Besiedelung

Aus Chronik Groß Kreutz
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Der älteste Teil des heutigen Groß Kreutz liegt nach heutigem Kenntnisstand in den Straßen „Am Gutshof“ und „Dorfaue“, früher die „Dorfstraße“. Der östliche Teil der "Dorfstraße" ist ungewöhnlich breit, und erinnert an die Form von Angerdörfern, ihm fehlt aber die typische ovale Form derselben. Auf dem Wolfsberg, eine leichte Erhöhung östlich des alten Dorfes, findet sich heute noch in einer Straßenbezeichnung wieder, die schon vor 200 Jahren so hieß. Dort wurden slawische Siedlungsreste gefunden worden. Mit dem Bau einer befestigten Straße von Potsdam nach Brandenburg, einem Teil der späteren Reichsstraße1 (R1), der Fernverkehrsstraße 1 (F1, zu DDR-Zeiten) und der Bundesstraße 1 (B1), wurde aus dem kleinen Straßendorf ein großes Straßendorf an einer Hauptverkehrsstraße. Die vom Prediger Plato beschriebene „Kunststraße“, machte aus einem wüsten Landweg, eine feste, gut befahrbare Straße. Im Laufe der Jahre siedelten sich hier immer mehr Bewohner an. Einen deutlichen Bevölkerungszuwachs brachte die Eröffnung der Eisenbahnlinie Potsdam-Brandenburg. Am Anfang des Eisenbahnverkehrs gab es hier noch keinen Haltepunkt. Es ist aber davon auszugehen, dass schon vor 1855 Groß Kreutz Züge in Groß Kreutz hielten. Aus dem kleinen Dorf mit 239 Einwohnern im Jahre 1837[1] wurden im Jahr 1871 das 2,3 fache, die sich aufteilten in 403 Personen im Gemeindebezirk, 122 im Gutsbezirk und 11 auf dem Wohnplatz Bahnhof. Das Chausseehaus wurde als Wohnplatz erwähnt.

Eine auffällige Besonderheit für Groß Kreutz besteht darin, dass an den Gemarkungsgrenzen sowohl zu Krielow, als auch nach Bochow, Einfamilienhäuser gebaut wurden. Erst Ende des 20. Jahrhunderts sind diese Häuser auf Antrag der Eigentümer, den viel näher gelegenen Nachbargemeinden eingegliedert worden. Das Gleiche gilt im Prinzip auch für den Groß Kreutzer Ausbau, der aber im Gegensatz zu den oben erwähnten, Mitte der 1930ziger Jahre durch die Ansiedlung weiterer Wohnhäuser ein Ortsteil von Groß Kreutz blieb.

Ortseingangsschild Ausbau, Blickrichtung Westen

Nach der Wende wurde diese Immobilien dem jeweiligen naheligendem Dorf zugerechnet.

Als Ortsteil wurde in der DDR ein Gebiet bezeichnet, in dem mindestens 25 Personen ihren festen Wohnsitz hatten und eine Entfernung von mindestens 500 m Luftlinie zum nächst liegenden Ortsteil vorhanden war.[2]

Am 30. November 2021 beschloss die Gemeindevertretung von Groß Kreutz (Havel) eine Richtlienie zur Vergabe von gemeindeeignen Wohnbaugrundstücken. Ziel ist es, junge Familien in der Gemeinde zu halten bzw. neue Anzusiedeln. Die Vergabe von Bauplätzen für Ein- und Mehrfamilienhäuser soll nach einem Punktesystem erfolgen. Das Sammeln von Bonuspunkten ist an die Dauer der Ortszugehörigkeit, der Anzahl der Kinder und der Teilnahme an ehrenamtlicher Tätigkeit in der Gemeinde gebunden.[3]

Im Bundesland Brandenburg gilt folgende Regelung: „Ein Ortsteil ist ein rechtlich unselbständiger Teil der Gemeinde. Ein Ortsteil kann mit Hilfe eines Ortsbeirates und/oder des Ortsbürgermeisters seine Rechte gegenüber der Gemeinde geltend machen. Der Ortsteil wird abgegrenzt gegenüber dem bewohnten Gemeindeteil. Eine Gemeinde kann auch neben Ortsteilen eigene bewohnte Gemeindeteile haben. Der Begriff der bewohnten Gemeindeteile leitet sich aus § 11 Abs. 3 Gemeindeordnung Brandenburg ab.[4]

