Landwirtschaft
Historische Betrachtungen
Eine kurze historische Betrachtung zu einzelnen Epochen in der Landwirtschaft. Wohl kaum ein anderer Wirtschaftszweig ist so abhängig von Natur und Umwelt wie die Landwirtschaft und eng mit ihr verbunden der Gartenbau. Abgesehen davon wie die Erkenntnisse der Menschen zu dem Wachsen der Pflanzen stiegen, waren und sind die natürlichen Voraussetzungen, wie Boden und Klima die entscheidenden Voraussetzungen für das Werden und Gedeihen auf dem Lande. Angefangen von der Drei-Felder-Wirtschaft bis zum GPS gesteuerten Traktor auf dem Felde war ein sehr weiter Weg. Für unsere Gegend war das Anlegen von Entwässerungsgräben ein großer Gewinn. In mehreren Quellenwird immer darauf hingewiesen. Friedrich der II. legte ganz besonderen Wert auf diese Maßnahmen und damit sie auch nachhaltig wirken, erließ er eine Grabenschauordnung. „Graben-Schau-Ordnung von denen sämtlichen Gräben und Fließen, die in der Gegend bey Potsdam, Fahrland, Marquardt, im gleichen im Zauchischen Creyß, an der Havel von Werder bie Brandenburg, und linkerhand Brandenburg bis an die sächsische Grentze zum Abtrocknen der Lücher und Brüche daselbst angefertigt und aufgeräumet worden sind“, gegeben zu Berlin, den 16. Februar 1782. Aus den Aufzeichnungen des J. Christoph Beckmann[2] wissen wir von Groß Kreutz (Großkreutzwitz), dass 1742 "der Ackerbau verbessert worden, auch Weizen läßt sich anbauen. Die Viehzucht ist gut." Es wird auch von einem sehr kalten Winter berichtet, in dem Nuss- und Obstbäume erfroren. (Anmerk. d. Chronisten: Dieses Werk ist auch für die umliegenden Ort interessant) - Von den Widrigkeiten des Wetters berichtet auch Prediger Plato in seiner Ortschronik von Groß Kreutz. Außergewöhnliche Wetterlagen sind in der Vergangenheit immer mal wieder aufgetreten. Heute verweisen die Klimaskeptiker darauf hin und wollen die Klimaveränderungen der letzten Jahre damit verleugnen(s.a. Pkt. 8.4Wetter und Klima).
Zu den historischen Betrachtungen gehören die gesellschaftlichen Verhältnisse, welche zur jeweiligen Zeit herrschten. Es ist überliefert, dass die Separation[3] auf dem Lande weitgehende Folgen für die betroffenen Landbevölkerung hatte. Es war bis Anfang des 19. Jahrhunderts noch üblich, dass gewisse Ländereien (Wald und Wiesen) von der Allgemeinheit genutzt wurden (Allmende). Auf der Karte von 1839 ist noch die „Nachthütung“ eingezeichnet. Die Nachthütung ist eine eingezäunte Weide, auf der die Tiere der Bauern gemeinsam über Nacht gehalten wurden. Dieses Allgemeingut wurde aufgelöst und privatisiert. Ein noch gravierender Schritt war die Ablösung von Reallasten,[4] die aus Grunddienstbarkeiten gegenüber dem Rittergut bestanden. Felder wurden den Bauern nur zur Verfügung gestellt, wenn sie dafür Dienstleistungen dem Rittergut erbrachten. Dazu gehörten z.B. Hilfe bei der Ernte, Pflegemaßnahmen bei den Feldfrüchten u.ä. . Schon 1811 wurde mit dem „Edikt zur Regulierung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse“ Schritte zur Ablösung der gutsherrlichen Rechte veranlasst. Dies war ein zäher Prozess, begleitet und Streitigkeiten, die oft auch gerichtlich geklärt wurden. Erst die Ablösungsordnung von 1821 bewirkte dann einen zügigen Fortgang der Grundentlastung [5]. Plato hat in seiner Chronik diesen Vorgang im Ort zwar friedlich dargestellt, doch er lässt durchblicken, dass er mit einigen Schwierigkeiten verbunden war. Aus anderen Quellen ist überliefert, dass es zwischen dem Rittergutsbesitzer alles anders als harmonisch zu ging. [6]. Unstrittig dagegen ist die Tatsache, dass durch diese Bodenreformen eine Ertragssteigerung erreicht wurde. Kleinteilig parzelliertes Land wurde zu größeren Ackerflächen zusammengelegt. Auch die Privatisierung veranlasste die Bauern zu mehr persönlichem Engagement. - Dass dies nicht die einzige Bodenreform war, wissen wir aus der jüngeren Geschichte. Nach dem Zusammenbruch des deutschen Reiches wurden in deutschen Landen eine Bodenreform durchgeführt. In der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wurden im Herbst 1945 alle Großgrundbesitzer, die über 100 ha hatten enteignet. Dies traf auch das Groß Kreutzer Gut, welches der Familie von der Marwitz gehörte (s.u.). Im Gegensatz zu den vielen anderen Großbäuerlichen Wirtschaften wurde das Goß Kreutzer Gut nicht zerschlagen, sondern blieb als wirtschaftliche Einheit bestehen. - Eine nächste gewaltige Umgestaltungswelle begann 1952 mit der Bildung von landwirtschaftlichen Genossenschaften (LPG). Gegen den Widerstand der meisten Bauern wurden nach sowjetischem Vorbild kleine Betriebe zusammengelegt und gemeinsam bewirtschaftet und verwaltet, und dies unter den Vorgaben der sozialistischen Regierung. Dr. E. Runnwerth hat einen sehr interessanten Artikel zur „Entwicklung der landwirtschaftlichen Struktur in Groß Kreutz“ in den Gemeindeboten Ausgabe 10 und 11 2017 veröffentlicht.[7] Das Umdenken vom Wirtschaften für die eigene Tasche in eine gemeinsame, war ein schmerzhafter Prozess, den einige nicht mittragen wollten und andere viele Jahre brauchten, um sich damit abzufinden. Die erfolgreichen Genossenschaften konnten ihre Mitgliedern für DDR-Verhältnisse gut am Gewinn beteiligen. Nicht zu unterschätzen war auch die gewonnene Freizeit, selbst in den Zeiten der Hochsaison, die früher ein selbstständiger Bauer nicht leisten konnte. - Die nächste große Veränderung in der Landwirtschaft brachte die „Wende“ mit sich. Genossenschaftliches Eigentum wurde wieder reprivatisiert. Einige Landwirte und Obstbauern erhielten ihr ehemaliges Land zurück. Auf anderen Landflächen siedelten sich neue Betriebe an, wie z.B. in der Dorfaue 6B die „Havelfrucht GmbH“ – Gartenbau Thomas Giese. - Im Rahmen der Flurneuordnungen gab es Gebietsaustausche mit anderen Gemeinden? - Aus historischer Sicht wird in dem folgenden Kapitel gesondert behandelt, die Schafhaltung im Ort.
