Waldgebiete

Aus Chronik Groß Kreutz
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Die Bewaldung von Groß Kreutz im Jahre 2014

Die Wälder rund um Groß Kreutz wurden nach der Wende zum überwiegenden Teil privatisiert. Für den verbliebenen Rest ist das Forstamt des Landesbetriebes Forst Brandenburg zuständig. Das Forstamt 13) Potsdam-Mittelmark, Sitz in 14806 Belzig OT Dippmannsdorf, Waldfrieden 11 betreut die im Kreis gelegenen Flächen (Stand 1. Januar 2024).

Krähenheide

Die „Krähenheide“ oder der Brandenburger Wald wird durch die Bundesstraße 1 geteilt, in einen größeren südlichen, und einen nördlich der Straße gelegenen Teil. Nicht nur die räumliche Teilung, auch vom Geländeprofil und durch den Bewuchs unterscheiden sich beide erheblich. Während das Gelände im Süden leicht ansteigt zur Glindower Platte und mit überwiegend der Waldkiefer (Pinus sylvestris), angepflanzt 1827 bis 1829, – mit einer kleinen Ausnahme, auf die später eingegangen wird – aufwartet, ist im unteren Teil ein Mischwald mit kleinen Kieferschonungen entstanden. Das Gelände senkt sich zu den Wiesen und Weiden des Rittergutes ab. Eichen sind die bestimmende Baumart, durchsetzt mit Unterholz, bestehend aus Faulbaum und der Spätblühender Traubenkirsche. Der Waldsaum ist mit Gebüsch und Robinien gesäumt. Die Falsche Akazie hat sich stark ausgebreitet. Sie braucht zur Vermehrung viel Licht, deshalb finden wir sie besonders oft an den Waldränder. Sie ist in Europa schon vor über 300 Jahren als Zierde für Parks und Gärten eingeführt worden. Wie wohl sich dieser Baum bei uns fühlt, das kann man zur Blütezeit mit Augen und Nase erleben. Ein weißer Blütenteppich hüllt die Bäume ein und ein süßlicher intensiver Duft erfüllt die Luft. Welch reicher Bestand an diesen Bäumen in der Gemarkung vorhanden ist, fiel im Jahr 2018 durch eine besonders üppigen Blütenpracht auf. Der Flor ließ Bäume wie mit einer Schneehaube bedeckt erscheinen. Auf der linken Seite der Straße, in Richtung Ausbau, liegt ein von Eichen gesäumter alter Triftweg, der im Laufe der letzten Jahre immer mehr zuwächst. Hinter der Baumreihe liegt das Gewerbegebiet „Am Eichenhain“. Triften sind breite Wege, auf denen wurden in früheren Zeit Tierherden von einer Weide zur anderen getrieben. Unser führte direkt zur Sandschelle hin. Aus der Sandschelle[1] holten die Dorfbewohner ihren Bausand oder auch Lehm. Gleichzeitig wurde der Ort als Müllabladeplatz des Dorfes genutzt. Gleich neben der Sandgrube existierte vor dem Krieg eine Schießanlage mit Schützenhaus der Groß Kreutzer Schützengilde. Die Schützenvereine wurden nach dem Krieg verboten. Erst als die GST[2] mit Kleinkaliberwaffen den Schießsport wieder ermöglichte, wurde auch hier der alte Schießstand wieder für kurze Zeit in Betrieb genommen. Eine Besonderheit gibt es noch in diesem Forst. Auf Veranlassung des Gutsbesitzers von der Marwitz ließ er seinen Förster Märten 1942 versuchsweise eine ca. 8,3 ha große Schonung mit Rotbuchen anpflanzen. Dies ist insofern etwas besonderes, da die Rotbuche (Fagus sylvatica) eher ein atlantisches, also feuchtes Klima liebt, als einen dem kontinentalen Klima zugeneigten Standort, wie es in Groß Kreutz herrscht. Zumal die Plantage auf der sogenannten Glindower Platte (eine Grundmoräne) angelegt wurde. Auf die Bodenbeschaffenheit kann man von der unweit gelegenen ehemaligen Sandgrube (Sandschelle) schließen. Die lichten Baumkronen auf der nebenstehenden Aufnahme, sind den geringen Niederschlägen der letzten Zeit geschuldet. - In der Krähenheide, nördlich der B1 wurden im Winter 2016 und 2017 ein Großteil der alten Eichen geschlagen.