Die Ortstafel oder das Ortsschild wurden früher im Ortszentrum aufgestellt. Mit der Verordnung 213 vom 2. Oktober 1820 wurde von der Königlichen Regierung in Potsdam festgelegt, dass jeder Ort und Flecken ein Schild aufstellen muss. Auf ihm soll in großer Schrift der Name des Ortes, außerdem der Name des Kreises und die Nummer des Landwehrregiments aufgeführt sein. Die Tafeln wurden an gut sichtbarer Stelle an Häusern angebracht oder sollen an schwarz-weißen Pfählen befestigt werden.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Ort/ Wohnbezirk Einwohner, gesamt Quellen
1772 Gesamtgemeinde 234 Historisches Ortslexikon für Brandenburg Teil V Zauch-Belzig, 1977, Verlag Herman Böhlaus Nachfolger, Weimar; Seite 204
1801 Gesamtgemeinde 285 Historisches Ortslexikon für Brandenburg Teil V Zauch-Belzig, 1977, Verlag Herman Böhlaus Nachfolger, Weimar; Seite 204
1817 Gesamtgemeinde 239 Historisches Ortslexikon für Brandenburg Teil V Zauch-Belzig, 1977, Verlag Herman Böhlaus Nachfolger, Weimar; Seite 204
1837 Gesamtgemeinde 381 Historisches Ortslexikon für Brandenburg Teil V Zauch-Belzig, 1977, Verlag Herman Böhlaus Nachfolger, Weimar; Seite 204
1858 Gemeindebezirk: 403; Gutsbezirk: 25 428 Historisches Ortslexikon für Brandenburg Teil V Zauch-Belzig, 1977, Verlag Herman Böhlaus Nachfolger, Weimar; Seite 204
1871 Gemeindebezirk: 435; Gutsbezirk: 122; Bahnhof: 11 568 Historisches Ortslexikon für Brandenburg Teil V Zauch-Belzig, 1977, Verlag Herman Böhlaus Nachfolger, Weimar; Seite 204
1885 Gemeindebezirk: 563; Gutsbezirk: 140; Bahnhof: 13 716 Historisches Ortslexikon für Brandenburg Teil V Zauch-Belzig, 1977, Verlag Herman Böhlaus Nachfolger, Weimar; Seite 204
1895 Gemeindebezirk: 678; Gutsbezirk: 193; Bahnhof: 18 889 Historisches Ortslexikon für Brandenburg Teil V Zauch-Belzig, 1977, Verlag Herman Böhlaus Nachfolger, Weimar; Seite 204
1905 Gemeindebezirk: 680; Gutsbezirk: 222; Bahnhof: 37; Chausseehaus: 2 941 Historisches Ortslexikon für Brandenburg Teil V Zauch-Belzig, 1977, Verlag Herman Böhlaus Nachfolger, Weimar; Seite 204
1925 Gesamtgemeinde 938 Historisches Ortslexikon für Brandenburg Teil V Zauch-Belzig, 1977, Verlag Herman Böhlaus Nachfolger, Weimar; Seite 204
1939 Gesamtgemeinde 1184 Historisches Ortslexikon für Brandenburg Teil V Zauch-Belzig, 1977, Verlag Herman Böhlaus Nachfolger, Weimar; Seite 204
1946 Gesamtgemeinde 1690 Historisches Ortslexikon für Brandenburg Teil V Zauch-Belzig, 1977, Verlag Herman Böhlaus Nachfolger, Weimar; Seite 204
1964 Gesamtgemeinde 1549 Historisches Ortslexikon für Brandenburg Teil V Zauch-Belzig, 1977, Verlag Herman Böhlaus Nachfolger, Weimar; Seite 204
1971 Gesamtgemeinde 1474 Historisches Ortslexikon für Brandenburg Teil V Zauch-Belzig, 1977, Verlag Herman Böhlaus Nachfolger, Weimar; Seite 204
2017 männlich: 861, weiblich: 851 1712 www.gross-kreutz.de/ortsteile/gross-kreutz
2018 männlich: 870; weiblich: 865 1735 Gemeindebote Ausgabe 1; 25.1.2019

[5]