Groß Kreutz und die Schafe
Was haben Groß Kreutz und Schafe für Gemeinsamkeiten? Die Schafe zählen neben Hund, Ziege und Rind zu den ältesten Haustieren der Menschheit. Die Archäologie hat nachgewiesen, dass sie schon vor 10.000 Jahren von Menschen gehalten wurden. Ihre außerordentliche Genügsamkeit ermöglichte die Haltung auch in Gegenden mit karger Vegetation. Sehr alte Überlieferungen stammen aus dem östlichen Mittelmeergebiet und dem sogenannten nahen Osten. Die erweiterten südöstlichen Region des Mittelmeeres - welches geprägt ist mit reichen fruchtbaren, als auch mit viele Gegenden mit armer Vegetation. Hier, wo die drei monotheistischen Weltreligionen ihren Ursprung haben, finden wir die ältesten schriftlichen Zeugnisse von diesen Tieren. Das Bild der Schafe im biblischen Kontext, wurde gerne genommen als Synonym eines Volkes, dass einer Herde gleicht und einen Hirten braucht. Zum Anderen deutet es darauf hin, dass die Viehzucht zu den ältesten Tätigkeiten der Menschheit zählt. Siue lieferten Fleisch, Milch und Leder. Erst in späteren Zuchten wurde Wert auf ein hohen Wollertrag gelegt. Nun aber zu der Frage, was haben die Schafe mit Groß Kreutz zu tun. Dazu muss man etwas über die Haltung der Tiere wissen. Ackerbau und Viehzucht gedeiht besonders, wenn die klimatischen Voraussetzungen und Bodenbedingungen passen. Die meisten Ackerböden der Groß Kreutzer Gemarkung sind nur für weniger anspruchsvolle Feldfrüchte geeignet. Die durchschnittliche Bodenwertzahl1 liegt bei 35, also nicht gerade besonders hoch. Außerdem muss man bedenken, dass in den vergangenen Jahrhunderten die Landwirtschaft noch nicht so ausgereift war, wie heute. Also bot es sich an, in unserer Gemarkung Tiere zu halten, die besonders genügsam sind. Und das sind die Schafe. Sie werden nicht umsonst „Pfennigsammler“ genannt. Diesen Umstand machten sich die Rittergutsbesitzer zu Nutzen, und betrieben die Schafzucht in größerem Umfang. Der Pfarrer Plato erwähnt in seiner Chronik von 1827 den Neubau eines Schafstalles. Er soll 200 Fuß (über 62 m) lang gewesen sein. Er stand an der Stelle, wo sich heute das Reihenhaus „Im Bogen“ befindet. Hinzu kam der große Bedarf des preußischen Staates an Wolle für Uniformen seiner Truppen. - Die alten Groß Kreutzer können sich vielleicht noch an den „langen Kuhstall“ erinnern, mit seinen markanten Bogenfenstern. Er gehörte zum Stallkomplex an der Bochower Straße und diente der Rinderhaltung. Dies war ursprünglich der erwähnte Schafstall. Welchen hohen Stellenwert die Schafzucht in damaliger Zeit besaß, kann man auch daran ersehen, dass für den Schäfer ein eigenes Wohnhaus2 gleich nebenan gebaut wurde. Obwohl der Beruf des Schäfers im Allgemeinen keine sehr hohe Wertschätzung erhielt, sah dies im Ort wohl anders aus. Seine Kenntnissen zum Umgang mit den Tieren, sein Wissen über natürliche Zusammenhänge und die Anwendung von Heilmitteln aus der Natur, brachten ihm bei der einfachen Bevölkerung großen Respekt ein. Im überlieferten Groß Kreutzer Sagenschatz wurden ihm sogar übernatürliche Geistesgaben zugesprochen (s. Sagen und Legenden, Schäfer Rietz). - Ein Überbleibsel aus dieser Zeit ist heute noch in den Straßennamen „Triftstraße“ und „Triftweg“ erhalten. Triften sind die Wege auf denen die Herden entlang getrieben wurden. Eine Trift, die als solche heute kaum noch zu erkennen, führte einst parallel zu der Fernverkehrsstraße (B1) vom Kleinbahndamm Richtung Westen bis zur Sandschelle. - Die Haltung von Merinoschafen wurde vom VEG Groß Kreutz bis in die 70ziger Jahre betrieben. Untergebracht waren sie in der Scheune auf dem ehemaligen Bauernhof von Kühn in der Dorfstraße (heute Dorfaue 2). Der letzte Schäfer hier war Bruno Müller. Mit dem neuen Schwerpunkt Rinderzucht, wurde die Herde abgegeben. Die Schafhaltung zur Wollproduktion war in der DDR ein wichtiger Zweig in der Landwirtschaft. Es gab sogar eine spezielle Schäferschule zur Ausbildung dieses Berufes in Wettin an der Saale. Auf der mittelalterlichen Burg erhielten Lehrlinge der Landwirtschaft die theoretische Ausbildung in den Fachrichtungen Schafzucht, Rinderhaltung und Schweinezucht. Ab Mitte der 1960ziger fand die Ausbildung für Tierzuchtberufe in Groß Kreutz statt (siehe 8.3.5Bildungswesen, Berufsschulen). Heute wird die Schafhaltung zum überwiegenden Teil als Nebenerwerb oder Hobby betrieben. Einige wenige Schafherden werden zur Landschaftspflege u.a. für Deiche und Heidelandschaften gehalten. In einem Artikel im „Stern“3 wird von einer Schafzählung aus dem Jahre 2023 berichtet, die 72900 im Land Brandenburg ergab. Das Schäferhandwerk ist wohl ein aussterbender Beruf geworden, obwohl in jüngster Zeit die Wolle für neue Zwecke in Anwendung kommt (z.B. für Isolierungen im Bau). Neben dem wieder in Deutschland heimischen gewordenen Wolf , ist die oft tödlich verlaufende Blauzungenkrankheit4 z.Zt. die größte Gefahr. Seit einigen Jahren gibt es wieder Schafe im Ort. In der LVAT (s. 7.2.1.5 Landwirtschaft, LVAT) werden einige Tiere zur Prüfung verschiedener Schafrassenkreuzungen, Untersuchungen zur Landschaftspflege mit Schafen und zur Bewertung von Möglichkeiten zur Rationalisierung der Herdenbewirtschaftung.5
Das Rittergut Groß Kreutz
(Wolfram Hübner j., Beitrag zur "700 Jahre Groß Kreutz")
Die Geschichte des Rittergutes Groß Kreutz reicht weit in die Vergangenheit zurück. Schon aus dem Jahre 1351 stammt die erste Nachricht von Groß Kreutz im Zusammenhang mit dem märkischen Adelsgeschlecht derer von Rochow. Hans der IV. von Rochow (1329 – 1375), der vierte Sohn des Ritters Heinrich II. von Rochow (1301 – 1322), wird vom Markgraf Ludwig mit Goltzow und auch mit anderen Dörfern beliehen. Dazu gehörten Bernitz (Pernitz), Kranow (Krahne), Rickan (Reckahn), Gettin (Göttin), Röcks (Rotscherlinde), Grepts (Grebs), Crutzwitz (Groß Kreutz), Plessow, Glinde und Golistorff (Glindow und Gölsdorf). Es war üblich, dass verdiente Ritter von ihrem Landesherren als Dank für geleistete Dienste ganze Dörfer als Lehen erhielten. Sie sorgten mit dafür, dass in der Mark - im Grenzland – „Ruhe und Ordnung“ herrschte. Das Geschlecht derer von Rochow hatte über zwei Jahrhunderte weite Teile der Zauche in ihrem Besitz. Als 1375 Hans IV. keinen männlichen Erben hinterließ, erhielten zwei Vettern, beide mit dem Namen Wichard, die ausgedehnten Ländereien. Es müssen wohl schlimme Streithähne gewesen sein; auf Grund ihres Zwistes mit dem Kloster Lehnin waren sie vom Papst mit dem Bann belegt. Erst auf Vermittlung Karls IV. wurde in einem Vertrag aus dem Jahre 1379 unter Mitwirkung des Markgrafen Sigismund der Streit beigelegt. Es wollte jede der Parteien ihr gehöriges Stück vom Kuchen, sprich vom eroberten Land, abbekommen, denn in dieser Hinsicht waren damals die weltlichen und die kirchlichen Fürsten arge Konkurrenten. Zur Zeit des Kurfürsten Friedrich II., der mit den „eisernen Zähnen“, wird wieder ein Wichard von Rochow als Besitzer von Groß Kreutz erwähnt.
