Herrenhaus und Hofanlage

Aus Chronik Groß Kreutz
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Historische Darstellung des Herrenhaus aus der Sammlung Duncker nach einem Aquarell von Hartmann[1]

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Herrenhaus, Straßenfront; Foto W.H.j. 4/2011
Herrenhaus - Gartenseite; Foto W.H.j. 2011
Gedenktafel im Flur des Herrenhauses; Foto W.H.j. 1993
Türklinke des Hauptportals; Foto W.H.j. 1993
Herrenhaus, Parkseite; Foto W.H.j. 2011
Freitreppe am Park; Foto W.H.j. 2018
Hofeinfahrt; Foto W.H.j. 2011
Barocker Speicher; Foto W.H.j. 2018
Östliches Ende der Scheune an der Bahnhofstraße: Foto W.H.j. 2015
Altes Verwaltungsgebäude; Foto W.H.j. 2011
Neues Verwaltungsgebäude; Foto W.H.j. 2011


Das Herrenhaus in Groß Kreutz[2] (Synonyme: Gutshaus, Schloß, "Klein Sanssouci") Bauherr war Carl Botho Gottfried von Hacke.

1. Architektur - erbaut 1765 bis 1767, wahrscheinlich von einem Knobelsdorf-Schüler namens Friedrich Wilhelm Dietichs (Diterich) entworfen. Eingeschossiger Putzbau auf hohem Souterrain mit 11 Achsen in der Straßenfront und 9 Achsen auf der Gartenseite, in der Mittelachse risalitartig Vorsprünge[3]; kleiner ovaler Vorraum, senkrecht dazu der ovale Gartensaal. Die Anordnung der Räume und der Unterschied in der deren Größe steigert außerordentlich die Tiefenwirkung dieser Architektur und lässt den Gartensaal noch großzügiger erscheinen. Die Terrassentüre und die beiden Fenster gewähren einen großzügigen Ausblick in den Garten des Herrenhauses und den angrenzenden Park mit seiner großen Pferdekoppel. Über eine Freitreppe gelangt man in den, nach alten Unterlagen, rekonstruierten Garten. Die Wandgemälde im Saal von Karl Friedrich Fechhelm (1725-1785), wirkten sehr plastisch.(s. Beschreibung von Hans Kania, 1928); das Deckengemälde ist wahrscheinlich von einem Pesne - Schüler, Kania schreibt es Bernhard Rode zu; beide heute übermalt. Der Haupteingang wird über eine zweiflüglige Freitreppe erreicht. Über dem Portal ziert eine Kartusche mit dem Wappen der Familie von Hacke, mit der Jahreszahl 1765 den Eingang. Das Walmdach hat ausgebaute Mansarden. Ursprünglich zu beiden Seiten niedrigere Wirtschaftsflügel. Heute ist nur noch der westliche erhalten. 1847 wird vom Rittmeister Albert v. Arnstedt der östliche Teil verändert (altes Verwaltungsgebäude und Wohnhaus für Verwalter). - Der Nobelpreisträger Otto Warburg war von dem Bau so begeistert, dass er ihn als Vorbild für den Neubau seiner Forschungsstätte für Zellphysiologie wählte (1930 in Berlin-Dahlem (Garystraße 32)[4].

2. Nutzung des Herrenhauses - Um 1300 gehörte die Groß Kreutzer Gemarkung dem Markgrafen Otto IV.[5]. Von 1351 - 1546 ungeteilt im Besitz derer von Rochow. Dann wurde Gr. Kreutz in drei Teile geteilt. 1564 - 1659 besaßen die v. Rochows das Gut und bezogen von abhängigen Höfen Einnahmen. 1593 ging ein Teil an v.d. Streithorst (bis 1604). 1604 erwarb die Familie von Hacke diesen Teil und 1659 den Teil von Rochows, 1736 kamen die restlichen Ländereien dazu, so daß die Familie V. Hacke bis 1801 alleiniger Besitzer von ganz Groß Kreutz wurde. Da die männliche Linie v.Hacke erloschen war, ging 1801 aufgrund der Heirat der einzigen Tochter Charlotte Wilhelmine Auguste Karoline von Hacke mit dem Herrn Johann Karl August von Arnstedt ging das Rittergut im Jahre 1790 in deren Familienbesitz ein. Im Jahre 1824 heiratete der einzige Sohn dieser Verbindung die älteste Tochter Generalmajors von der Marwitz. Da diese Ehe kinderlos blieb, übernahm ein Zweig der Familie von der Marwitz die Groß Kreutzer Besitzung. Die Nutzung des Herrenhauses ist eng verbunden mit dem dazugehörenden Gut. Die Familie von der Marwitz hatte ihren Stammsitz in Friedersdorf. In Groß Kreutz hielt sie sich überwiegend während der schönen Jahreszeit auf, eine alte Groß Kreutzerin weiß zu berichten, daß die Herrschaften oft zu Beginn der Spargelzeit kamen.[6] Gegen Ende des zweiten Weltkrieges wohnten norwegische Anverwandte im Herrenhaus. Beim Einmarsch der sowjetischen Armee, soll die norwegische Flagge gehißt worden sein. Bodo von der Marwitz galt im Dorf als ein liberaler und sozial denkender Mann. Da er kein Nazi war, mußte bei der Besetzung durch die Rote Armee nur sein Haus verlassen. Das Schloß wurde zeitweise zur Kommandantur der Sieger, bevor sie nach Werder verlegt wurde. Das Rittergut wurde im Zuge der Bodenreform enteignet. In den Folgejahren dienten die Räumlichkeiten zum Teil der Verwaltung des Gutes, der Unterbringung von Lehrlingen und ihrer Ausbildung, der Forschung von Wissenschaftlern der Humboldt- Universität Berlin und als Wohnraum für Angestellte des Betriebes. Der herrliche Gartensaal wurde für kulturelle Zwecke des VEG und der Gemeinde Groß Kreutz genutzt.