Wohnen in Groß Kreutz

Der Wunsch nach dem "wohnen in den eigenen vier Wänden" ist wohl uralt. Er fieg an sich zu erfüllen, als sowohl die materiellen, als auch die finanziellen Möglichkeiten für weitere Kreise der Bevölkerung gegeben waren. Erste bescheiden Anfänge wurden in den 70zigern durch die sogenannten sozialpolitischen Maßnahmen der DDR-Regierung geschaffen. Arbeiter und Angestellte mit Kindern sollte die Möglichkeit gegeben werden eigenen Wohnraum zu schaffen. Je mehr Kinder vorhanden, desto größer die Unterstützung des Staates. Ein gravierender Punkt war und ist auch heute noch der Erwerb von Grund und Boden. Zu sozialistischen Zeiten hatte der Staat das alleinige Verfügungsrecht in dieser Angelegenheit. Nach der Wende eröffneten sich ganz neue Möglichkeiten. Viele Ländereien, die zuvor in Staatlicher bzw. genossenschaftlicher Hand waren, gingen an ihre ursprünglichen Besitzer zurück. Dem Erwerb von Bauland standen eigentlich nur noch die finanziellen Möglichkeiten und das ausgewiesene Baurecht der Kommune gegenüber. -

Doch zuvor noch ein Blick in die Vergangenheit. Immer wenn der Staat als Bauherr in Erscheinung tritt, hat es mit besonderen Maßnahmen zu tun. Es wurden während des 2. Weltkrieges Wohnungen auf dem Lande gebaut, um gewissen Kreisen die Möglichkeit zu bieten, dem Bombenhagel in den Städten zu entkommen. So sollen die Behelfsheime im Lehniner Wald (s. Waldgebiete, Lindellen), in der Brandenburger Straße und am Rotdornweg für Offiziere der Wehrmacht und anderen wichtigen Persönlichkeiten errichtet worden sein - so berichtet zumindest die Fama. Fest steht jedenfalls, dass diese Gebäude in Schnellbauweise mit möglichst geringem Materialeinsatz errichtet wurden. Das Haus in der Brandenburger Straße 11 (ursprünglich Gronau) wurde nicht fertig. Nach dem Zusammenbruch wurden sie für einige Familien eine Notunterkunft. Im Laufe der Zeit wurden aus den recht einfachen Gebäuden durch die Bewohner dem Wohnstandart angepasste Häuser geschaffen. Die ursprüngliche Bauweise lässt sich noch am Haus Rotdornweg 8 erahnen.


Migration

Ein auf Dauer angestrebter Ortswechsel ist so alt, wie die Menschheit. Ob Naturkatastrophen, Kriege oder im weitesten Sinne politische Veränderungen, sind immer wieder Auslöser von Menschenwanderungen. Das zwanzigste Jahrhundert brachte, wie lange nicht mehr in der Geschichte Europas, solche Völkerwanderungen hervor. Auch Groß Kreutz blieb vom Zustrom Fremder nicht verschont. Ausgelöst durch die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches, nach der Niederlage im II. Weltkrieg, mussten für vielen Flüchtlinge Unterkunft und ein neues Zuhause geschaffen werden. Überall, wo es sich anbot, musste eine Bleibe her. Zeitweise wurde in jeder verfügbaren Stube im Ort eine neue Familie untergebracht. Einige Züge mit Flüchlingen aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches endeten in Werder a.d. Havel. So kam es, dass viele Familien, die oft nur aus Mutter und Kindern bestanden, aus einem Gebiet gemeinsam in einer Ortschaft strandeten. Von hier wurden sie auf die einzelnen Ortschaften verteilt. Oft waren mehrere Flüchtlingsfamilien aus einem Ort, so kamen aus dem Gebiet um Landsberg an der Warthe[6], wie z.B. Altkarbe (heute poln. Stare Kurowo, Woiwodschaft Lebus) in der Neumark nach Groß Kreutz.[7] Erst im Laufe der Jahre entspannte sich die Situation. Einige zogen weiter, weil sie irgendwo in Deutschland noch Verwandte hatten oder bessere Arbeitsmöglichkeiten fanden, Andere blieben und fanden hier ein neues Zuhause. Wenn man von der gezielten Ansiedlung von Arbeitskräften in den 70ziger Jahren für das Havelländische Obstbaugebiet absieht, gab es in Groß Kreutz keinen nennenswerten Bevölkerungszuwachs in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts. - Problematisch wird es immer dann, wenn Menschen mit anderer Sprache und Sitten zu neuen Nachbarn werden. Von der Welle der sogenannten Spätaussiedler, also deutsche Minderheiten aus osteuropäischen Länder, wie Russland, Polen oder Rumänien, war unser Ort nur kurzzeitig betroffen. Die Turnhalle in der Dorfstraße diente als Unterkunft. Anders sieht es mit Vietnamesen aus. Ein Teil der Vertragsarbeiter aus DDR-Zeiten blieb in Deutschland. Gesamtdeutschland ist seit der politischen Wende ein bevorzugtes Einwanderungsland geworden, wenn das auch von einem Teil der Bevölkerung nicht gerne gesehen wird. In Groß Kreutz wohnte zeitweise eine vollintegrierte vietnamesische Familie. Die Kinder gingen hier in die Schule und die Eltern betrieben einen Imbissstand nahe der B1 auf dem Parkplatz von SUPERSPAR (Edeka). Leider gab es auch hier rechtsradikale Übergriffe, bei denen wohl überwiegend Leute aus der weiteren Umgegend mitwirkten, was zur Folge hatte, dass die Familie wegzog. In Brandenburg a.d. Havel lebt eine größere Gruppe von Vietnamesen in der Diaspora.[8] Seit einigen Jahren kommen sie als fliegende Händler zu uns. In den Räumen der ehemaligen Gaststätte "Zum schwarzen Adler" bietet eine Vietnamesin Textilien und Änderungsschneidrei an. Nachdem der Drogeriemarkt Schlecker seinen Betrieb daneben aufgegeben hatte, dauert es nicht lange, und ein weiterer vietnamesischer Textilhandel richtete sich hier ein. Sie alle wohnen nicht im Ort, und der türkischstämmige Betreiber der Imbissstube in den Räumlichkeiten der ehemaligen Fleischerei Jedamski, Hakan Yüksel, wohnt in Krielow.