In einer Urkunde Markgraf Ludwigs vom 21. Dezember 1451 an die Herren Johann, Henning und Wichard von Rochow heißt es u.a. „...Auch Verliehen Wir In die Dörffer, die sie vor hetten, die zu der Goltzow nicht gehören, als Bernitz, Kranaw, Rickan, Gettin, Röcks, Greps, Creutzwitz, Plessow, Glinde, Golistorff, mit allen Nutzen, Rechten, Ihren Früchten undt Herrschafft und mit allen Zugehörungen, die dazugehören, und alss was Unser Vodern, die Marggraffen zu Brandenburgk, den Gott gnaden, gehapt haben, vorder von uns zu einem rechten Erblehn zu haben, zu geniessen und ohne allerley hindernüsse zu besitzen...“ Ende des 16. Jahrhunderts erwirbt Hermann von Streithorst einen Teil des Rittergutes. Er hielt nur kurze Zeit diesen Besitz, denn aus den Unterlagen des einstigen gutsherrlichen Archivs notierte ein Pfarrer das Folgende: Abschrift einer auf Pergament geschriebenen Urkunde von 1598, welche sich im Archiv der Gutsherrschaft zu Groß Kreutz befindet, aus der Zeit Joachim Friedrich betreffend Friedrich von Hacken auf Berge und Uetz welcher das Vorkaufsrecht auf Hermann v. Streithorst’s Gut Groß Kreutz (sic!)[8] zugesichert wird. „Wir von Gottes Gnaden Joachim Friedrich Markgraf zu Brandenburg des heiligen Römischen Reichs ErzKämmerer und Churfürst in Preußen, zu Stettin, Pommern, der ... bekennen und thun kund öffentlich vor uns, unseren Erben und Nachkommen, Markgrafen zu Brandenburg, auch sonsten gegen Jedermöglichen, daß uns unser lieber getreuer Friedrich Hacke zum Berge und Ützt Wieland des hochgeborenen Fürsten Herrn Johann Georgius Markgrafen zu Brandenburg und Churfürsten g.g. unseres in Gott ruhenden freundlichen lieben Herrn Hermann von Streitenshorste Lehngute Großen Kreutze, gnädigst verschrieben unterthänigst vorgelegt und mit gehorsamer Bitte, denselben zu contermiren und auch nunmehr vor uns einen solchen Kauf gnädigst zu consentiren lautende von Worten zu Worten gefolget wir Johann Georgius von Gottes Gnaden, Markgraf zu Brandenburg etc. etc. bekennen hiermit und thun Kund für Uns, unsere Erben und Nachkommen Markgrafen und Churfürsten zu Brandenburg, auch sonst gegen Jedermann möglichen nach dem uns vorgebracht, welcher Gestalt er darauf stünde, daß künftiger Zeit unser Lehnmann und lieber, getreuer Hermann von Streithorst das Gut Großen Kreutz wiederum losschlagen und verhandeln würde, (...) es zu solcher Gelegenheit kommen sollte aus sondern bewegenden Verhalten, insonderheit aber wegen geleisteter fleißiger Dienste unseren Cammerjunkern und lieben getreuen Friedrich von Hacken und die Gnade zeigen und den Vorkauf an solchem Gute Großen Kreutz gnädiglich vergönnen zugelassen, bewilligen und verschrieben haben (...). Schon 1604 erwarb der „Cammerherr zu Berlin, der Haubtmann des Amtes zu Potsdam und Saarmund, DomHerr des hohen Stiftes zu Magdeburg, Erbschenk der Kurmark, ErbHerr auf Berge, Wolff Dietrich von Hacken (um 1573–1650) einen Teil des Rittergutes. Sein Sohn, Botho Gottfried von Hacken (1599–1688) war Teilnehmer im Dreißigjährigen Krieg. Die Fama berichtet, dass er so viel, Geld „dabei verdient“ habe, um das verschuldete Anwesen freikaufen zu können. Er zog von der Burg Zolchow – auch ein früherer Besitz derer von Rochows – auf das Gut in Großen Creutz und wird somit der Begründer der Groß Kreutzer Linie derer von Hacken. Seinem Nachfahren Carl Botho Gottfried von Hacken (1733–1801) wird der Bau des Herrenhauses zugeschrieben (1765–1767). Zeugnisse hierfür sind die Kartusche über dem Haupteingang mit seinen Initialen und eine Keramiktafel im Westflügel des Hauses. Mit C.B.G. von Hacken starb 1801 der letzte männliche Erbfolger der Familie. Seine Tochter, Charlotte Wilhelmine Auguste Caroline ist die Erbin. Durch ihre Heirat mit dem altmärkischen Erbherrn auf Demker und Welle, Johann Carl August Adam von Arnstedt (1759-1806), kommt das Anwesen in die Familie derer von Arnstedt. Aus dieser Ehe geht der Sohn Albert (1794–1875) hervor, der später unter dem Namen „der tolle Arnstedt“ berühmt-berüchtigt in die Geschichte eingeht. Viele Anekdoten ranken sich um den märkischen Junker. Angefangen beim Rußlandfeldzug mit einer Verwundung, und der Schnelligkeit und Kraft seines Pferdes Ajax dankend gelingt die Flucht, und eine glücklichen Heimkehr. Einige der Erzählungen von ihm, haben handfeste Hintergründe. So sind z.B. seine Auseinandersetzungen mit der Eisenbahngesellschaft um höchstmögliche Abfindungen und sein Streit mit dem Schmiedemeister Peters Gerichtsakten-kundig. In anderen Quellen wird von seiner Willkür und seinem Jähzorn berichtet, mit denen er sein Umfeld traktierte. Im Dezember 1824 vermählt sich der Königl. Preuß. Rittmeister Albert v. Arnstedt mit Franziska (1804-1884), der ältesten Tochter des General-Majors Friedrich August Ludwig von der Marwitz (1777-1837) aus Friedersdorf. Letzterer war ein vehementer Gegner der Stein-Hardenbergschen Reformen. Albert von Arnstedt ist über die Grenzen des Kreises Zauch-Belzig hinaus vor allem durch sein konsequentes Auftreten für die Rechte und Privilegien des preußischen Landadels und seiner bedingungslosen Treue zum Thron bekannt geworden. Als es im Jahre 1848 überall in Europa brodelte und junge Demokraten an den Grundfesten der Monarchie rüttelten, gründete er den „Patriotischen Verein des Zauchischen Kreises“ - zur Aufrechterhaltung der althergebrachten Ordnung. Mehr als 1000 Mitglieder aus hundert Dörfern hat er zusammen getrommelt und ist mit ihnen nach Potsdam gezogen, um seinen König, Friedrich Wilhelm IV., gegen die „rote Republik“ zu schützen. Seine Hilfe war zwar nicht mehr von Nöten und er wurde mit seinen Bauerntruppen wieder nach Hause geschickt, doch hatte sein Auftreten nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Fürst Bismarck sah in ihm einen nützlichen Mitstreiter hinsichtlich seiner politischen Ambitionen. Anfang 1849 sollten Wahlen zum neuen preußischen Parlament stattfinden und er kandidierte als „Konservativer“ gegen den allseits sehr geschätzten liberalen Oberbürgermeister Franz Ziegler aus Brandenburg. Nur durch die massive Unterstützung durch Albert von Arnstedt, die bis zur Beeinflussung von Wahlmännern gegangen sein soll, gelang dem späteren Reichskanzler ein knapper Sieg. Die Ehe der von Arnstedts blieb kinderlos und es kursierte das Gerücht, dass er den Sohn des Ortspfarrers Schneider adoptieren wollte. Dieser soll ihm aber zur Antwort gegeben haben: „Den moken sik man selber!“ So kam es, dass wieder einmal das Rittergut an die Verwandtschaft fiel. Nach dem Tode von Franziska (1884) erbte ihr Neffe Albert von der Marwitz (1851–1900) die Ländereien. Die Bewirtschaftung erfolgte über viele Jahre durch die Pächter Karl Koch (ab 1881/82) und seinen Schwiegersohn Emil Marschalleck aus Götz bzw. Trechwitz, bis der zweite Sohn, Bodo von der Marwitz (1893-1982), die Geschäfte übernahm. Dieser, ein vielseitig interessierter und engagierter Landwirt, setzte die neuesten Erkenntnisse seiner Zeit ein, um von den doch teilweise recht mittelmäßigen Böden optimale Erträge abzuringen. Sein ganz besonderes Interesse galt dem Wald. Unter der Leitung seines Förster Märten wurden in der hiesigen Region erstmals Douglasien angepflanzt. Er schreibt in seinen späteren Erinnerungen: „Der Groß Kreutzer Wald bestand aus mehreren größeren und kleineren Komplexen, die in der Feldmark eingestreut waren. Nur eine größere zusammenhängende Forstfläche (die „Heide“) zog sich entlang der Straße nach Brandenburg und in den „Lindellen“ an der Straße nach Lehnin. Hier handelte es sich um reine Kiefernbestände, während der „Weinberg“ und die „Eiskuten“ (auch „Schweiz“ genannt) auch Laubholz (meist Eichen) aufzuweisen hatten.“... „Mein forstlicher Eifer war angetrieben von der Freude am Groß Kreutzer Wald. Es war eine häufige Erscheinung, daß die Besitzer der Güter ihrem Walde besondere Liebe zuwandten. Das war auch der Grund dafür, daß der Privatwald Höchstleistungen in der Waldwirtschaft erzielte.“... „Ich habe nicht nur in die Umwandlung schlechter ausländischer Kiefernkulturen in hoffnungsvolle Dickungen viel Arbeit und entsprechende Mittel investiert, sondern auch durch Unterbau von Buchen und Douglasien dazu beizutragen versucht, das Waldbild zu verbessern, habe damit auch eine gewisse Forstästhetik betrieben. Ich habe die ersten Erfolg noch erleben dürfen... Besonders reizvoll waren durch den schon gut heranwachsenden Laubholz-Unterbau Partien am „Weinberg“, der „Schweiz“ und in dem „Jagen 8“ geworden, wo in letzterem in einstiger Ackeraufforstung mit Kiefern die Stangenhölzer Lücken aufwiesen, die durch Buchen und Douglasien aufgefüllt worden waren. Erstaunlich war, wie sich in allen unterbauten Beständen sehr bald eine reiche Bodenflora und eine bis dahin nicht gekannte Vogelwelt einfand.“''
Er war wohl überhaupt ein sehr aufgeschlossener und liberaler Gutsherr. Seine soziale Haltung, gepaart mit kaufmännischem Geschick spiegelt sich am deutlichsten in der „Marwitz-Kolonie“ wieder. Hier hat er für einige seiner kinderreichen Landarbeiterfamilien Häuser erbauen lassen, ausgerüstet mit Wasserleitungen und einer Zentralheizung – für die damalige Zeit absolut keine Selbstverständlichkeit. Die „Lehniner Siedlung“, wie sie heute genannt wird, besteht aus sieben Einfamilienhäusern mit Nebengelassen, die nicht numeriert waren, dafür aber jedes den Namen eines seiner Kinder trugen.