Weinberg

Die Luthereiche 2016; Aufn. W.H.j. 3/2016
Bismarckeiche an der Heinrichstraße; Aufn. W.H.j., 3/2016
Bismarckeiche an der Heinrichstraße; Aufn. W.H.j., 10/2008

Der „Weinberg“ (Abteilung 1629), ein Waldgebiet im Norden der Gemarkung von Groß Kreutz, verrät durch seinen Flurnamen schon seine ursprüngliche Bedeutung. Durch seine Südhanglage wurde er vor Jahrhunderten zum Weinanbau genutzt. Vor allem klimatische Veränderungen bewirkten später eine andere Nutzung des Areals. 1833 wurde eine Nadelholzschonung angelegt. Heute ein Mischwald mit überwiegendem Eichen- und Buchenbestand wird im Norden auf halber Höhe von einer Stichstraße und im Osten von dem Deetzer Landweg begrenzt. Im Westen bildet der sogenannte „Fuchsberg“ den Abschluss. Aus Erzählungen wissen wir, dass hier früher die Kinder des Dorfes in dem hügligen Gelände zu Ostern um die Wette „Eier getrudelt“[3] haben. Dieses Gebiet beherbergt zwei Naturdenkmäler, von denen leider eines um das Jahr 2000 abgestorben ist. Es ist die Rede von der ca. fünfhundert Jahre alten Luthereiche und der Bismarckeiche[4] an der Heinrichstraße. Letztere verdankt wahrscheinlich seinen Namen der großen Verehrung des Rittmeisters von Arnstedt, der ein glühender Anhänger des Reichskanzlers im Kaiserreich war. Die Luther-Eiche steht am Fuße des sogenannten Weinberges, ca. 120 Schritte vom südlichen Waldsaum entfernt.[5] Ein mächtig ausladendes Naturdenkmal, das an Alter und Größe seine ihn umgebenden Artgenossen weit überragt. In früheren Zeiten waren solche großen Bäume eine willkommene Quelle für die Schweinemast. Diese sogenannten Hudereichen[6] standen zumeist solitär und konnten sich so frei entfalten. Wie alt dieser Baum ist kann nur vermutet werden, der Stammumfang in einem Meter Höhe beträgt gute 6 Meter, daraus kann man auf ein Alter von ca. 500 Jahren[7] schließen. Sie begann ihr Leben also zu der Zeit, in der auch der Reformator lebte. Wann die Eiche zu ihrem Namen kam ist nicht belegt. Es ist aber zu vermuten, dass sie, wie so viele andere Bäume, anlässlich des 400. Geburtstags Martin Luthers im Jahre 1883 ihm zu Ehren, diese Bezeichnung erhielt[8]. Die Eiche ist mit Sicherheit bedeutend älter, als jene, welche anlässlich dieses Jubiläums landauf und landab in vielen evangelischen Gemeinden gepflanzt wurden. Auf Postkarten der Jahrhundertwende wird die Luther-Eiche als Wahrzeichen von Groß Kreutz gezeigt. In der Chronik von Prediger Plato aus dem Jahre 1827 wurde sie noch nicht erwähnt, im Gegensatz zu der „tausendjährigen Linde“ auf dem Kirchhof. Das Eichenblatt im Wappen von Groß Kreutz soll auf die Eichen in der Gemarkung und insbesondere auf die Luther-Eichen hinweisen[9]. Leider ist sie Anfang des neuen Jahrtausends ganz abgestorben und jetzt steht nur noch ein trotzdem interessanter Torso.