Opfer von Kriegen und seinen Folgen

Der Irrsinn der Kriege hat auch das Leben vieler Väter und Söhne aus Groß Kreutz gefordert. Von den Gefallenen der Napoleonischen Kriegen Anfang des 19. Jahrhunderts berichtet eine Gedenktafel in der Kirche. Auf ihr sind die Namen Alexander von Arnstedt, Andreas Voigt, Peter Müller, August Müller und Andreas Till vermerkt. Über weitere Opfer der kriegerischen Auseinandersetzungen im 19. Jahrhundert sind keine Aufzeichnungen bekannt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass auch unser Ort Opfer zu beklagen hatte. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl ehemaliger Kampfkameraden führte zur Gründung eines Kriegervereins. Vereine dieser Art pflegten neben der Geselligkeit, auch Brauchtum aus der Soldatenzeit und vor allem die Erinnerung an gestorbene Kameraden. Ein Ausdruck der Verbundenheit und der Erinnerung, waren die in fast allen Orten nach dem I. Weltkrieg aufgestellten Kriegerdenkmäler[9]. In nackten Zahlen heißt dies für den Krieg 1914/18 - 28 Tote und 20 Tote für 1939-45 sind auf dem Denkmal verewigt. Bei diesen Opfern sind nicht die unbekannten Frauen und Männer des letzten Krieges enthalten, die auf dem Neuen Friedhof beerdigt wurden. Ebenso wenig sind die Personen erwähnt, die durch Gewalttaten nach 1945 ums Leben kamen. Einige sind im Sterberegister der Kirche erfasst.

Zu dem Kapitel "Zwangsarbeitet", die es auch in Groß Kreutz gab, fehlen noch belastbare Informationen. Es soll ein Lager der Fa. Hesse & Mattern gegeben haben, in dem im Jahr 1943 Polen, Russen, Ukrainer und Tschechen inhaftiert waren. (vom 27. April 1943: 15 Polen, 28 Sowjetrussen; am 30. Juni: 28 Polen, 46 Ukrainer und 2 Tschechen) Es ist anzunehmen, dass sie in der Landwirtschaft eingesetzt wurden. Nach der Besetzung durch die Rote Armee wird von der Erschießungen des Oberinspektors des Gutes durch Polen berichtet. Eigentlich wollten sie Rache nehmen an einem Vorarbeiter, der hatte sich wohl rechtzeitg in Sicherheit gebracht, so wurde jedenfalls erzählt.