Das Herrenhaus wurde gerne als Filmkulisse genutzt. Der 1. Film der hier gedreht wurde, war "Frühlingsrauschen" mit Wilhelm Dieterle und Lin Deyers, 1929 (EFA-Atelier Cicerostraße Berlin). Von der DEFA wurden hier Aufnahmen zu Fontenes "Effi Briest", "Die unheilige Sophia" und "Ein Puppenheim in Pinnow" gedreht. Nach der Wende wurde ein Spionagefilm mit Manfred Krug,"Der Blaue" gedreht. 1993 diente die Kulisse für den ZUDF-Fernsehfilm "Der Menschenfresser".

3. Die Hofanlage des Rittergutes. Der mit Feldsteinen gepflasterte Gutshof liegt direkt neben dem Herrenhaus. Eines der eindrucksvollsten Wirtschaftsgebäude ist der erhaltene barocke Speicher. Östlich, parallel zur Bahnhofstraße liegt eine Stallanlage, an der nördlichen Seite befindet sich eine aus Feldsteinen erbaute Scheune (1845), die teilweise als Pferdestall und Schweinestall genutzt wurde. Ursprünglich machte ein Pferdestall den westlichen Abschluss, der 1966/67 umgebaut wurde zu einem Verwaltungs- und Wohnhaus für den Direktor des VEG. Zum Gutshof gehören auch eine Stellmacherei und eine Schmiede, die mit dem Eingangstor den südlichen Abschluss bildet.