Im Oktober 1942 bekam das Herrenhaus norwegische Gäste. Ein Vetter von B. v. d. Marwitz war durch die Gestapo verhaftet worden und saß in Deutschland im Gefängnis. Die Familie Hjort wurde gezwungen ebenfalls nach Deutschland auszureisen. Bodo von der Marwitz stellte ihnen das leerstehende Haus zur Verfügung. Bald wurde das Schloß, durch den selbstlosen Einsatz der Tochter Wanda[9], zu einem Organisationszentrum für die Betreuung norwegische und dänischer Gefangener. Am 24. April 1945 wehten beim Einmarsch der sowjetischen Truppen hier die norwegische Fahne, an anderer Stelle die Flagge der Schweiz[10]. Dieser Umstand und ein Schutzbrief der Alliierten hat wahrscheinlich mit dazu beigetragen, dass das Herrenhaus vor den schlimmsten Zerstörungen und Plünderungen bewahrt wurde. Im Spätsommer mußte die Familie von der Marwitz das Gut verlassen und am 6. September des gleichen Jahres wurde der letzte Erbherr zu Groß Kreutz durch die Bodenreform enteignet.
Das Gut Groß Kreutz 1945 bis 1995
(Text von Andreas Kirsch, Beitrag zur "700 Jahre Groß Kreutz"; die Passagen zu H. Görsch von Dr. Reinhart Görsch)
Der letzte Besitzer des Rittergutes Groß Kreutz, Bodo von der Marwitz, wurde im Rahmen der Bodenreform am 06. September 1945 enteignet und musste bald darauf Groß Kreutz mit seiner Familie verlassen. Der Oberinspektor des Gutes, Artur Kiok wurde im April 1945 von Polen erschossen. Als neuer Vewalter des Betriebes wurde der stattlich geprüfte Landwirt Hans Görsch berufen. Nach der Freigabe des Betriebes durch die sowjetische Kfz-Kompanie bezog er mit seiner Familie eine Wohnung im Verwaltungsgebäude. Mit einer Sekretärin zunächst vier Arbeitern begann er den Wiederaufbau des Betriebes. Nach 8 Jahren konnten zum ersten Mal schwarze Zahlen geschrieben werden. Er hat über zwanzig Jahre den Betrieb nicht nur geleitet und zu einem Ort der Verbindung von Wissenschaft, Lehre und Praxis gemacht, sonder auch über so manche Klippen des Neuanfangs gesteuuert. Seine fachliche Souverenität und das gute Verhältnis zum Bürgermeister und dem 1. Parteisekretär, waren für den Ort ein großer Gewinn. Der Nichtgenosse, das war in der damaligen Zeit untypisch, sorgte für eine enge Verbindung von Gemeinde und Gut mit Öffnen der betrieblichen Werkstätten für die Einwohner und ihre Einbeziehung in dörfliche Veranstaltungen. Der Betrieb hatte zu Beginn eine Fläche von 791 ha, darunter 532 ha Landwirtschaftsfläche und 225 ha Wald. Zusammenhängend gelegen befand sich der Gutsbesitz im nördlichen, westlichen und südwestlichen Teil der Gemarkung. Dazu gehörten als Betriebsstätten der Gutshof mit Schloss und Park in der Dorfstraße sowie die Schäferei mit den beiden großen Feldscheunen an der Bochower Straße. Geplant war bei der Enteignung zunächst die vollständige Aufteilung des Betriebes. Jedoch konnte durch Initiative der sogenannten Bauernkommission in Groß Kreutz die gesamte Aufsiedlung der Landwirtschaftsfläche verhindert und der Betrieb als Provinzialgut mit einer Größe von 520 ha fortgeführt werden. Die Waldflächen wurden komplett aufgeteilt und Groß Kreutzer Einwohnern in Besitz übergeben. Auf Veranlassung der sowjetischen Besatzungstruppen erfolgte im September 1946 die Übergabe des Gutes Groß Kreutz an die Humboldt-Universität zu Berlin. Sie nutzte den hiesigen Betrieb als Lehr- und Versuchsgut für ihre veterinärmedizinische Fakultät. Viele angehende Tierärzte aus dieser Zeit haben im Rahmen ihres Studiums in Groß Kreutz die Bewirtschaftungsweise eines landwirtschaftlichen Großbetriebes kennengelernt. Gekennzeichnet war der schwere Neuanfang nach dem Kriege durch den Wiederaufbau einer leistungsfähigen Viehzucht. Auf Grund der Wirren des Kriegsendes 1945 war kein nennenswerter Tierbestand mehr vorhanden. Durch Zukauf und eigene Zuchtmaßnahmen konnte in den fünfziger Jahren ein TBC- und Abortus Bang freier Rinderbestand aufgebaut werden. Es wurde eine Edelschweinzucht betrieben, eine Merinofleischschaf Stammherde gehalten sowie Pferde der Rasse Brandenburger Warmblut gezüchtet. Der Betrieb hatte 1959 eine Fläche von 563 ha, davon 518 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Der Tierbestand betrug im Durchschnitt dieses Jahres 33 Pferde, 320 Rinder (davon 115 Milchkühe), 612 Schweine (davon 48 Zuchtsauen) sowie 453 Schafe (davon 165 Mutterschafe). Für viele Ortsansässige und Flüchtlinge stellte das Gut als größter Betrieb in der Gemeinde einen Arbeitsplatz sowie Unterkunft und Verpflegung für die Familien bereit. Die Belegschaftsstärke belief sich 1959 auf 131 Arbeitskräfte insgesamt, davon waren 91 Personen in der Produktion tätig. Ab 1963 begann eine Entwicklung zu einem spezialisierten Tierzuchtbetrieb, der, mit dem Volkseigenen Gut in Schmergow vereinigt, der Vereinigung Volkseigener Betriebe Paretz angehörte. Als solcher hatte das Gut bedeutende Aufgaben im zentral geleiteten Tierzuchtsystem der DDR zu übernehmen. In den sechziger Jahren konzentrierte sich die züchterische Arbeit auf die Stammzuchthaltung von Rindern, Schweinen und Schafen. 1966 konnte eine neue Schweinezuchtanlage an der Lehniner Straße die Produktion aufnehmen, 1969 folgte die Inbetriebnahme einer modernen Milchviehanlage ebenfalls an der Lehniner Straße. Es wurden 909 ha landwirtschaftliche Fläche bearbeitet. Im Rahmen der staatlich verordneten Spezialisierung der Landwirtschaftsbetriebe musste 1973 der Feldbau eingestellt und spezialisierten Genossenschaften der Pflanzenproduktion bzw. Obstproduktion übergeben werden. Die Futterversorgung der Viehbestände übernahm bis 1990 die LPG Pflanzen-produktion Groß Kreutz, die alle hiesigen Grünlandstandorte bewirtschaftete. Auf dem gutseigenen Ackerland befanden sich überwiegend Obstplantagen. Anfang der siebziger Jahre kam es zu einer Umprofilierung des VEG (Z) Tierzucht Groß Kreutz. Hauptaufgabe wurde nunmehr die Vatertierhaltung. 1972 nahm die neu errichtete zentrale Bullenaufzuchtstation an der Chaussee nach Lehnin den Betrieb auf. Die Schweinezuchtanlage an der Lehniner Straße begann 1976 mit der Haltung von Verwahrebern. Mit dem Betreiben dieser Produktionsstätten erlangte Groß Kreutz eine hervorragende Stellung im Zuchtprozess der damaligen Bezirke Frankfurt/O., Potsdam und Cottbus. Der durchschnittliche Tierbestand des Gutes betrug in den achtziger Jahren 1.300 Rinder, 1.200 Schweine sowie 35 Pferde. Die Schafzucht wurde 1975 eingestellt. Neben der Bullenaufzucht und Eberverwahrhaltung war die Milchviehhaltung ein wichtiger Produktionszweig. Mit einem Bestand von 300 Milchkühen konnte der Trinkmilchbedarf einer Kleinstadt wie Werder abgedeckt werden. In dieser Zeit hatte das VEG (Z) Tierzucht Groß Kreutz eine Belegschaft von ca. 180 Personen. 