Flucht aus der DDR

Es gab einige Gründe, die DDR zu verlasse. Man bedenke, dass nach dem 2. Weltkrieg viele Flüchtlinge aus dem ehemaligen von Deutschen bewohnten Gebieten jenseits der Oder, ein neues zu Hause finden mussten. Überall wo sich ein Platz und ein Dach über dem Kopf anbot, wurden die Menschen untergebracht. Familien wurden zerrissen und weit verstreut im Restdeutschland angesiedelt. Dies verursachte in den ersten Jahren so manchen Umzug. Hinzu kam, dass die Siegermacht Sowjetunion ein völlig anderes politisches System in seiner Besatzungszone einführte. Bürger, die in der Nazizeit besonders aktiv waren, waren Repressionen ausgesetzt und versuchten der Verfolgung durch Flucht in die von den Westmächten besetzten Gebiete zu entkommen. Ein wesentlicher Unterschied zu vergangenen Zeit, war die radikal andere Einstellung zu Privateigentum. Besonders tief einschneidende Veränderungen auf dem Lande brachte die Bodenreform. Mit ihr wurden alle Großgrundbesitzer, d. h. alle, die mehr als 100 Hektar ihr Eigen nannten oder solche, die in der Vergangenheit sich aktiv in die nationalsozialistische Bewegung eingebracht hatten, enteignet und mussten ihren Ort verlassen. Dies geschah unabhängig davon, wie tief die Eigentümer mit dem Naziregime verbunden waren, selbst solche,die das Regime abgelehnt hatten, wurden aus ideologischen Gründen vertrieben . Auch das Rittergut der Familie von der Marwitz wurden enteignet. Im Gegensatz zu vielen anderen Orten, wurden die landwirtschaftlichen Nutzflächen des Gutes nicht verteilt und an sogenannte Neubauern vergeben. Das Gut wurde verstaatlicht und hieß fortan das "Volkseigene Gut Groß Kreutz" (VEG)[10] Mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik wurde begonnen, das sozialistische Wertesystem der Sowjetunion zu übernehmen. Während in den Anfangsjahren noch die Einzelbauern zur Sicherstellung der Ernährung maßgeblichen Anteil hatten, wurde in der Folgezeit immer mehr auf gemeinsames wirtschaften in Genossenschaften gedrungen. Dies widersprach jedoch dem Selbstverständnis des Landmannes, dem Besitzers einer eigenen Scholle. Mit Pflichtabgaben, dem "Soll", waren die Erzeuger zu staatlich festgesetzten Niedrigpreisen gezwungen, die Ernährung der Bevölkerung zu gewährleisten. Ständig steigende Forderungen und die ab 1952 einsetzenden Kollektivierung in der Landwirtschaft gaben den Bauern und Gärtnern immer weniger Luft zur freien Entfaltung. Einzelne Kleinbauern gaben auf und setzten sich in den Westen ab. Als Enden der fünfziger Jahre der Druck zur Kollektivierung auch für die Gartenbaubetriebe immer heftiger wurde, verließen in einer Nacht mehrere Gärtner die DDR. Nicht nur der ökonomische Druck, auch die politische Gängelei und in einigen Fällen auch der Verstoß gegen andere Gesetze, veranlassten so Manchen zum hastigen Aufbruch in das andere Deutschland. In der Gemeindeverwaltung wurde Buch geführt über die Zuwanderungen und Abwanderungen im Ort. Das Verlassen der DDR ohne offizielle Genehmigung, das sogenannte "illegale Verlassen" oder später der "ungesetzliche Grenzübertritt", wurde als Straftatbestand angesehen und die Republikfluchten den zuständigen Stellen Bericht erstattet. Das zurückgelassene Anwesen samt Inventar wurde beschlagnahmt. Der freigewordene Wohnraum wurde sehr schnell an andere Bedürftige vergeben, da eine Wohnungsknappheit allgegenwärtig war.


