtet. Die bis zu diesem Zeitpunkt über 25 Jahre durchgeführte Ausbildung von Facharbeitern für die Tierproduktion lief 1993 und die Ausbildung der Landwirte 1994 aus. Ab 1993 wurde die theoretische Beschulung der Floristen vom Schulteil Werder an den Schulteil Groß Kreutz verlegt. Mit Beginn des Schuljahres 1995/96 wurde mit den Gärtnern die Berufsschule für alle landwirtschaftlichen Berufe des OSZ Werder nach Groß Kreutz verlagert. Die Zahl der Schüler stieg zum Schuljahr 1996 wieder auf 592 an. Dem veränderten Ausbildungsprofil folgend, wurden die Außenanlagen als gärtnerische Übungs- und Lernflächen umgestaltet, ein zweischiffiges Lehrgewächshaus sowie Fachunterrichtsräume eingerichtet. Mit Beginn des Schuljahres 1997/98 konnte auch wieder die Ausbildung der Landwirte aufgenommen werden. Im Schuljahr 1999/20000 begannen erstmals Studenten in einem Fachschulbildungsgang für Landwirtschaft und Gartenbau in Groß Kreutz ihre berufliche Weiterbildung. Mit ca. 900 Schülern und Studenten befindet sich am Schulteil Groß Kreutz die größte Bildungseinrichtung des Landes Brandenburg für Gärtner, Pferdewirte, Landwirte und Floristen. Im Mai 2006 begannen Bauarbeiten für die Erweiterung des Schulbaus von 1976. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten, der ursprüngliche Bauplatz war nicht mit dem denkmalgeschützten Herrenhaus vereinbar, wurde am 10. Januar 2013 und 17 Monaten Bauzeit die neue Einfeld-Turnhalle eingeweiht. Die Halle hat 660m² Fläche und rund 1,7 Millionen Euro gekostet[7]. Leiter des Oberstufenzentrums ist Herr Kurt Thiel bis 2018, dann wurde Direktorin Frau Beiler.

  1. Albert Samuel Anker (* 1. April 1831 in Ins, Kanton Bern, Schweiz; † 16. Juli 1910 ebenda) war ein Schweizer Maler, Grafiker und Genremaler des schweizerischen Volkslebens.
  2. Friedrich Philipp Wilmsen (* 23. Februar 1770 in Magdeburg; † 4. Mai 1831 in Berlin) war ein deutscher reformierter Theologe und Pädagoge.
  3. Chronik Hilgendorf; Kreisarchiv in Belzig
  4. Ludwig Eisermann (* 29.07.1910; † 26.08.1981 in Potsdam) war Politiker in der DDR, Stellvertretener des Generaldirektors der Staatlichen Schlösser und Gärten Sanssouci in Potsdam und Widerstandskämpfer sowie Opfer des Faschismus.
  5. Emil Erich Kästner (* 23. Februar 1899 in Dresden; † 29. Juli 1974 in München) war ein deutscher Schriftsteller, Publizist, Drehbuchautor und Kabarettdichter
  6. den Geist des Ortes
  7. Quelle: MOZ.de Märkisches Medienhaus GmbH & Co.KG