70 Mitarbeiter waren in der betriebseigenen Berufsschule tätig, die das Schloss als Lehrlingsinternat nutzte. Ende der siebziger Jahre waren westlich vom Gutshaus eine neue Schule sowie ein Internatsgebäude errichtet worden. Tausende von Facharbeitern der Tierproduktion erhielten in Groß Kreutz eine fundierte theoretische und praktische Ausbildung. Bis 1990 war das VEG Groß Kreutz der größte Arbeitgeber im Ort und hatte über diese Funktion hinaus auch eine maßgebliche Bedeutung für die soziale und kulturelle Entwicklung der Gemeinde. Hervorragenden Anteil an der Betriebsentwicklung hatten die Direktoren Hans Görsch von 1945 bis 1967 sowie Karl-Ludwig Pfeiffer von 1967 bis 1990. Nach der politischen Wende 1990 in der DDR versuchte die Belegschaft des Gutes Groß Kreutz eine Weiterentwicklung als Landesgut in Brandenburg und löste sich vom Volkseigenen Kombinat Tierzucht in Paretz. Mit der Einführung der DM funktionierten die staatlich organisierten Absatzstrukturen insbesondere bei Zuchtvieh- und Spermahandel schlagartig nicht mehr. Neue Wege zur Weiterführung des Gutes mussten gesucht werden. Im September 1990 erfolgte auf staatliche Veranlassung hin die Ausgliederung der Betriebsberufsschule und Übergabe an den Landkreis. Ab 1990 wurden die volkseigenen Flächen in der Gemarkung Groß Kreutz, welche trotz fremder Bewirtschaftung in der Rechtsträgerschaft des VEG verblieben waren, stufenweise in die Eigenbewirtschaftung zurück geführt. Nachdem die letzten Nutzer auf den Feldern die Obstbestände gerodet hatten, wurde wieder mit der ackerbaulichen Produktion begonnen. Insgesamt betrug der Flächenbesitz 520 ha. An Technik standen lediglich ausgesonderte Maschinen der LPG Pflanzenproduktion Groß Kreutz zur Verfügung. Neuinvestitionen waren nicht möglich. Die Gutsbewirtschaftung in den Jahren 1990, 1991 und 1992 war gekennzeichnet durch einen drastischen Abbau von Personalstellen sowie tiefe Einschnitte in den Viehbestand. Die Gutsleitung erfolgte in Abstimmung mit der Treuhandanstalt Berlin mit dem Ziel, das Gut Groß Kreutz in einen landeseigenen Betrieb zu überführen und Teile zur Privatisierung auszusondern. 1993 konnten wesentliche Teile des Gutes Groß Kreutz an das Land Brandenburg übergeben werden. Der neue Bewirtschafter, die Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung des Landes Brandenburg, übernahm 449 ha Betriebsfläche und die Betriebsstätten am Plattenweg und in der Lehniner Straße, den größten Teil der Belegschaft (19 Personen) sowie das gesamte lebende und tote Inventar. Im gleichen Jahr wurden 27 ha ehemals enteignete Fläche an ihren Alteigentümer, den Landwirt Conrad Kabler aus Groß Kreutz, zurück gegeben. Der Gutshof mit Schloss in der Dorfstraße, der Gutspark und anliegende Grünlandflächen erwarb mit einer Gesamtfläche von 69 ha im Jahr 1994 die GbR von Müller. Mit diesem Rückkauf ging ein Anteil des ehemaligen Rittergutes in den Besitz der Nachfahren des letzten Eigentümers Bodo von der Marwitz. Zur Entwicklung eines neuen Ortszentrums verkaufte das Gut 1995 an die Kommune, die am Kreuzdamm liegenden Flächen östlich und westlich der Bochower Straße, die anliegende Rinderanlage sowie den Scheunenplatz, insgesamt 3,2 ha. Außerdem erwarb die Gemeinde 7,4ha Gutsland am westlichen Ortsausgang zur Errichtung des Gewerbegebietes "Am Eichenhain". Mit den Landverkäufen an die Gemeinde Groß Kreutz war die Privatisierung des Gutes im Wesentlichen abgeschlossen. Kleine Grundstücken, wie z.B. die Häuser der Lehniner Siedlung (ehemals Marwitz-Kolonie), wurden in den nachfolgenden Jahren bis zur Restauflösung 1997 noch vermarktet.
Das Schloss-Gut Groß Kreutz
1994 kauften zwei Enkel des letzten Gutsbesitzers einen Teil des einstigen Anwesens zurück. Dazu gehören Neben dem Herrenhaus, Park und Gutshof auch einige Flächen südlich der Bahn. Die Familie von Müller ist seitdem bemüht das Herrenhaus zu restaurieren. Der Verwaltungstrakt, in dem früher Familie Pfeiffer und die Verwaltung des VEG's gesessen hat, wird von den Eigentümern als Quartier benutzt, wenn sie in Groß Kreutz weilen. Im Anbau am Herrenhaus wohnen z. Z. Familien. Die Stallungen wurden zeitweilig an einen Traberstall vermietet. Dieser hat zu Trainingszwecken auf einer Wiese direkt an der Bahnstrecke ein Geläuf eingerichtet.
LVAT, die Landesanstalt für Landwirtschaft und das Lehr- und Versuchsgut Groß Kreutz
(Dr. Margret Roffeis, Beitrag zur "700 Jahre Groß Kreutz")
Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) des Landes Brandenburg wurde am 01. Januar 1998 gegründet und konnte an die erfolgreiche Arbeit agrarwissenschaftlicher Einrichtungen im Berliner Umland anknüpfen. Dabei wurden die Fachabteilungen an den einzelnen Standorten, so auch die Abteilung für Tierzucht und Tierhaltung am Standort Groß Kreutz, zusammengeführt. Die Aufgabe der Landesanstalt besteht in der Entwicklung und Unterstützung einer wettbewerbsfähigen Landwirtschaft im Land Brandenburg. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, wird eine praxisbezogene Forschung und eine qualifizierte und wirksame Umsetzung der Ergebnisse angestrebt. In der Abteilung Tierzucht und Tierhaltung sind 12 Mitarbeiter beschäftigt, die für die Forschung und die Qualifizierung von Fachkräften auf diesem Gebiet verantwortlich sind. Zahlreiche Lehrgänge und Seminare sowie Informations- und Bildungsveranstaltungen werden von den Mitarbeitern der Abteilung durchgeführt. Diese dienen dem Ziel, gesicherte Erkenntnisse und neuste Erfahrungen in die Praxis umzusetzen. Des Weiteren werden Landeswettbewerbe und Konsultationsstützpunkte zu Schwerpunkten der Tierzucht und Haltung organisiert und unterstützt. Als landeshoheitliche Aufgabe ist die Landesanstalt für die Leistungsprüfung verantwortlich, die für Rind und Schaf am Standort Groß Kreutz durchgeführt wird. Das Lehr- und Versuchsgut Groß Kreutz bietet mit seinen 480 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche und einem Tierbestand von rund 700 Rindern und 530 Schafen eine gute Basis für diese Arbeit. Im Lehr- und Versuchsgut sind 13 Mitarbeiter beschäftigt, 6 Mitarbeiter betreuen die Prüfstation für Schafe und Rinder und zusätzlich werden noch 3 bis 5 Lehrlinge ausgebildet. Diese Mitarbeiter unterstützen die Arbeit der Landesanstalt durch die Umsetzung moderner Produktionsverfahren, zum Beispiel die Einführung eines Melkroboters und die Überprüfung neuer Haltungsvarianten. Weitere Unterstützung wird durch die Realisierung von Praxisversuchen zu Forschungszwecken gegeben. Inhaltlich bilden die beiden Einrichtungen Landesanstalt für Landwirtschaft und Lehr- und Versuchsgut in Groß Landwirtschaft und Gartenbau Kreutz eine sinnvolle Einheit zur Förderung der landwirtschaftlichen Entwicklung. Beweis dafür sind beacht-liche Erfolge bei der Zuchttierproduktion. So konnten wiederholt Groß Kreutzer Rinder und Schafe als Sieger bei Landesschauen ausgezeichnet werden. Auch die modernisierten und erweiterten Stallanlagen an der Lehniner Str. 3a demonstrieren das erfolgreiche Zusammenwirken in eindrucksvoller Weise.
Bäuerliche Wirtschaften
Aus den handschriftlichen Aufzeichnungen, entnommen der Plato-Chronik. "Im Jahre 1650 waren von 3 Hüfner und 3 Kossathen Höfe wüste, unter den letzteren Peter Thiele's, wahrscheinlich vom 30 jährigen Kriege her, Hans v. Rochow auf Plessow verkaufte sie seinem Eidam Botho Gottfried v. Hacken, so wie das Patronatsrecht, so weit er es auch noch zu Gr. X hatte.