Wohneigentum und Miete

Die Eigentumsverhältnisse an Wohneigentum kann man in drei Perioden gliedern. Die erste Epoche endet mit dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches nach dem II. Weltkrieg. Bis dahin waren die dörflichen Besitzverhältnisse klar gegliedert. Das Rittergut als größter Immobilienbesitzer hatte natürlich auch auf seinem Grund und Boden die notwendigen Gebäude zur Bewirtschaftung des Gutes. Dazu gehörten nicht nur das Herrenhaus mit Hofanlage, die anderen reinen Wirtschaftsgebäude, sondern auch Wohnhäuser und Unterkünfte für seine Arbeiterfamilien. Die Kirche, die eigenständige Bauern und Gärtner des Ortes, selbstständige Handwerker und die sogenannten Büdner hatten eigene Häuser. Hinzu kamen Kaufleute, Ärzte und einige andere, die Groß Kreutz als Wohnort gewählt hatten. -

Die zweite Periode begann nach dem 2. Weltkrieg. Die vielen Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten jenseits der Oder brauchten ein Dach über dem Kopf. Rigoros wurde die Schutzsuchenden auf die die Häuser im Dorf verteilt. Oft war es so, dass in jeder Stube eine Familie wohnen musste. Jeder Raum musste auch irgendwie beheizbar gemacht werden. (siehe Alltag auf dem Dorfe) Jeder Hausbesitzer musste über den Wohnraum in seinem Haus über die Größe und Art der Zimmer und ihrer Beheizbarkeit Auskunft erteilen. Mit der Besetzung unseres Landstriches durch die Sowjetstreitkräften wurden auch andere Maßstäbe in punkto Wohnen angesetzt. Zu den Maximen der Sowjetunion gehörte, dass Privateigentum ein Relikt des Kapitalismus sei, und es gelte diesen zu überwinden. Diese Ideologie wurde von der Staatsführung der DDR übernommen. Demzufolge war in den ersten beiden Jahrzehnten so gut wie kein privater Wohnungsbau möglich. Hinzu kam ein mehr als knapper Markt an Baumaterialien. Die vorhandenen Ressourcen wurden für den Bau von gemeindeeigenen Wohnungen verwandt. Hierzu gehören die beiden Wohnhäuser in der Gartenstraße (heute Alte Gartenstraße 23, 25 und 27). Einen kleinen Aufschwung gab es, als von dem VIII. Parteitag der SED im Juni 1971 die "Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik" beschlossen wurde. Es sollte der Lebensstandard erhöht werden. Das Arbeitseinkommen stieg. Auch Baustoffe waren etwas leichter zu bekommen. Zur Verbesserung der Wohnbedingungen, insbesondere der kinderreichen Familien der Arbeiterklasse, wurden in den Städten der Wohnungsbau mit vorgefertigten, genormten Betonplatten voran getrieben. Auf dem Lande sollte der individuelle Wohnungsbau, unter Nutzung von eigenen Leistungen (25% waren vorgesehen), zinsgünstigen Krediten und privaten Mitteln, eigenen Wohnraum schaffen. Besonders begünstigt waren Familien mit Kindern - je mehr, je besser. Dies war eine Abkehr von den sonst so hoch gehaltenen Prinzipien der Vergesellschaftung von Eigentum. In diesen Zeitraum fallen in Groß Kreutz der Bau von einigen Eigenheimen . Insbesondere die GPG "Zierpflanze" unterstützte den Bau von neun?? Eigenheimen im Blumenviertel (Rosen- und Tulpenstraße).???Haustyp "Brandenburg"???. Im Rahmen des Aufbaus des HOG wurden für die Mitarbeiter der LPG "Obstproduktion Groß Kreutz" in der Thälmannstraße (heute Ahorn- und Birkenstraße) mehrere Wohnblöcke gebaut. Einige Groß Kreutzer konnten sich ein Eigenheim auf ihnen zugewiesenen Plätzen bauen. -

Als dritte Periode kann man die Zeit nach der politischen Wende bezeichnen. Durch den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland gilt ab 3. Oktober 1990 überall das Bürgerliche (BGB). Das bedeutet mit anderen Worten, wer genug Kapital hat, kann eine Immobilie erwerben. Seit 1990 sind im Ort neue Wohngebiete entstanden. Das erste entstand auf dem ehemaligen Scheunenplatz, im Norden vom Rotdornweg, im Süden vom Plattenweg (heute "Am Scheunenplatz"), im Osten die Bochower Straße und im Westen an den Neuen Friedhof grenzend. Dieses ursprüngliche Gutsland wurde von der Gemeinde bei der Treuhandanstalt? oder BVVG?[1] erworben. Ein weiteres neues Baufeld wurde auf Initiative von Joachim Wagner und Norbert Winter zwischen Potsdamer Straße und Lakenweg erschlossen. Die Anreinerstraße heißt "Zu den Weiden", an ihr liegen achtzehn Neubauten (Stand 2020). Das letzterschlossene Baugebiet liegt auf dem Gelände der ehemaligen Groß Kreutzer Kläranlage an der Birnenstraße. Darüber hinaus sind etliche neue Wohnhäuser in der Bochower und Mühlenstraße entstanden und einige Baulücken geschlossen worden. Die großen Wohnblöcke in der ehemaligen Thälmannstraße wurden an Investoren verkauft, saniert und wieder vermietet.

