Versicherungen

Aus Chronik Groß Kreutz
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Versicherungen

Schild_der_Feuersozietät_der_Provinz_Brandenburg[1]

In diesem Kapitel wird nur von den individuellen, privaten Versicherungen der Bürger berichtet. Zu den Sozialversicherungen wird unter Pkt. 7 "Soziale Strukturen" informiert. - Bis heute kann man an einigen alten Häusern das Emailleschild der Feuersizietät Brandenburg entdecken. Belegt ist, dass zumindest der Gutsbesitzer seine Gebäude gegen Feuer versichert hat (s.Erinnerungen von Zeitzeugen, "Die Bauern von Groß Kreutz und ihr Gutsherr von Arnstedt"). In wie weit die übrigen Besitzer von Bauwerken sich gegen Gefahren abgesichert haben und wann eine Versicherungspflicht bestand, ist nicht bekannt. Man kann jedoch davon ausgehen, dass der Besitz einer Immobilie in den meisten Fällen der kostbarste Besitz war. Alle weiteren Versicherungen zu den Gefahren des Lebens, der Gesundheit und des Besitzes erfolgten mit der zunehmenden Entwicklung des Versicherungswesens. Es wurden viele verschiedene Versicherungsgesellschaften gegründet. Mit der Besatzung der sowjetischen Streitkräfte und er Gründung der DDR entstand ein anderes Verständnis zur Versicherungswirtschaft. Das Monopol dieses Wirtschaftszweiges lag nun beim Staat. Es erfolgte der Aufbau von öffentlich-rechtlichen Landesversicherungsanstalten in der Provinzen Brandenburg und den anderen Ländern der SBZ. Aus diesen ging die "Staatlichen Versicherung der DDR" hervor. Bis zur Wenden war sie die einzige Möglichkeit für den Normalbürger sich nach seinen Bedürfnissen abzusichern. Ein Netz von Versicherungsinspektoren im ganzen Land sorgten dafür, dass die Bevölkerung versichert wurde. Heerscharen von ehrenamtlichen Mitarbeitern wurden von ihnen angeleitet und betreut. Gegen ein kleines Entgeld besuchten sie die Einwohner in den ihnen zugewiesenen Bezirken. Es gab keine Konkurenz, die Tarife waren alle gleich und nur versicherungstechnische Gründe sorgte für Unterschiede. - Ganz anders sah dies nach der Übernahme des westdeutschen Wirtschaftssystem aus. Die staatliche Versicherung der DDR informierte im Juni 1990 alle ihre Mitarbeiter darüber, dass sie mit der größten deutschen Versicherungsgesellschaft vereinbart hat, ihren Kundenstamm sammt Verträgen in das Unternehmen einzubringen. Das Privatkundengeschäft wurde privatisiert. Die Münchener "Allianz" übernahm diese Verträge und führte sie unter dem Namen Deutsche Versicherungs-AG" weiter. Wenn kundenfreundlich beraten wurde, behielten die Versicherungskunden ihre zu einem großen Teil teilweise sehr günstigen alten Versicherungsbedingungen der alten Verträge bei. Dies betraf in erster Linie die Hausratsversicherungsverträge. Es sei denn, die hauptamtlichen Inspektoren der "Staatlichen Versicherung der DDR" ließen sich von einer der zahlreichen Versicherungsgesellschaften der BRD, die auch einen Teil des Kuchens abhaben wollten, anwerben und traten in deren Dienste. So geschehen in Groß Kreutz. Die ehemalige Inspektorin N. Winter vertrat die Versicherungsgesellschaft "Victoria"[2]. Da die vielen anderen Versicherungen auch mit mischten, wurden fleißig Mitarbeiter in den neuen Bundesländern gesucht und gefunden. Viele DDR-Bürger waren nach der Wende arbeitslos geworden, sei es durch den Wegfall ihres Arbeitsplatzes oder weil sie "System belastet" waren und nicht in die neuen Verhältnisse passten. Sogenannte Vertriebsgesellschaften heuerten möglichst Viele an, mit dem Versprechen, ordentlich Geld zu verdienen. In Schnellkursen wurde sie mit den neuen Versicherungsbedingungen vertraut gemacht und angehalten möglichst ihr Umfeld mit neuen Verträgen zu versorgen. Diese Strukturvertriebe sind hierarchisch in Form einer Pyramide aufgebaut. Die Neueinsteiger fangen auf der untersten Stufe an und gemessen an ihrem Umsatz, können sie auf der Karriereleiter aufsteigen. Für viele war dies nur ein kurzes Geschäft, denn die eigenen Verwandten und Freunde waren bald mit neuen Versicherungen versorgt. Da der Vermittler aber nur von der Provision von abgeschlossenen Verträgen lebt, wurde diese Erwerbsart von den meisten wieder aufgegeben. Die Folge war, dass ein Großteil der Versicherten nun ohne Ansprechpartner waren. Die großen Versicherungsgesellschaften bildeten auch eigene Versicherungsfachleute aus, die dann eine seriöse Betreuung übernahmen. Alleine in Groß Kreutz waren zeitweise fünf Gesellschaften ständig vertreten. Dies waren "ALBINGIA", heute → "AXA", "Allianz", "Die Continentale", die "Mecklenburgische" und die "Victoria" heute →"ERGO"; Verträge mit der R+V Allgemeine Versicherung AG kann man über die Geschäftsstelle der Brandenburger Bank in Groß Kreutz abschließen.


  1. Quelle: JoachimKohlerBremen - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=56610390
  2. Durch Konzernumbau wurde in der Folgezeit daraus die ERGO Versicherungs AG