4. Der Gutspark - gemeint ist das gärtnerisch und landschaftlich gestaltete Areal am Gut Groß Kreutz. Er ist ein integraler Bestandteil der Gesamtanlage des Rittergutes. Als im 18. Jahrhundert des Gutshaus, im Volksmund „Schloss“ genannt, erbaut wurde1, machten sich die Einflüsse des in England in Mode gekommenen Landschaftsgarten, auch auf dem Festland immer mehr bemerkbar. Auf der Nordseite des Herrenhauses geht es von der Freitreppe in einen großzügig gärtnerisch gestalteten Teil über. Der aus dem Englischen stammende Begriff „Pleasureground“ bezeichnet eine große Rasenfläche mit eingestreuten Blickfängern aus besonderen Pflanzengruppen oder exotischen Sträuchern und Bäumen. Sehr beliebt waren auch Statuen oder andere künstlerisch gestalte Elemente. Zum Groß Kreutzer Ensemble gehörte u.a. eine Sonnenuhr. Ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten ist heute noch erhalten – ein Ginkgo, ein Baum aus dem fernen Osten. Der in China heimische Baum wird als lebendes Fossil bezeichnet. Er ist, neben einem Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera ), einer der wenigen Überbleibsel früherer Gartengestaltung. Seit dem 18. Jh. wird er als Zierbaum gepflanzt. Er kann tausend Jahre alt werden. Zum Jahrtausendwechsel erklärte das deutsche „Kuratorium Baum des Jahres“ den Ginkgo biloba zum Mahnmal für Umweltschutz und Frieden und zum „Baum des Jahrtausends“[7]. In Deutschland hat er eine hohen Bekanntheitsgrad durch ein Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe erhalten. Dieser Teil des Gartens ist im Laufe der Zeit mehrfach umgestaltet geworden, so dass seine ursprüngliche Bepflanzung nicht erhalten geblieben ist. Des öfteren wurde er zusammen mit dem Herrenhaus als Kulisse für kleine Theateraufführungen und für Filmaufnahmen der DEFA genutzt. Die beiden folgenden Aufnahmen stammen wahrscheinlich aus dem ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Ein wichtiges Mittel der Gestaltung von Landschaftsgärten sind Sichtachsen. So auch bei unserem Park. Von der Freitreppe konnte man über den Plaesureground und die sich anschließende Parkkoppel in Verlängerung einer Lindenallee bis zum Weinberg sehen. Diese einstmals begehbare Flucht, wurde 1846 durch den Bau der Eisenbahnstrecke von Potsdam nach Magdeburg und 1899 den Bau der Lehniner Kleinbahn durchschnitten. Die Parkkoppel, Weide für die Pferde des Gutes wurde umrundet von einem Grabensystem. Aber bevor auf die Gestaltung des eigentlichen Parks eingegangen wird, noch ein paar Worte zu den prächtigen alten Linden zu beiden Seiten des Weges in Richtung Weinberg. In den Zeiten als der Park noch öffentlich zugänglich war und sich das Kronendach über dem Spaziergänger hoch wölbte, erhielt dieser natürliche Dom den Namen „Kuckucksallee“. Später, ab Mitte der sechziger Jahre, als auf dem VEG Groß Kreutz verstärkt Jugendliche an der Betriebsberufsschule ausgebildet wurden, bekam es sehr schnell die romantische Bezeichnung „Kussallee“ - nomen est omen[8]. Doch nun zum eigentlichen Park. Eingerahmt von prächtigen Linden an drei Seiten, im Osten, Norden und Westen wird er auf allen Seiten von einem Graben begrenzt. Im Norden trennt der Hauptgraben Feld und Wiese ab. Der Hauptgraben wurde schon im 18. Jahrhundert auf Veranlassung des Königs Friedrich II. erbaut. Er diente der Trockenlegung des umliegenden Landes. Er war auch der Wasserlieferant für die abzweigenden Gräben des Parks. Im Osten bildete er mit Eichen die Grenze zur Bahnhofstraße. Dieser Teil verlandete immer mehr und wurde zu DDR-Zeiten von Einwohnern aus der näheren Nachbarschaft als Abfallhalde missbraucht. Nach der Wende wurde der gesamte Streifen zwischen Parkkoppel und Bahnhofstraße mit Mittel aus dem Fond für Dorferneuerung renaturiert. Aber Wasser füllte den Graben nicht mehr. Dies lag vor Allem daran, dass mittlerweile der Hauptgraben kaum noch Wasser führte, denn man hatte die Verbindung des östlichen von dem westlichen Teil des Hauptgrabens unterbrochen. Unter der Bahnhofstraße befand sich eine sogenannte Wasserscheide, und die wurde einfach zugeschüttet. Grundwasserabsenkungen in der näheren und weiteren Umgebung hatten zur fortschreitenden Austrocknung geführt. Ihnen wurde auch das Absterben der alten Eichen in Verlängerung der oben erwähnten Lindenallee zur Last gelegt. Wie ein gut gefüllter Hauptgraben einmal aussah, zeigt das Bild. Der westliche Teil des Parks ist der eigentliche Hauptteil des Parks. Von der Gartenanlage schlängelt sich ein Weg durch hohe Bäume, entlang des Nordgrabens, der Parkkoppel und den Plaesureground trennt, bis zum „Puppentor“. Das Puppentor war der offizielle Eingang zum Park. Auf den beiden gemauerten Torpfeilern standen ursprünglich Putti[9], im Volksmund "Puppen". Eine weitere Betrachtungen zum Park in "Besondere Areale".

5. Das Herrenhaus und die Gutsanlege nach der Wende


Weblinks

Fußnoten

  1. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:109-1-7656186/fragment/page=235
  2. Denkmaltopographie Potsdam-Mittelmark, Bd.14.1, 2009, S.237 ff. ID-Nr 09091204
  3. Risalit - Gebäudeteil, das in ganzer Höhe aus der Flucht der Fassade eines Bauwerkes hervorspringt. Kein eigenständiger Baukörper. Beliebtes Mittel in der barocken Architektur einen Baukörper zu beleben
  4. Ein ausführlicher Bericht über die Baugeschichte des Institutes erschien im Jahrbuch für Landesgeschichte, Bd.38, 1987, herausgegeben im Auftrag der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg e.V. unter dem Titel "Ein märkisches Herrenhaus im 'deutschen Oxford'" von Eckart Henning
  5. Otto IV., „mit dem Pfeil“, aus dem Haus der Askanier war Markgraf von Brandenburg von 1267 bis 1308/09
  6. Anna Lehmann
  7. https://www.gruenes-zentrum-schopf.de/2020/08/04/baum-des-jahrtausends-ginkgo-biloba/
  8. "nomen est omen", lat. Redewendung – der Name kennzeichnet etwas sehr treffend, modern: der Name ist Programm
  9. Putto, Plur. Putti – oft kleine nackte Kinderskulpturen