Bodenrichtwerte und Grundsteuer

Land, Boden ist etwas, das man nicht vermehren kann, sieht man einmal davon ab, was Küstenländer wie Holland, unter riesigem Aufwand dem Meer abringen. Deshalb ist das Eigentum an Grund und Boden ein Schatz der gehütet wird und nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen weitergegeben oder veräußert wird. Die Nachfrage nach Land, sei es landwirtschaftliche Nutzfläche oder Bauland, bestimmt seinen Wert. Der Stellenwert eines Grundstückes hängt von mehreren Faktoren ab. Wenn man einmal davon absieht, dass zu DDR-Zeitender der Handel mit Boden besonderen Bedingungen unterlag, so bestimmen heute im Jahre 2021, andere Bedingungen den Kaufpreis. Nach der Wende bekamen viele ihr ursprünglich eigenes, ehemals in Genossenschaften eingebrachtes Land, wieder zurück. Wer sich für den Erwerb eines Stück Landes interessiert, der sieht sich die Bodenrichtwerte in der Gemeinde an. Ein Bodenrichtwert gibt Auskunft über den Wert eines Quadratmeters unbebauten Bodens. Den Wert beeinflussende Faktoren für den Hausbau sind zum Beispiel die Lage der Immobilie, die Infrastruktur der Gemeinde, der Erschließungsgrad und die Nachbarschaft, um nur einige zu nennen. Der Bodenrichtwert wird im Allgemeinen alle zwei Jahre von den Gemeinden bekannt gegeben. Der Bodenrichtwert ist nur ein Durchschnittswert, der aus einer Vielzahl von Grundstücksverkäufen errechnet werden kann, oder sich aus Vergleichen mit ähnlichen Immobilien ergibt. Der eigentliche Verkehrswert eines einzelnen Grundstückes wird anhand der individuellen Gegenbenheiten des Bewertungsobjektes ermittelt. Er ist Basis für die Besteuerung von Grund und Boden in Deutschland. Ab 2022 sind die Grundstückswerte kostenfrei unter der Internetadresse https://www.boris-brandenburg.de/boris-bb/ zu einzusehen.


Entwicklung der Bodenrichtwerte

in Groß Kreutz

1991

(DM/m²)

2002

(€/m²)

2012

(€/m²)

2013

(€/m²)

2014

(€/m²)

2015

(€/m²)

2016

(€/m²)

2017

(€/m²)

2018

(€/m²)

2019

(€/m²)

2020

(€/m²)

2021

(€/m²)

2022

(€/m²)

Ortslage 50 DM 50€ 55€ 45€ 50€ 50€ 50€ 80€ 75€ 110€ 110€ 190
Groß Kreutz Ausbau 25€ 25€ 25€ 25€ 25€ 25€ 25€ 28€ 35€ 90€ 110
Gewerbegiet Eichenhain 30€ 30€ 30€ 30€ 14€ 14€ 12€ 14€ 14€ 14€ 14
Ackerland 0,40€ 0,43€ 0,51€ 0,57€ 0,60€ 0,66€ 0,72€ 0,80€ 0,88€ bis 1,20€ 0,81 bis 0,89€
Grünland 0,35€ 0,33€ 0,39€ 0,42€ 0,52€ 0,57€ 0,52€ 0,60€ 0,64€ bis 0,84€ 0,72 €
Wald 0,24€ 0,29€ 0,31€ 0,33€ 0,36€ 0,51€ 0,49€ 0,60€ 0,62 bis 1,00€ 0,59 bis 0,71 €


Quelle: Landkreis Potsdam-Mittelmark, Gutachterausschuss für Grundstückswerte, Potsdamer Straße 18 A, 14513 Teltow. Die Preise für das Gewerbegebiet "Am Eichenhain" sind für die Jahre 2012 bis 2016 erschließungsbeitrags- und kostenerstattungsbetragsfrei. Bodenrichtwerte Stichtag 01.01.2012-31.12.2020

Dies sind die offiziellen Bodenrichtwerte, was im Einzelnen tatsächlich bezahlt wird steht auf einem anderen Blatt. So wird hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, dass für den Quadratmeter in der Straße "Zu den Weiden" schon bis zu 200 € gezahlt werden.