Bauern, Kossäten, Obstbauern und Gärtner sind untrennbar mit dem Werden und Wachsen des Ortes Groß Kreutz verbunden. Mit der Ablösung der Reallasten[11] zu Beginn des 19. Jahrh., d.h. der Befreiung von Diensten und Abgaben gegenüber dem Rittergut - was nicht hieß, dass keine Steuern zu zahlen waren – konnte sich der Bauernstand freier entfalten, er konnte vor allem seinen Hof von nun an vererben. Das Interesse an einer Steigerung der Erträge wuchs in dem Maße, wie es sich in klingender Münze im eigenen Geldbeutel bemerkbar machte. Wie schon an anderer Stelle berichtet, wurden neue Methoden der Düngung eingeführt, durch Melorationsmaßnahmen konnte das Land besser genutzt werden. Landarbeit blieb aber immer eine schwere körperliche Tätigkeit und der Erfolg war und ist wetterabhängig. Immer wieder tauchen in alten Chroniken Mitteilungen über Missernten, große Dürren oder Unwetter auf. Bauer Stoof aus der Dorfstraße, berichtet in seiner Familienchronik davon, dass am 28. April 1934 Groß Kreutz, Bochow und ein Teil Krielows von einem Hagel unvorstellbaren Ausmaßes überrascht wurde. „Die Feuerwehr musste Ziegen und Schweine vor dem Ertrinken retten. Die Weinfässer schwammen auf den Höfen und der Hagel lag bis zu einem halben Meter hoch. Nach zwei Tagen lag der Hagel immer noch im Roggen. Die Ernte war zu 96 Prozent vernichtet worden. Er musste daraufhin 40 Morgen Roggen umpflügen und säte noch Hafer und Sommerroggen ein, der aber durch die darauffolgende Trockenheit nur geringen Ertrag brachte. Im nächsten Jahr mussten Kiennadeln als Streu für die Pferde und Kühe geharkt werden, das Stroh langte nur zum Häckseln.“[12] Die treuesten Helfer in der Landwirtschaft waren immer die Tiere. „Bis zum Jahre 1823 hatte jeder Bauer und Kossath außer 6 – 7 Pferden noch 3 – 4 Ochsen zum Pflügen. Nach Vollendung der Separation wurden diese abgeschafft. Der Bauer hält nur 5 Pferde, 2 Stall- und 3 Grasepferde; und der Kossath zwei Stallpferde“[13] Ob Pferd, Ochse oder Hund, sie blieben unersetzlich; selbst heute noch im Zeitalter der „High Tech“. Groß Kreutz war und ist ein beliebter Standort für Reiter. Auch wenn es zu Kontroversen zwischen Waldbesitzern und Freizeitsportlern kam, es wurden Wege im wahrsten Sinne des Wortes, gefunden, die beiden Seiten gerecht wurden.
Bei historischen Forschungen machte man 1939 eine interessante Entdeckung im Gemeindearchiv. Es wurde eine Liste mit Haus- und Hofmarken von 21 Landbesitzern gefunden, die zum markieren der Grenzpfähle der neu verteilten Wiesen dienen sollten. Einige dieser Kennzeichen hatten große Ähnlichkeit mit alten germanischen Runen. Pfarrer Petzel stellte folgende Vermutung an: Die frühen deutschen Siedler aus Niedersachsen hätten diese Zeichen aus ihrer Heimat mitgebracht und sie aus Tradition über die Jahrhunderte beibehalten.- Bewiesen wurde diese Theorie bisher nicht, ebensowenig weiß man, wie lange sie von den Bauern und Kossäten benutzt wurden. Ein Artikel von Widdel aus Rädel erschien am 14. Juli 1939 in "Zauche und Fläming - Heimat", einer Beilage der nationalsozialistischen Zeitung "Der Streiter".
Bauern in Groß Kreutz
Über Generationen tauchen immer wieder die gleichen Namen im Ort auf. Oft wurden sie als „Gutsbesitzer“ bezeichnet, obwohl sich ihr Eigentum an Land in keinster Weise mit dem des Rittergutes vergleichen ließ, stellte es aber den Unterschied zu den Kossäten dar, die noch weniger Land besaßen. Die Landbesitzer im Dorf in alphabetischer Reihenfolge (ohne Rittergut): [in eckigen Klammern die Nummer des Flurstückes von der Rein-Karte I von 1847 und II. Rein-Karte von den Grundstücken der Sozietät der Kossäten in Groß Kreutz (2 Teile), angefertigt durch Vermessungsrevisor George, 1859, Nebenzeichnung der Pläne 27-38. - Teiche. Maßstab 1 : 2.500]
- Bauer Beck, Karl
- Bauer Beutel [48, 54?]
- Bauer Kabler, Konrad (Brandenburger Str.)
- Bauer Kühne, Max
- Bauer Schmidt [47, 53]
- Bauer Christian Rottstock [51, 55]
- Bauer Schulze Rottstock [52, 56]
- Bauer Stoof, Karl (Vater Wilhelm) [49, 58]
- Bauer Voigt [50, 57]
- Bauer Wendt, Paul (Dorfstraße, westl. Ende, gegenüber Herrenhaus)
- Kossat Kaatz
- Kossat Schulze, Paul
- Kossat Voigt, Werner
Schon 1676 kommen Weinmeister in Groß Kreutz und Kemnitz vor (handschriftliche Aufzeichnung in der Plato-Chronik)
Diese Flurstücke tragen die Flurbezeichnungen „Die Schenkungsstücke“, „Die Morgenstücke“, „Die Vier Ruthen“, „Die Wörden“, „Die Dammast Stücke“.
Weitere Landbesitzer waren: Pfarrer und Kirche, Posthalter Tornow
Bis 1945 gab es im Ort noch drei selbstständige Bauern. Nach dem Krieg wurde das Rittergut enteignet und ein Teil der Ländereien wurden an an sogenannte Neubauern vergeben.
Kooperative Pflanzenproduktion Groß Kreutz
Kreisbetrieb für Landtechnik - KfL
Mit der Einführung industriemäßiger Produktionsmethoden in der Landwirtschaft ging einher die Spezialisierung und Konzentration der einzelnen Aufgabengebiete in der Landwirtschaft der DDR. So wurden der Bestand an der technischen Ausrüstung der einzelnen Betriebe zusammengefasst und in eigenen Kreisbetrieben für Landtechnik (KfL) verwaltet und gewartet. Ein Vorteil war, dass die Anschaffung von teuren Großmaschinen nun nicht mehr jeder Betrieb selbst veranlassenmusste. Diese großen Investitionen wurden von dem Systemverbund der beteiligten Betriebe gemeinsam getragen und kamen dementsprechend auch je nach Bedarf und Notwendigkeit zum Einsatz. Die Hauptverwaltung des KfL Potsdam war in Fahrland. Der Betriebsteil Groß Kreutz wurde an der östlichen Ortsgrenzen auf der Gemarkung von Bochow (Bochow Bruch), errichtet. Der ganze Komplex beherbergte die Werkhallen und Verwaltung, angeschlossen war ein großer Sozialtrakt. Letzterer wurde nach der Wende von der Handelskette NORMA zum Verkaufsmarkt umgebaut. In den Büros ließen sich die verschiedensten Firmen nieder. Die Werkstatt war spezialisiert auf die Instandhaltung von dem Lkw "W50" in verschiedenen Ausführungen, Traktoren der Baureihe "ZT-Reihe", Mähdreschern und der im Obstbaugebiet eingesetzten Technik.
DAL/ AdL
Die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR (AdL) - 1951 bis 1972 als Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin (DAL) - war eine außeruniversitäre agrarwissenschaftliche Forschungseinrichtung in der DDR. Sie betrieb auf den Ackerflächen des Groß Kreutzer Bauern Konrad Kabler, der in den Westen gegangen war, seit 195? Versuche. Ein Langzeitversuch, der über Jahrzehnte stattfand, war von internationalem Interesse. Der Schwerpunkt der Forschung lag auf dem Gebiet der Düngung. Nach der Wende wurden einige Versuche weitergeführt, bis der Betrieb ? eingestellt wurde.