Die Scheiz/Schweig

Die Schweig (Schweiz)-Abteilung 1628. Eigentlich wurde diese Waldstück im Volksmund die „Schweiz“ genannt. Auch auf einer alter Karte wurde es in der deutschen Schrift so bezeichnet. Da aber das kleine deutsche "z" dem lateinischen „g“ sehr ähnlich sieht, wurde aus der Schweiz eine Schweig. Die eiszeitliche Hinterlassenschaft waren bei Schnee das Winterparadies für die Dorfjugend. Die „Feldbahn“ konnte man in gerader Flucht zum Deetzer Puhl hinunter sausen. Und im Wald waren zwei anspruchsvollere Bahnen, deren Namen schon den Nervenkitzel verrieten - die „Todesbahn“ und der „Hexenkessel“, ein tiefere Einsenkung mitten im Wald. So mancher Schlitten landete an einem Baum und wenn man Glück hatte, konnte man weiter rodeln.

Der nordöstliche Teil wurde „Eiskuhlenberg“ genannt. Woher er seinen Namen bekam ist leider nicht mehr nachzuvollziehen. Die Schweig, wie sie jetzt offiziell heißt, ist ein Mischwald mit Buchen, Eichen und Nadelholzbestand. Hier stand bis in die ersten Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts ein Grabstein von einem Pferdegrab.

Das Pferdegrab in der Schweiz


Die Lindellen

Der Lehniner Wald – die „Lindellen“ (Abteilung 1621). Zu beiden Seiten der Straße nach Lehnin, heute „Neue Chaussee“, liegen Waldstücke, die in alten Flurkarten mit dem schönen Namen „Lindellen“ bezeichnet werden. Auf der westlichen Seite ist ein kleiner Kiefernbestand, der vom „Schwarzen Weg“[10] im Norden begrenzt wird. Heute steht neben der Freifläche ein Sendemast der Deutschen Telekom. Um diese Freifläche gab es schon in den fünfziger Jahren viele Diskussionen. Ursprünglich sollte dort ein Schwimmbad gebaut werden, denn ringsherum gab es Bademöglichkeiten, nur in Groß Kreutz nicht. Aber es fehlte das nötige „Kleingeld“, andere Dinge waren immer wichtiger. Oft war es ein Mietenplatz für das VEG. Auch der östliche Teil des Waldes beherbergt so manches Geheimnis. Das größte im wahrsten Sinne des Worten ist eine Amerikanische Goldkiefer. Ein Baum mit riesigen Zapfen und recht langen Nadeln. Darüber hinaus entstanden im Zweiten Weltkrieg verschiedene Bauten. In der „Berliner Siedlung“ kamen zwei Familien (Tempe und Freyer) aus Berlin unter. Später wohnten hier Bernd & Manuela Grüttke. Einem nachfolgendem Bewohner brannte das Anwesen sogar ab. Es wurde wieder aufgebaut und ist heute noch bewohnt. Noch versteckter im Wald gelegen sind alte Fundamente, aus Kriegszeiten. Hier sollten Baracken für die Akten des Luftfahrt-Ministeriums des Deutschen Reiches entstehen, so wurde jedenfalls erzählt. Aber über die Betonfundamente ist nichts hinaus gewachsen. Dies soll auch der Anlass gewesen sein, dass in Neu-Bochow auch ein zweites Gleis verlegt wurde. Am südlichen Ende des Waldes liegt ein Stück, dass von Laubbäumen bewachsen zur Gemarkung Bochow gehört. Gleich daneben, auf den Flurstücken 48 bis 52 in der Groß Kreutzer Flur 5 befinden sich etliche Betonteile. Ob sie zu den Hinterlassenschaften und Überresten von militärischen Übungen der jüngeren Zeit stammen ist ungewiss. Jedenfalls sind vor einigen Jahren hier Stellungen für Übungen ausgehoben worden.