Die Grundsteuer: Im Grundsteuergesetz [11] der Bundesrepublik werden den Gemeinden, auf die in ihrem Gebiet liegenden bebauten, unbebauten, landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzten Flächen erlaubt, Grundsteuern zu erheben. Der § 25 GrStG "Festsetzung des Hebesatzes" gestattet den Gemeinden die Höhe der steuerlichen Belastung festzulegen. Die Gemeinde beschließt zwei Hebesätze und zwar

1. die Grundsteuer A für die Land- und forstwirtschaftlicher Betriebe und

2. für die Grundsteuer B für alle anderen Grundstücke

Der steuerpflichtige Betrag ergibt sich aus der Multiplikation des Grundsteuermessbetrags[12] mit dem Hebesatz. Der Hebesatz für Grundsteuer B im Haushaltsjahr 2021 für die Gemeinde Groß Kreutz (Havel) beträgt 410 v.H.

Beispielrechnung 1: Grundsteuermesszahl beträgt: 8,0 ‰, der Grundsteuermessbetrag beträgt: 400,00 (Einheitswert x Messzahl) bei einem Einfamilienhaus von vor 1924 mit einem Einheitswert von 50.000, daraus ergibt sich eine Grundsteuer von 1.640,00 € / Jahr (Messbetrag x Hebesatz) bei einem Hebesatz von 410 v.H. in Groß Kreutz.

Beispielrechnung 2: Grundsteuermesszahl beträgt: 7,0 ‰, der Grundsteuermessbetrag beträgt: 300,00 (Einheitswert (50.000) x Messzahl) bei einem Einfamilienhaus Neubau, daraus ergibt sich eine Grundsteuer von 1.230,00 € / Jahr (Messbetrag x Hebesatz) bei einem Hebesatz von 410 v.H. in Groß Kreutz.

Weblinks

Fußnoten

Einzelnachweise

  • Kommunalverfassung des Landes Brandenburg (BbgKVerf), §45
  • Hauptsatzung der Gemeinde Groß Kreutz (Havel) vom 17.9.2019
  • Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Potsdam, Jg. 1820, Stück 40, Seite 205

Weblinks

Fußnoten

  1. Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil V Kreis Zauch-Belzig, 1977, Seite 204
  2. http://wiki-de.genealogy.net/GOV/Objekttyp_247#DDR, 04.03.2020
  3. Veröffentlichung im Amtsblatt Nr. 12 in 2021; Inkraft treten 1.12.2021
  4. Rundschreiben des Ministerium des Innern Brandenburg zur Anwendung des Ortsteilrechtes nach §§ 54ff Gemeindeordnung vom 24. März 2003 [nicht online]
  5. Unterlagen zur Bevölkerungsstatistik für die Jahre 1945/48 BLHA 255 Groß Kreutz 1, für 1946/48 BLHA 255 Groß Kreutz 2
  6. heute in der Woiwodschaft Lebus
  7. Wikipedia: Bis 1939 gehörte das Dorf zum Landkreis Friedeberg Nm. im Regierungsbezirk Frankfurt der preußischen Provinz Brandenburg. Zwischen 1939 und 1945 war der Landkreis Teil des Regierungsbezirks Grenzmark Posen-Westpreußen der Provinz Pommern.
  8. Diaspora, altgriech.: Existenz religiöser, nationaler, kultureller oder ethnischer Gemeinschaften in der Fremde, nachdem sie ihre traditionelle Heimat verlassen haben
  9. siehe Punkt 6.11 Denkmale und Denkmalschutz
  10. Runnwerth, Erhard: "Entwicklung der landwirtschaftlichen Strukturen in Groß Kreutz", Teil I Bodenreform; Beitrag im "Gemeindeboten", Nr. 10, Oktober 2017, Seiten 14-15
  11. Grundsteuergesetz (GrStG)
  12. Grundsteuermessbetrag wird durch Anwendung einer Grundsteuermesszahl auf den Einheitswert des Grundstücks berechnet