VdgB/ BHG
(Werner Schmidt, anläslich der 700 Jahrfeier)
Bereits in den Jahren 1941 bis 1945 und nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges befasste sich der damalige Landwirtschaftliche Ein- und Verkaufsverein eGmbH Groß Kreutz mit dem Handel von Getreide, Futter- und Düngemitteln, Saatgut und Brennstoffen. In den Jahren 1945 bis 1949 erfolgte die Umwandlung in einen Raiffeisen Ein- und Verkaufsverein eGmbH Groß Kreutz (Mark). Die Aufgabe bestand im Ein- und Verkauf landwirtschaftlicher Produkte. Weiterhin diente der Verein als Erfassungsstelle des Abgabesolls der werktätigen Bauern und Neubauern. Ab 1950 fungierte sie als Landwirtschaftliche Dorfgenossenschaft eGmbH Groß Kreutz und Umgebung. Der bisherige Wir-kungskreis erweiterte sich mit den Gemeinden Krielow, Derwitz und Bochow. Die im Verwaltungsgebäude ansässige Landbank Groß Kreutz, unter der Leitung von Frau Wally Eltze, wurde im Jahre 1951/52 mit der Neufirmierung als VdgB (Bäuerliche Handels-genossenschaft) eGoN Groß Kreutz fusioniert und als Betriebszweig "Bank" der bestehenden Einrichtung ausgewiesen. Die VdgB - Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe - wurde als Massenorganisation für die Werktätigen Bäuerinnen und Bauern ins Leben gerufen, wobei die BHG - Bäuerliche Handelsgenossenschaft - als ihre Versorgungseinrichtung mit einem Sortiment von Produktions- und Produktionshilfsmitteln sowie Waren für Haus, Hof und Garten ausgebaut und dienbar gemacht wurde. (...). Die Führungstätigkeit der bisherigen Entwicklung einschließlich bis zum Jahre 1953 lag in den Händen von Herrn Helmut Wohlgetan bzw. Herrn Heinz Wetzel, der ihn als amtierender Parteisekretär im Jahre 1951 ablöste. In dem vorgenannten Zeitraum fanden die in den Orten Krielow, Derwitz und Bochow noch existierenden Orts-Raiffeisenkassen Aufnahme, in den Folgejahren kamen die Raiffeisenkasse Schmergow sowie die Landwirtschaftlichen Dorfgenossenschaften Deetz, Plötzin, Götz, Schenkenberg und Damsdorf zum Versorgungsbereich hinzu, so dass sich zwangsläufig eine Erweiterung des Verkaufsstellennetzes erforderlich machte. Mitte der 60er bis Mitte 1970 wurde die Verkaufsstelle Groß Kreutz neu errichtet, ein neuer Verkaufskomplex entstand in Plötzin, in Jeserig und 1981 in Deetz. Ausgehend vom letzten Stand des Versorgungsbereiches erstreckte sich dieser auf insgesamt sechs Gemeinden (Groß Kreutz, Krielow, Bochow, Derwitz, Schmergow, Plötzin), die zum Landkreis Potsdam und acht Gemeinden (Damsdorf, Trechwitz, Schenkenberg, Gollwitz, Wust, Götz, Jeserig, Deetz), die zum Landkreis Brandenburg gehörten. Hervorzuheben wäre der enorme Umschlag von festen Brennstoffen für die Versorgung der sozialistischen landwirtschaftlichen und gärtnerischen Produktionsgenossenschaften Damsdorf, Neu-Bochow, Derwitz (GPG) sowie das NVA-Objekt Damsdorf einschließlich der Bevölkerung mit einem Umschlag von jährlich 64.000 t. Mit der Zentralisierung des Obstbaues, stets mit dem Ziel Steigerung der Erträge, wurde die VdgB (BHG) beauftragt, Voraussetzungen für den Aufbau eines agrochemischen Zentrums zu schaffen. In den Jahren 1973 und folgende legte die VdgB (BHG) durch den Bau eines zentralen Düngerlagers sowie Anschaffung von Maschinen und Spezialfahrzeugen für die Ausbringung von Düngemitteln, Kalk u.a. und Durchführung von Pflanzenschutzmaßnahmen den Grundstein hierzu. In Anbetracht des enormen Aufgabenumfanges fand im Jahre 1975 die Ausgliederung der Brigade Agrochemie aus dem Wirkungsbereich der VdgB (BHG) statt. Diese "verselbständigte" sich und entwickelte sich eigenwirtschaftlich. Die Herren Knut Etzenberg und Joachim Wagner waren hierbei maßgeblich beteiligt. Der VdgB (BHG) standen ein Vorstand und eine Revisionskommission vor. (...) Als Geschäftsführer und Leiter der VdgB (BHG) wurde mit Wirkung von Anfang 1954 Herr Werner Schmidt, wohnhaft in Deetz, berufen und führte diese Führungstätigkeit bis zum Jahre 1991 aus. In 37-jähriger Ausübung dieser Leitungstätigkeit konnte der Betrieb von Jahr zu Jahr stets eine positive Entwicklung verzeichnen. Für die Handelstätigkeit zeichnete Herr Harry Wils, wohnhaft in Plötzin, verantwortlich. Die Belegschaftsstärke schwankte zwischen 92 und zuletzt 44 Mitarbeitern, begründet durch die Verselbständigung der agrochemischen Brigade. Für die Grundausstattung des sich bildenden ACZ - Agrochemisches Zentrum - wurden aus dem bestand der VdgB (BHG) Personal, Maschinen, Geräte einschliefllich Spezialfahrzeuge sowie ein Wohnungskomplex und Garagen ¸bergeben. Der Aufbau des zentralen Düngerlagers mit einer Lagerkapazität von rd. 6000 t, ausgestattet mit einer Kranbahnanlage, war vollzogen. Zur Abwicklung von Kassengeschäften, Erfassung freier Geldmittel, zur Erleichterung der Arbeit und Einsparung von Zeit, wurden in den Gemeinden Schmergow, Plötzin, Damsdorf und Deetz in der Regel wöchentlich zweimal Kassenstunden durchgeführt. Mit der Wiedervereinigung beider deutschen Staaten fand im Jahre 1990 die Rückkehr zur Raiffeisen - Warengenossenschaft Groß Kreutz statt. Der Betriebszweig "Bank" wurde ausgegliedert und der Raiffeisen-Bank, der jetzigen Brandenburger Bank, als Filiale Groß Kreutz zugeordnet. Der traditionelle Entwicklungsverlauf der VdgB (Bäuerlichen Handelsgenossenschaft) Groß Kreutz, konnte in den Folgejahren mit den marktwirtschaftlichen Wettbewerbsanforderungen nicht mehr Schritt halten und ging im Jahre 1996 in Liquidation. Als Geschäftsführer und Leiter der Raiffeisen - Warengenossenschaft Groß Kreutz fungierte ab Mitte 1991 bis zur Auflösung des Betriebes Karsten Wolter(...).
Ergänzung vom Chronisten: Der im Ort ansässige "Landwirtschaftliche Ein- und Verkaufsverein o.G.m.b.H." war ein Vorläufer der späteren "VEAB". Die Erfassung der landwirtschaftlichen Produkte erfolgte seit 1950 in den "Vereinigung der Volkseigenen Erfassungs- und Aufkaufbetriebe", kurz VEAB. Von ihnen wurden die Erzeugnisse der Pflanzen- und Tierproduktion auggekauft. Dies betraf sowohl die als "Soll" festgelegten Mengen, als auch die sogenannten "freien Spitzen" - die Bezeichnung für über die Pflichtabgaben hinaus erarbeiteten Erträge. Ziel war es neben der Versorgung der Bevölkerung, den unkontrollierten privatwirtschaftlichen Handel weitestgehend zu unterbinden. Es wurden die vertraglich festgelegten Abgaben und die "freien Spitzen" aufgekauft und die, für die neue Produktion benötigten Erzeugnisse, wie Saatgut oder Futtermittel zur Verfügung gestellt. Die VEAB Groß Kreutz war eine Nebenstelle des Kreiskontor Zauch-Belzig.