Butzelberg

Der Butzelberg, davor ist der Wildschutzstreifen vom Rietzmörtel bis zum Butzelberg; Aufn. W.H.j., 3/2021

Zur Waldabteilung 1629 gehören auch der „Butzelberg“ und die alte „Fasanerie“, auch „Rietzmörtel“ genannt. Woher der Name „Butzelberg" kommt ist nicht mehr nachzuvollziehen. Unwillkürlich denkt man an das alte Kinderlied von dem Bi-ba Butzelmann, wahrscheinlicher ist aber, dass er von der schon im 14. Jahrhundert wüst gefallenen Dorfstelle Butzow (Buschow)[11] stammt. Ursprünglich sprach man von den Butzelbergen. Zwei kleine Buckel in der Landschaft. Der kleinere von beiden ist im Zuge der Umgestaltung der Landwirtschaft mehr oder wenig eingeebnet worden. Der verbliebene und etwas größere Butzelberg ist eine mit Kiefern bestandene Erhöhung an der nördlichen Gemarkungsgrenze zu Deetz. Die alte Fasanerie (s.Feuchtgebiete im Jahre 2011 und 2021) war, wie ihr Name sagt, zu Rittergutszeiten eine Aufzuchtsrevier für Jagdfasane. Der andere Name deutet darauf hin, dass hier wahrscheinlich einmal Baustoffe (Ton, Kies oder Sand) gewonnen wurden. Die vorherrschende Baumart ist Pappel oder Erle?. Das Gelände ist normalerweise sehr feucht mit kleinere Wasserstellen durchsetzt. Im Sommer des Jahres 2019 ist alles ausgetrocknet.



Literatur und Einzelnachweise

  • "50 Jahre Forstpolitik in Deutschland (1945 - 1994)"; von Prof. Dr. Rolf Zundel, Göttingen und Dr. habil. Ekkehard Schwartz, Eberswalde; 2001, 2018, Verlag Kessel
  • "In Verantwortung für den Wald – Die Geschichte der Forstwirtschaft in der Sowjetischen Besatzungszone und in der Deutschen Demokratischen Republik", Albrecht Milnik; Potsdam : Brandenburgisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, (1. Januar 1998)

Fußnoten

  1. Sandschellen sind vegetationsfreie sandige Flächen, meist anthropogen (menschengemacht); weiterer Text zur Sandschelle in Groß Kreutz im Kapitel „Versorgung & Entsorgung"
  2. Gesellschaft für Sport und Technik
  3. Mündl. Überlieferung von W. Hübner sen.
  4. Die Bismarck-Eiche, eine Stieleiche (Quercus robur). Sie steht am nördlichen Rand des Weinberges am Ende der Heinrichstraße. Bei einer Messung im Frühjahr 2016 ergaben sich folgende Werte:In 1 Meter Höhe ein Umfang von 425 cm, 1,5 m Höhe – 421 cm = gemittelt ergeben ca. 340 Jahre.
  5. Ungefährer Standort: 52°24'41.2"N 12°46'06.2"E
  6. Hute, Hude (niederdeuthttp://www.baumportal.de/baum-alter-bestimmen.htmsch) stammt von hüten oder hudern; Eichel- oder Bucheckernmast von Schweinen im Wald
  7. In der Praxis haben sich folgende Berechnungen bewährt. Gemessen wird der Baumumfang des Baumes in einer Höhe von 1,00 m bis 1,50. Man kann auch zwei Messungen machen, in ein und 1,5 m Höhe und diese dann mitteln. Der Umfang in cm wird bei Eichen und Linden mit 0,8 multipliziert und ergibt dann das ungefähre Alter. Qelle: http://www.baumportal.de/baum-alter-bestimmen.html
  8. Liste der Luther-Eichen. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Luthereichen
  9. Gutachten zum Gemeindewappen von Groß Kreutz, vom 26.6.1995 des BLHA
  10. Der „Schwarze Weg“ bekam seinen Namen, als er mit Schlacke befestigt wurde; zeitweise wurde er auch als „Mitschurinweg“ bezeichnet, er führte zu Versuchsfeldern des VEG.
  11. R. E. Fischer: Die Ortsnamen der Zauche, Nr.23, Seite 47; Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1967

Weblinks

https://www.brandenburg-forst.de/