ACZ
(Knut Etzenberg, Beitrag zur "700 Jahre Groß Kreutz")
Das Agrochemische Zentrum (ACZ) Groß Kreutz war ein Produkt der Landwirtschaftspolitik der ehemaligen DDR und eine gemeinsame Einrichtung von Betrieben des Havelländischen Obstanbaugebietes (HOG). Die Entwicklungsetappen wurden auf der Grundlage von Parteitagsbeschlüssen der SED gestaltet. Folgende Betriebe beteiligten sich an der zwischenbetrieblichen Einrichtung: LPG Pflanzenproduktion Groß Kreuz, LPG Pflanzenproduktion Jeserig, LPG Obstproduktion Groß Kreutz, LPG Obstproduktion Damsdorf, LPG Obstproduktion Satzkorn-Fahrland, LPG Gewächshauswirtschaft Werder, GPG Obst- und Gemüseproduktion Glindow, GPG Obstproduktion Werder, GPG Zierpflanzenproduktion Neu-Bochow, GPG Gemüseproduktion Neu Fahrland. Das ACZ hatte durchschnittlich 80 Beschäftigte. Es wurden 12 Personen aus der damaligen Sowjetunion beschäftigt. Oberstes Verwaltungsorgan war die Bevollmächtigtenversammlung. Jeder Mitgliedsbetrieb stellte zwei Vertreter, unabhängig von der Betriebsgröße. Zu den Aufgaben der Bevollmächtigtenversammlung gehörten die Bestätigung der Betriebspläne und Jahresabschlüsse, die Wahl des Leiters der Einrichtung für zwei Jahre sowie die Bestätigung von größeren Investitionen außerhalb des Betriebsplanes. Beteiligungen am Vermögen des ACZ erwarben die Mitgliedsbetriebe durch Zahlung von einmalig 40,00 Mark je ha Betriebsfläche. Entwicklung: Die BHG Groß Kreutz war Lieferant von Agrochemiekalien für die Landwirtschaftlichen Produktions Genossenschaften (LPG). Ab 1965 wurden die BHG beauftragt, eine agrochemische Brigade zu entwickeln, die für die LPG'en Dünge- und Pflanzenschutzmittel ausbringen sollte. Aus dieser agrochemischen Brigade hatte die BHG gemäß Parteitagsbeschluss der SED ein agrochemisches Zentrum aufzubauen, welches für die LPG'en den Umschlag, die Lagerung und die sachgemäße Ausbringung der Agrochemikalien durchführte. Das ACZ bei der BHG wurde als Betriebsabteilung mit zweckgebundenen finanziellen Beteiligungen der teilhabenden Betriebe und besonderem Statut für das ACZ gebildet. Die Anleitung der Betriebsteilleiter (ACZ-Leiter) erfolgte durch den Bezirksvorstand der VdgB und ein Referat des Rates des Bezirkes. Das ACZ bei der BHG Groß Kreutz wurde 1970 gegründet. Zeittafel: 1965 - agrochemische Brigade bei der BHG Groß Kreutz (Leiter: Klaus Wolter). 1970 - ACZ bei der BHG Groß Kreutz (Leiter der BHG: Werner Schmidt; Leiter ACZ: Knut Etzenberg). 1975 - ACZ wurde als selbständiger Betrieb von der BHG getrennt (Leiter: Siegfried Wolter, 1977 - Leiter: Jürgen Krebs, 1982 - Leiter: Knut Etzenberg, 1989 - Leiter: Norbert Winter). Das ACZ hatte einen Einzugs- bzw. Betreuungsbereich von 20.000 ha landwirtschftlicher Flächen. Ab 1970 erfolgte die Düngung mittels LKW. Im Jahr 1971 wurde eine zentrale Düngerlagerung aufgebaut. Mit dem Aufbau des Havelländischen Obstanbaugebietes und der Erweiterung der Obstanbauflächen machte sich ein effektiverer Pflanzenschutz erforderlich. Da ein Hubschrauber im Pflanzenschutz bis zu 20 Traktoren mit den dazu gehörigen Obstspritzen ersetzt und Pflanzenschutz ein Saisongeschäft ist, wurde der Einsatz von Hubschraubern ab 1972 notwendig. Mit der Entwicklung des Gebietes stieg auch die Anzahl der eingesetzten Helikopter. Es waren bis zu fünf pro Saison im Einsatz. Da die DDR nur begrenzt Hubschrauber zur Verfügung hatte und diese vorwiegend in den Mittelgebirgen zum Einsatz kamen, wurden für den zusätzlichen Bedarf im Raum Groß Kreutz sowjetische Maschinen gechartert. In der Zeit bis 1990 wurden im Gebiet über 1 Million Hektar behandelt, vorwiegend die Kernobstflächen gegen Pilzbefall. Es gab in dieser Zeit - trotz anders lautender Meinungen - keine Schäden, die durch Abdrift im Zusammenhang mit dem Einsatz des Hubschraubers zu verantworten gewesen wären. Das Verfahren Hubschrauber hatte sich bewährt und wurde vom Institut für Pflanzenschutzforschung Kleinmachnow ständig wissenschaftlich begleitet und fand bei Landwirten und in der Bevölkerung zunehmend Akzeptanz. Ab 1976 bestand eine weitere Aufgabe des ACZ darin, die Koordinierung der vierjährigen Bodenuntersuchungen, verbunden mit der Erarbeitung von EDV-gestützten Düngungsempfehlungen, vorzunehmen. Dazu wurden Kommissionen (für Bodenfruchtbarkeit: Leitung: Marlies Straube; für Pflanzenschutz: Leitung Joachim Wagner) gebildet, die über den Einsatz der zur Verfügung stehenden Dünge- und Pflanzenschutzmittel zu beraten hatten und Vorentscheidungen trafen. Die zentrale Pflanzenschutzlagerung folgte 1977. Desweiteren wurden für die Mitgliedsbetriebe Transportleistungen aller Art erbracht. Das ACZ verfügte über 20 betriebseigene Wohnungen. Für die Urlaubsgestaltung der Mitarbeiter standen zwei Ferienbungalows in Ketzin zur Verfügung. Dieses Urlaubsangebot wurde durch den Austausch mit Ferienplätzen anderer Betriebe erweitert. So wurde es der Belegschaft möglich, die Ferien an der Ostsee in Karlshagen, am Stechlinsee in Neu Globsow, im Zittauer Gebirge oder, wen es weiter wegzog, im Adlergebirge zu verbringen. Regelmäßige Betriebsfahrten wurden organisiert. Ein betriebliches Mittagessen konnte zum Preis von 1,00 Mark angeboten werden. Die Kantine verpflegte die Mitarbeiter und deren Gäste zum Unkostenbeitrag.
Düngestoffe
DHD Heliservice GmbH
(Joachim Wagner, Beitrag zur "700 Jahre Groß Kreutz")
1990 setzte mit der gesellschaftlichen Umgestaltung ein Strukturwandel in der Landwirtschaft der Region ein. Das galt auch für das Agrochemische Zentrum (ACZ) und seine Mitarbeiter. Es wurden Überlegungen angestellt, die im ACZ vorhandenen Produktionszweige zu privatisieren. (...) Es kam 1990 zur Gründung der GmbH, wie damals üblich mit einem Joint-Venture-Partner aus Westdeutschland. Konzept war, (...) die Obstflächen des Havelländischen Obstanbaugebietes (HOG) pflanzenschutzmäßig mit Hubschraubern zu betreuen und somit die Arbeiten des ACZ in neuer Form fortzusetzen. 1990 begann dann, teilweise überhastet, unplanmäßig das Abholzen der Obstflächen. Das Konzept der neu gegründeten GmbH war gefährdet. Es mussten andere hubschraubertypische Arbeiten europaweit gesucht werden. Das ist gelungen. Heute wird das Dreifache der damaligen Flugstundenleistungen kontinuierlich erbracht. Pflanzenschutzarbeiten spielen nur noch eine geringe Rolle. Die Tätigkeiten erstrecken sich vorwiegend auf Waldkalkung, Landwirtschaft, Notarzteinsätze, Energiebau – Lei-tungskontrolle, Luftbilder, Rundflüge, Geschäftsreiseverkehr u.a.. Das Unternehmen ist Marktführer in Ostdeutschland und kann - die Jahre im ACZ mit einbezogen - auf eine fast 30-jährige Hubschraubererfahrung zurückblicken. Schlussbemerkung: Mit dem Einsatz des ersten Hubschraubers in Groß Kreutz, versuchsweise 1972, kam der in der Dorfstraße brütende Storch und begann sein Brutgeschäft. Der Storch ist geblieben und der Hubschraubereinsatz in Groß Kreutz hat bisher die Zeiten ebenfalls überdauert.
RBB - Zucht-Besamung-Vermarktung
- ↑ Von Bekmann - Buch, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11434255
- ↑ Johann Christoph Beckmann (auch Bekmann) * 13.9.1641 Zerbst - † 6.03.1717 Frankfurt/Oder; 1707 erhielt er dann vom preußischen König Friedrich I. den offiziellen Auftrag, eine Geschichte der Kur- und Mark Brandenburg zu verfassen. Die Drucklegung der "Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg" erlebte er jedoch nicht mehr, erst 1751/ 53 erschien in Berlin das zweibändige, von seinem Großneffen Bernhard Ludwig Bekmann vollendete Werk.[Quelle: https://themator.museum-digital.de/ausgabe/showthema.php?m_tid=13&tid=17] v.1.3.2023
- ↑ lat. separare = teilen, absondern; Separation ist in der historischen Betrachtung der Landwirtschaft ein Prozess, bei dem eine Art Flurbereinigung vorgenommen wurde
- ↑ Reallasten sind vertraglich festgelegte Leistungen, die an ein bestimmtes Grundstück gebunden sind
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fische_Agrarverfassung
- ↑ Die Bauern von Groß Kreutz und ihr Gutsherr von Arnstedt“, von G. Petzel (Lehnin), erschienen im Heimatkalender „Kreis Zauch-Belzig“, 1940, Seite 31FF
- ↑ https://www.gross-kreutz.de/verwaltung/gemeindebote.html#168-2017
- ↑ sic! = so steht es wörtlich da
- ↑ Wanda Heger, „Jeden Freitag vor dem Tor“
- ↑ Seit Anfang des Jahrhunderts lebten mehrere Schweizer Familien in Groß Kreutz. (nach mündl. Überlieferung; Anm. d. Chronisten)
- ↑ Reallasten – Verbindlichkeiten, die auf einem Grundstück ruhen
- ↑ „Geschichte des Bauernhofes Stoof...“, 1936, handschriftlich
- ↑ Plato, Emanuel, Chronik des Dorfes Grossenkreutz, Seite 16, a.a.O., 1827, Brandenburg